Hongkong – 05.-07.04.2014

Hongkong_MapDie Karte ist insofern eine Mogelpackung, als sie suggeriert, es gibt in Hongkong unterschiedliche Ortschaften (die schwarzen Punkte). Es handelt sich dabei aber eher um Stadtteile innerhalb eines geschlossenen Stadtgebiets.

Fläche:            1.104 qm
Einwohner:   mehr als 7 Mio.

Das bedeutet eine Bevölkerungsdichte von 6.700 Einwohner/qkm. Aber es gibt Stadtteile in Kowloon mit bis zu 250.000 Einwohnern/qkm. Dabei war bis vor einigen Jahren eine Bebauung mit Hochhäusern in Kowloon gar nicht möglich, weil hier der Flughafen am Hafen lag und Kowloon praktisch Einflugschneise war.

Zu Hongkong gehören 263 Inseln. Die Bebauung mit Hochhäusern, die intensive Landgewinnung weisen auf die dichte Besiedelung hin. Gleichwohl sind nur 25 % der Fläche bebaut. Grund dafür ist, dass Hongkong relativ bergig ist (höchste Erhebung 958 m).

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Auch wir haben Hongkong im Regen erlebt. Genau wie das Brautpaar, dass einen Ort für hübsche Fotos sucht (die Braut hätte gute Chancen bei einem „Miss-Wet-T-Shirt-Wettbewerb“)

Das Klima ist tropisch feucht. Die Winter – von Januar bis März – sind relativ kühl und trocken, die Sommer – April bis September – heiß und regnerisch.

Anders als Singapur mit seiner ethnischen Vielfalt sind 95% der Einwohner Chinesen.

Von 1843 bis 1997 war Hongkong britische Kolonie. Aber Hongkong ist noch für mindestens 50 Jahre ein Autonomie-Status eingeräumt worden. Dies bedeutet z. B. eigene Gesetze und eigene Zölle. Aber der Chief Executive wird durch ein von der Volksrepublik China bestimmtes Wahlkomitee gewählt. In diesem Zusammenhang ist eine Änderung bedeutsam: Bis 1997 unterrichteten die meisten weiterführenden Schulen auf Englisch; das ist seitdem – trotz großer Proteste in der Bevölkerung – verboten und allgemeine Unterrichtssprache ist Chinesisch. Gleichwohl sieht Hongkong in der Bildung und einem hohen Bildungsniveau die einzige Chance, den Lebensstandard zu halten und gegenüber den anderen asiatischen Ökonomien zu konkurrieren. Hongkong verfügt über neun Universitäten und 67 öffentliche Bibliotheken.

Hongkong ist eine der Regionen mit den höchsten Lebenshaltungskosten der Welt. Dies liegt insbesondere auch an den Wohnkosten. Kleine Wohnungen sind üblich, Einfamilienhäuser kaum vorhanden und unerschwinglich. Die Preise für das Wohnen steigen insbesondere durch die Nachfrage von Festland-Chinesen. Denn insbesondere wohlhabende Chinesen versprechen sich Vorteile durch das (Zweit-)Wohnen in der Sonderzone Hongkong.

Hongkong (Ankunft) – 05.04.2014

Wir kommen in Hongkong an und sind überrascht. Die Straßen sind relativ leer, keine Mopeds. Und ganz egal in welche Richtung man schaut: Hochhäuser.

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Es stellt sich heraus, dass unser Hotel ein bisschen „ab vom Schuss“ ist, es stellt einen Shuttle zur Verfügung, wobei wir nicht genau wissen wohin. Aber Versuch macht klug. Wir landen in einem Einkaufsviertel (später werden wir merken, dass es auch relativ egal gewesen wäre, wohin der Shuttle gefahren wäre: man wäre immer in einem Einkaufsviertel gelandet). Wir schlendern durch die Straßen, nichts Asiatisches mehr. Die Menschen laufen busy und ein bisschen schlecht drauf aussehend durch ihre Stadt. Genau wie bei uns, wie Deutsche mit Asiaten-Maske. Das hängt wohl damit zusammen, dass die Menschen hier schon seit 100 Jahren wie in Europa leben. Das Sein bestimmt das Bewusstsein – und den Gesichtsausdruck.

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Nach Vietnam hat man das Gefühl, schon fast zu Hause zu sein. Wir tun uns allerdings schwer, ein Lokal zum Essen zu finden. Einige haben Speisekarten nur in Cantonesisch – evtl. noch mit Untertiteln in Mandarin. Bei anderen wollte man das, was man verstand, nicht essen.

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06.04.2014

Die Gruppe bei der Stadtrundfahrt ist komplett englisch, der chinesische Reiseleiter ist aber eher Hamburger, so dass wir schnell ins Gespräch kommen. Ich spreche ihn auf unseren Eindruck von den Hongkong-Chinesen an. Er bestätigt, dass die Stimmung überwiegend schlecht ist. Vor 20 Jahren konnte man in Hongkong noch durch viel Arbeit auch zu Wohlstand kommen. Das ist für die meisten vorbei. Die Lebenshaltungskosten – insbesondere die Mieten – sind so hoch, dass man auch mit mehreren Jobs nicht wirklich auf einen grünen Zweig kommt.

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Ein Schreiber. Tippt auf einer alten Schreibmaschine Behörendbriefe, hilft bei der Steuererklärung usw.

Im Widerspruch dazu stehen die unendlich vielen Designer-Läden. Wir lassen uns am Ende der Stadtrundfahrt irgendwo absetzen und fahren ein Stück mit der zweistöckigen, historischen Straßenbahn. Ziel ist es, mit der Fähre von Hongkong Island wieder zurück nach Kowloon zu kommen. Allein auf dem Weg zurück zum Hotel stolpern wir über mindestens jeweils drei Cartier- und Dior-Läden.

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Straßen und Unterführungen (es regnet) sind voll mit phillipinischen Frauen, die hier Picknick machen, sich gegenseitig fotografieren, Spaß haben. Es ist Sonntag und die Hausmädchen nutzen ihren freien Tag für Begegnungen – und das am liebsten in großen Massen. Ganze Stadtviertel sind in philippinischer (Frauen-)Hand. Wir können uns nur so durch die kleinen Frauengruppen bewegen, wie zur Freimarktszeit im Hauptbahnhof.

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Angebote von phillipinischen Hausmädchen bei einem Vermittler

Wir versuchen ein chinesisches Restaurant. Anders als bei uns, keine plüschige Deko, Neon-Licht und nur chinesische Gäste. Die ohnehin schon ungewohnt hohe Lautstärke wird verstärkt durch das Personal. Man weiß nicht genau, weshalb die sich so laut über große Distanzen etwas zubrüllen. Die Karte weist allerlei Spezialitäten auf, Vogelnester in verschiedenen Variationen, Füße vom Spanferkel, Seegurken, Seeschlangen (serviert mit zwei Köpfen) und allerlei anderes matschiges Getier. Wir gehen mit Hühnchen auf Nummer sicher.

07.04.2014

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Heute laufen wir uns die Füße wund. Es geht zu Fuß ins historische Museum. Aktuell wird hier auch eine Foto-Ausstellung mit Aufnahmen aus dem historischen Hongkong gezeigt. Viele Bilder erinnern uns an das aktuelle Vietnam. Dort gibt es immer noch – insbesondere noch in Saigon – alte Kolonialbauten (in Hongkong hat man gerade eines wieder nachgebaut). Auch Bilder aus der Zeit, als es in Hongkong noch Landwirtschaft gab, erinnern an die Reisfelder in Vietnam.

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Nach dem Museum machen wir einen großen Bogen und laufen durch Stadtviertel, in die sich sonst wohl kaum ein Tourist verirrt. Wirkt ein bisschen wie das Gröpelingen von Hongkong und steht im Kontrast zu den blinky-blinky-Vierteln.

Um 20:30 Uhr startet der Transfer zum Flughafen …

Kleine Anekdote am Rande: Susan war fest der Meinung, wir fliegen erst am 08.04. Deshalb haben wir unseren Ausflug völlig entspannt genossen. Als wir dann irgendwann zurück im Hotel waren und ich sicherheitshalber noch einmal nachgesehen habe, hatten wir gerade noch drei Stunden für Duschen und Koffer packen