Myanmar – Yangon (28.02.-01.03.2016)

Myanmar

Fläche: 676.578 qkm (zum Vergleich BRD: 357.340 qkm)
Einwohner: 52 Mio. (zum Vergleich BRD: 81 Mio.)
76 Einwohner / qkm (zum Vergleich BRD: 227)
BIP/Einwohner 832 Dollar (zum Vergleich BRD: 44.999 Dollar)

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Unsere Reiseroute

Das Land ist seit 1948 unabhängig, stand seit 1962 unter einer Militärherrschaft, die 2011 einen zivilen Präsidenten einsetzte. Die Umbenennung von Burma in Myanmar erfolgte 1989.

Myanmar ist ein Vielvölkerstaat. Größte Bevölkerungsgruppe sind die Birmanen (70%).

  • Buddhisten: 87 %
  • Christen: 5,6 %
  • Muslime: 3,6 %3-DSC01057

Militärregime

Ursache der Armut des Landes ist insbesondere der hohe Grad der Korruption. In der internationalen Statistik belegte Myanmar 2011 den unrühmlichen vorletzten Platz von 183 Staaten. Die offiziellen Handelsbilanzen geben die tatsächlichen Werte nur unzureichend wieder, weil der Schmuggel  an den Grenzen zu China, Thailand, Indien und Bangladesch eine große Rolle spielt. Dazu gehört auch Rauschgift; Myanmar ist eines der größten Anbaugebiete für Schlafmohn (Opium) und einer der größten Produzenten von künstlichen Rauschmitteln (Amphetaminen). An Produktion und Handel mit Rauschgift verdienen auch Militärs.

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Yangon

In Myanmar vollzieht sich gerade der Wechsel von einer Militärdiktatur zu einer Demokratie. Ziel ist insbesondere auch eine Lockerung der Handelsblockaden. Einige Etappen:

  • Mai 2008: Neue Verfassung (immer noch mit starken Vorrechten des Militärs)
  • 07.11.2010: allgemeine Wahlen
  • August 2012: Presseveröffentlichungen müssen nicht mehr vorher der Zensurbehörde vorgelegt werden (die Behörde gibt es aber immer noch)
  • 2013: Freilassung von politischen Gefangenen
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Yangon

Mit einem Militärregime verbindet man eine auf Gewalt basierende, korrupte und auf jeden Fall eher nüchterne, weltlich orientiert Politik. Nicht so in Myanmar. Viele skurrile Entscheidungen basieren auf Prognosen des Wahrsagers des Präsidenten und sind Beispiele für die unglaubliche Verschwendung von Ressourcen in diesem armen Land:

  • Dem Präsidenten Ne Win wurde 9 als Glückszahl präsentiert. Ohne große Vorbereitungen ließ der Präsident 1964 neue Geldscheine drucken mit Werten, die durch 9 teilbar sind: 45, 90 usw. Das bisherige Geld wurde einfach entwertet (und nicht etwa umgetauscht). Erst 1994 gab es wieder 20-, 50- und 100-Kyat-Noten.
  • Ne Win wurde prophezeit, dass er auf einer linken Straßenseite mit dem Auto verunglücken würde. Daraufhin wurde dem Land 1970 von heute auf morgen Rechtsverkehr verordnet. Da aber alle Fahrzeuge mit Rechtsteuerung versehen waren (und die aktuellen Fahrzeuge es auch heute noch sind), war das nicht unbedingt ein Beitrag zur Verkehrssicherheit. – Dass der Präsident nicht mit dem Auto verunglückt ist, kann als Qualität der Vorhersage und als Bestätigung der Richtigkeit der Entscheidung für die Umstellung gewertet werden.

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  • Entsprechend absurd ist der Neubau einer ganzen Hauptstadt (siehe unten > Yangon)

Yangon

Yangon (Rangun) ist mit über 5 Mio Einwohnern die größte Stadt Myanmars. In der tropischen Klimazone gelegen, beträgt die durchschnittliche Temperatur das ganze Jahr über zwischen 25 und 30 Grad.

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Yangon: Ein unendlicher Markt am Straßenrand

1930 wurde die Stadt durch ein Erdbeben und eine nachfolgende Flutwelle weitgehend zerstört.

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Infrastruktur teilweise noch aus der Kolonialzeit. Bahnhof in Yangon

Als Birma 1948 von Großbritannien unabhängig wurde, war Rangun Hauptstadt des Landes. 1989 wurde die Stadt in Yangon umbenannt (ebenso wie das Land Birma in Myanmar umbenannt wurde). 2005/2006 wurde die Hauptstadt nach Naypyidaw  verlegt.

Der Wahrsager des Präsidenten sagte eine Invasion der Amerikaner vorher. Daraufhin wurde die Hauptstadt 320 km in das Landesinnere verlegt. Noch nicht einmal „auf der grünen Wiese“, sondern eher in einem Sumpfgebiet wurde eine völlig neue (Haupt-)Stadt gebaut. Am 22.03.2006 war der Umzug in die künstliche Stadt Naypyidaw offiziell abgeschlossen. Außer den Regierenden und Verwaltungsangestellten wohnt hier kaum jemand. Die breiten Prachtstraßen werden praktisch nicht genutzt, Fußwege und Straßen aber immer peinlich sauber gehalten. Die offizielle Angabe von 1 Mio. Einwohnern gilt als deutlich übertrieben.

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Baptisten-Kirche

28.02.201

Unser Flug führt uns zunächst nach Bangkok. 6 Stunden Zeitverschiebung bedeutet mittags los fliegen und nach 10 Stunden früh morgens ankommen, im Flugzeug noch Frühstück. Weiter nach Yangon, eine halbe (!) Stunde Zeit wieder zurück und nun im Flugzeug um Ortszeit 08:30 Hühnchen mit Reis. Welcher Körper kommt da nicht durcheinander.

Auf dem Flughafen in Yangon erwartet uns ein Duft von Reinigungsmitteln, wie man ihn (altes Vorurteil) früher in sozialistischen Ländern erlebt  hat, außerdem 35 Grad und hohe Luftfeuchtigkeit. Der Weg vom Flughafen zum Hotel ist gar nicht weit, braucht aber eine gute Stunde. Die Stadt steckt im Dauerstau. Wir hören, dass noch vor drei Jahren kaum Autos auf den Straßen zu sehen waren. Nur Fahrräder und ein paar Mopeds. Die Regierung hat auf die Zunahme des Autoverkehrs reagiert: Fahrräder und Mopeds sind in der Innenstadt verboten. Konsequent.

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Markthalle in Yangon

3-DSC00876Wir nehmen auf eigene Faust Kontakt auf mit Yangon und seinen Menschen. Die Leute scheinen sich gegenseitig alles Mögliche zu verkaufen.

29.02.2016

Chauk (Kyauk) Htat Gyi (der liegende Buddha)

Chauk Htat Gyi (liegender Buddha)
Chauk Htat Gyi (liegender Buddha)

Es handelt sich um den zweitgrößten liegenden Buddha in Myanmar: 70 Meter lang und 30 Meter hoch. Der Vorgänger – 1907 gestiftet von einem Kaufmann – wurde 1966 renoviert. Stolz ist man auf die Glasaugen, die in Myanmar hergestellt wurden.

In der Halle des Chauk Htat Gyi (liegenden Buddhas)
In der Halle des Chauk Htat Gyi (liegenden Buddhas)

Karaweik Palast

Karaweik-Palast - Hier finden u.a. Konzerte statt
Karaweik-Palast – Hier finden u.a. Konzerte statt

Im Kandawgyi-Naturpark in der Stadt 1970 errichtet.

Botataung Pagode

4-DSC0108206-DSC01056Wir schauen uns die Reliqiuen – u. a. Haare des Buddha, die vor mehr als 2.000 Jahren noch zu Lebzeiten des Buddhas nach Birma gelangt sind – an und gehen in einem Zickzack-Gang in der Pagode um den Reliquien-Schrein herum. Bis unter das Dach ist dieser Gang vergoldet.

 

 

Shwegadagon-Pagode

Shwedagon-Pagode
Shwedagon-Pagode

Das wohl bemerkenswerteste Denkmal der Stadt ist diese 98 Meter hohe und mit Blattgold überzogene Pagode. Die Pagode wurde zur Aufbewahrung von 8 Haaren Buddhas und einiger anderer Reliquien erbaut. Die ältesten Teile stammen aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. Seit 1564 wurde die Pagode durch acht Erdbeben immer wieder beschädigt. Während eines Bebens im Jahr 1786 stürzte der gesamte obere Teil ab. 

Shwedagon-Pagode
Auf dem Areal der Shwedagon-Pagode

Ein wahrhaft magischer Ort, dem man sich nicht entziehen kann. Es handelt sich um ein riesiges Areal mit der goldenen Stupa als Mittelpunkt. In der Kuppel lagern Gold und Juwelen von unschätzbarem Wert. Es handelt sich um Spenden an die Pagode. Neue Spenden sind nur möglich, wenn die Kuppel repariert werden muss.

Shwedagon-Pagode
Shwedagon-Pagode – überall Menschen im Gebet
Shwedagon-Pagode
Shwedagon-Pagode

Konfuzius sagt ….

… hast Du Zeit, dann nimm das Auto, sonst gehe zu Fuß. Es muss der junge Konfuzius sein, den Autos dürfen erst seit 2012 importiert werden. Das, was wir jetzt sehen, kann man als das Ergebnis einer rasanten Entwicklung beschreiben. Seitdem gibt es mehr als 200 Autohäuser in Yangon, denen es erfolgreich gelungen ist, für Stillstand auf den Straßen zu sorgen.

Korruption

Uns wird die Korruption in Myanmar. erklärt Es gibt zwei Arten:

  1. Die Korruption, um zu überleben
  2. Die Korruption, um Millionär zu werden.

Zur ersten Kategorie wird z. B. ein Polizist gerechnet, der ein Auto stoppt, weil es bei Rot über die Ampel gefahren ist. Der offizielle Tarif liegt wohl bei ca. 50 Dollar, aber er lässt mit sich handeln und wenn man Glück hat, kommt man mit 5 Dollar – für den Polizisten – davon. Sein Monatslohn liegt unter 150 Dollar.

Einkommen

Das Einkommen z. B. eines Lehrers beträgt 150 Dollar im Monat. Eine Wohnung in Yangon kostet aber ca. 300 Euro. Es gibt also keine Single-Haushalte in Myanmar, sondern mehrere Generation teilen sich mit Onkel und Tante eine Wohnung.

Hafen

Tagelöhner. Ein Mann schafft am Tag ca. 150 Säcke Reis und erhält dafür ca. 5 Dollar
Tagelöhner. Ein Mann schafft am Tag ca. 150 Säcke Reis und erhält dafür ca. 5 Dollar

Am Hafen sehen wir Tagelöhner beim Entladen der Boote aus dem Delta, die Reis in die Stadt bringen. Die Säcke wiegen einen Zentner, ein Mann schafft am Tag ca. 150 Säcke und erhält dafür ca. 5 Dollar.

Die kleinen Schiffe fungieren als gemischte Waren- und Menschen-Transporter und pendeln zwischen dem Delta und Yangon. Aus dem Delta kommt insbesondere Reis nach Yangon.

Passagier-Abteile auf dem Schiff zum Delta
Passagier-Abteile auf dem Schiff zum Delta

Wir “besichtigen” ein solches Schiff. Die Passagiere haben sich teilweise schon eingefunden. Jede Familie hat eine kleine Box zum kauern, liegen, hocken …

Solidarität

Die Solidarität in der Gesellschaft ist groß. Unsere Begleiterin lädt einige Tagelöhner zum Essen ein. Sie erzählt uns mehrere Beispiele, wie der soziale Ausgleich in der Gesellschaft durch Spenden usw. funktioniert. Trotzdem: Wer im Alter krank wird, hat meist keine Chance, weil Arbeiten zum Überleben gehört. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt unter 70 Jahren.

08.03.2016 – Noch eine Nacht in Yangong

Kaba-Aye-Pagode
Kaba-Aye-Pagode
Noch eine Pagode
Kaba-Aye-Pagode
Kaba-Aye-Pagode

Von Heho geht es mit dem Flugzeug zurück nach Yangong. Auf dem Weg vom Airport Yangon zum Hotel – der die meiste Zeit in Staus besteht – besuchen wir die erst in den 50er Jahren gebaute Kaba-Aye-Pagode.

 

Kaba-Aye-Pagode

Mein kleiner Fan
Mein kleiner Fan

Hier dauert es nicht lange und ich werde für Fotos „gebucht“. Die Burmesen finden es toll, mit einem Riesen fotografiert zu werden. Ich habe aber auch meinen Spaß, verabschiede mich aber irgendwann freundlich aus der Menschentraube.

Kaba-Aye-Pagode

09.03.2016 – Wir verlassen Myanmar

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El Nino

Wegen der Staus haben wir auf dem Weg zum Airport Yangon viel Zeit im Auto. Wir hören, dass die Wasserknappheit inzwischen ein großes Problem ist. Selbst in Yangon ist in einigen Stadtteilen Wasser nicht ganztägig verfügbar. Viele Dörfer haben schon jetzt kein Trinkwasser mehr. Und die Regenzeit, mit der normalerweise ab Mitte April zu rechnen ist, wird sich verspäten. Solche Auswirkungen von El Nino hat es zuletzt im Jahr 2000 gegeben (ähnlich übrigens in Namibia).