Die Stadt hat ca. 8,3 Mio Einwohner (in der Metropol-Region leben etwa 15 Mio). Mit 17 Mio ausländischen Touristen ist Bangkok (nach London) die am zweit häufigsten besuchte Stadt der Welt.
Nach Kambodscha und insbesondere Myanmar finden wir uns in einem modernen Land und einer pulsierenden Großstadt. Achtspurige Highways über den normalen Straßen und darüber fährt dann noch der Skytrain, eine schnelle S-Bahn. Moderne Shopping-Center unterscheiden sich nur marginal von Weser-Park und Co. Im Unterschied zu Yangon kann man unter bis zu fünf Spuren eine wählen, in der man im Stau stehen möchte.
Sonntagsprogramm
Wir haben heute noch kein Programm und machen uns zu Fuß auf den Weg. Man hat oft das Gefühl, dass es nicht weitergeht, aber wenn man die Hemmung verloren hat, durch private Hinterhöfe zu gehen, erreicht man sein Ziel, auch wenn wir eigentlich keines haben. Spätestens in China-Town wird uns bewusst, dass Sonntag und alles geschlossen ist.
Wir laufen hier durch einen Bezirk, in dem mit Ersatzteilen von Autos gehandelt wird. Wenn das die zu verbauenden Ersatzteile sind, möchte man die defekten Teile lieber nicht sehen.
Dies ist sicher eine Gegend, in der man sich auch in der Woche gut bewegen kann, ohne mit Verkaufsabsichten konfrontiert zu werden. Anmache wie „Wolle Hintelachse kaufen“ oder „Blauche Getliebe? mache gute Pleis“ kann man sich kaum vorstellen.
Tuc-Tuc-Trouble
Eigentlich wollten wir mit dem Boot zum Hotel zurück, aber ein Tuc-Tuc-Fahrer, den wir nach dem Weg fragen, macht uns ein Angebot, dass man nicht ablehnen kann. Wir sind gemütliche Tuc-Tucs aus Sein Reap schon gewohnt und konnten daher nicht ahnen, dass in den hiesigen Tuc-Tucs Formel-1-Motoren getestet werden und wir ausgerechnet an einen Fahrer geraten, der durch ständiges Training hofft, seinem Traum als Rennfahrer etwas näher zu kommen. Da am Sonntag nicht viel Verkehr ist, hat er die Möglichkeit, uns von seinen Fahrkünsten zu überzeugen.
Wenn es trotzdem nicht schnell genug geht, wechselt er auf der vier- bis sechsspurigen Straße einfach in den Gegenverkehr und übt hier Slalom um die entgegenkommenden Fahrzeuge. Nun haben wir endgültig Schweißflecken bis zu den Kniekehlen. Als wir endlich ankommen, wundert er sich über den ausbleibenden Applaus unsererseits. Aber wir sind froh, diesen Höllenritt beendet zu haben.
Wir fahren später noch zweimal Tuc-Tuc. Immer aufregend, aber nie wieder geraten wir an ein Fahrzeug mit solch starker Motorisierung.
14.03.2016
Königspalast
Und ich hatte gedacht, der Peterspalast in St. Petersburg ist das Maß aller Dinge, was Prunk angeht. Aber der Königspalast legt die Messlatte vielleicht noch ein bisschen höher.
Viel Gold ist verbaut und die kunstvollen Bearbeitungen der Oberflächen atemberaubend. Natürlich sind wir hier nicht allein, sondern teilen uns das großzügige Palastgelände insbesondere mit zahlreichen Horden von Chinesen.
Unsere thailändische Begleiterin weist aber immer wieder darauf hin, dass wir viel Glück haben, weil es noch nicht so voll ist. Was sie damit meint, wird klar, als wir die Palastanlage verlassen. Ein unüberschaubares Menschenmeer begehrt Einlass, es gibt lange Schlangen vor dem Tor. Schnell weg …
Fahrt durch die Thonburi Khlongs
Aufgrund seiner zahlreichen Kanäle wurde Bangkok früher auch „Venedig Asiens“ genannt. Abgesehen vom Chao-Phraya-Fluss, der Bangkok durchquert, ist davon nichts mehr zu sehen. Erst eine Fahrt durch die Khlongs vermittelt einen Eindruck vom Leben an den Kanälen.
15.03.2016
Unser erstes Ziel liegt ca. 100 km süd-westlich von Bangkok. Die „Atmosphäre“ auf den Landstraßen (meist mindestens vierspurig) hat nichts mit denen der Nachbarländer Kambodscha oder Myanmar gemeinsam.
Wir befinden uns in einem modernen Land, die Unterschiede zu Deutschland sind eher klimatisch begründet. Man könnte meinen, man fährt durch Andalusien.
Nach etwa 70 km fahren wir durch Mae Klong. Hier gibt es einen Markt der unmittelbar an einem Eisenbahngleis liegt. Achtmal am Tag fährt hier der Zug durch. Die Händler haben Routine darin, ihre Marktstände in Sicherheit zu bringen. Als wir dort sind, kommt leider gerade kein Zug. Aber die Durchfahrt ist auf einigen Youtube-Videos zu sehen. https://www.youtube.com/watch?v=QIqoK-xaW84
Damnoen Saduak Floating Market
Mit einem Longtail-Boot geht es durch die Kanäle zum Floating Market. Hier wird noch tatsächlich aus dem Boot heraus verkauft, auf den Booten gekocht, gekauft und gegessen. Inzwischen ist das natürlich kein touristischer Geheimtipp mehr und der Markt hat sich auf dem „Festland“ erweitert.
Phra Pathom Chedi in Nakhon Pathom
Hier handelt es sich um nicht mehr und nicht weniger als die größte Pagode der Welt. 127 Meter hoch und mit einem entsprechenden Durchmesser. Da hat man Verständnis, dass auf eine Vergoldung verzichtet wurde und die Pagode mit Keramikfliesen versehen ist. Die Ursprünge der Pagode reichen in das 700 Jahrhundert zurück. Die Ruine wurde erst im 19. Jahrhundert wiederentdeckt und renoviert.
16.03.2016
Sukhotai Traimit (der goldene Buddha)
Im Wat Traimit am Rande von China Town befindet sich der größte goldene Buddha der Welt. Vor über 700 Jahren gefertigt, etwas mehr als 3 Meter hoch und 5,5 Tonnen schwer, eine beeindruckende Statue. Der Kopf ist aus fast reinem Gold, nach unten nimmt der Goldanteil aus Stabilitätsgründen etwas ab. Aber als Altersversorgung dürfte es reichen …
Dabei hatte man das Gold einfach vergessen. Um den Wert des Buddha zu verschleiern wurde er mit Gips überzogen – wann ist nicht bekannt. Erst 1955 wurde das Gold im Rahmen von Renovierungsarbeiten wiederentdeckt.
Wat Pho
Dieser Tempel liegt unmittelbar südlich des Königspalasts und stammt aus dem 17. Jahrhundert. Hauptattraktion ist ein 46 langer und 15 Meter hoher liegender, vergoldeter Buddha.
Auf dem Tempelgelände gibt es auch eine kleine Schule. Wir haben hier in Asien die ersten übergewichtigen Kinder gesehen. Eine Folge des in Bangkok überall auch angebotenen „modernen“ Fastfoods als Alternative zu den traditionellen Garküchen.
Wat Benchamabophit („Marble Temple“)
Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts ließ der damalige König hier in einem Gartengelände die Tempelanlage errichten. Nach dem großen goldenen Buddha wirkt der Haupt-Buddha für uns schon fast etwas bescheiden (nur 2,5 Tonnen vergoldete Bronze).
Ein im Jahr 1900 ausgehobener Graben dient zur Trennung der Wohnbereichs der Mönche vom „heiligen Bereich“.
Fläche: 181.000 qkm (etwa halb so groß wie Deutschland)
Einwohner: ca. 14 Mio.
BIP/Einwohner (2010): 931 Dollar (etwas höher als Myanmar)
Ankunft in Siem Reap – 09.03.2016
Da es aus Myanmar -noch- wenig Direktflüge ins Ausland gibt, fliegen wir über Saigon nach Siem Reap. Als wir aus dem Flieger steigen, erwischt uns ein heißer Föhn. Es sind zwar „nur“ etwa 38 Grad, aber um die 90 % Luftfeuchtigkeit. Bei diesen Wetterbedingungen werden wir in den nächsten Tagen in und auf alten Tempel herumkraxeln.
Siem Reap ist eine Touristenhochburg, die Innenstadt ein Ballermann in Südostasien. Kambodscha wird von knapp 5 Mio. Touristen besucht. Man kann davon ausgehen, dass fast alle wegen Angkor Wat kommen, also auch Siem Reap besuchen (offizielle Einwohnerzahlen gibt es nur aus 2005: 175.000). Zum Vergleich: Nach Myanmar kommen nur etwas mehr als 1 Mio Touristen, die sich auf das ganze Land verteilen (die offiziellen Angaben der Regierung von Myanmar sollen deutlich zu hoch angesetzt sein).
10.03.2016 – Angkor Wat und Angkor Thom
Im 10. Jahrhundert wurden unter dem König Yasovarman I. Bewässerungsanlagen und Stauseen angelegt, die dreimalige Reisernten pro Jahr ermöglichten und den Reichtum des Khmer-Reichs begründeten.
Angkor Wat
Im 12. Jahrhundert wurde schließlich Angkor Wat als private Tempelanlage des Königs errichtet. Von einem hinduistischen Tempel wandelte sich die Nutzung im späten 13. Jahrhundert zu einer buddhistischen Kultstätte. Die gesamte Anlage ist 1,5 km breit und 1,3 km lang und von einem künstlichen (!) zwischen 170 und 190 Meter breiten Wassergraben umgeben.
Da die Wohnhäuser – inkl. des Königspalasts – damals aus Holz gebaut wurden, ist nur die als Angkor Wat bekannte Tempelanlage erhalten geblieben.
Der größte Turm ist 65 Meter hoch. Es erscheint unvorstellbar, wie in der damaligen Zeit ein solches Bauwerk errichtet werden konnte.
Dabei geht es nicht nur um den Transport und den Aufbau der großen Sandsteinblöcke. Praktisch jeder Teil der Oberfläche ist von Steinmetzen bearbeitet und mit Figuren, Ornamenten und ganzen Geschichten verziert. Allein die Basisreliefs auf der dritten Ebene weisen eine Fläche von 1.000 qm auf.
Angkor Thom
Nur 1,5 km von Angkor Wat entfernt wurde ab Ende des 12. bis Anfang des 13. Jahrhunderts Angkor Thom als neue Hauptstadt errichtet.
Mit einer Seitenlänge von 3 km war sie noch größer als Angkor Wat. Es wurden ebenfalls Wassergräben ausgehoben (100 Meter breit) und eine 8 Meter hohe Stadtmauer errichtet. Und das zu einer Zeit, als noch nicht einmal der Klappspaten erfunden war.
11.03.2016 – Noch mehr Tempel
Von den beiden großen Tempeln hatten wir ja schon gehört. Was sollte heute also noch kommen?
Ta Prohm
Diese Tempelanlage liegt nur ca. 2 km nordöstlich von Angkor Wat. Errichtet wurde die Anlage vom späten 12. bis in das 13. Jahrhundert hinein, fällt also in die Zeit von Angkor Thom. Hier wurden sowohl hinduistische als auch buddhistische Motive „verbaut“. Ein Zeichen, dass die Religionen hier friedlich nebeneinander „funktioniert“ haben. Die äußere Begrenzung umfasst ein Gebiet von 60 ha. Hier sollen mal rund 12.000 Mönche gelebt haben.
Das besondere an Ta Prohm ist, dass die Anlage nur wenig restauriert wurde. Man entschied sich, die Anlage nicht von dem Urwald zu befreien, der von Ta Prohm bereits teilweise Besitz ergriffen hat. Das sorgt für eine ganz besondere Stimmung, die auch Filmemacher inspiriert hat. So wurde hier ein Teil von Tomb Raider gedreht (der Film, der Angelina Jolie endgültig bekannt machte), weil man diese Kulisse in keinem Studio der Welt besser hinbekommt.
Pre Rup
Diese Shiva geweihte Tempelanlage stammt bereits aus dem 10. Jahrhundert. Auf einer Grundfläche von 127 x 117 Metern wurde eine steile Pyramide errichtet (die wir tapfer erklimmen) und darauf fünf Türme. Hier wurde sowohl Sand- als auch Backstein verwendet.
Banteay Srei
Auch nur 23 km von Angkor Wat entfernt und Mitte des 10 Jahrhunderts als hinduistischer Tempel erbaut, gilt Banteay Srei als einer der kunstvollsten Tempel mit einer Ausdehnung von jeweils ca. 200 Metern. Die inneren Bauten sind aus einem rosa Sandstein errichtet. Die Anlage wurde 1914 eher zufällig wiederentdeckt und in den 30iger Jahren restauriert.
Neak Pean
Klein aber oho. Für diese relativ kleine Kultstätte wurde Ende des 12. Jahrhunderts extra eine künstliche Insel erschaffen. Das künstliche Staubecken enthält inzwischen viele (wieder) abgestorbene Bäume und liefert eine skurrile Kulisse.
Preah Khan („Heiliges Schwert“)
Der Tempelkomplex stammt ebenfalls aus dem späten 12. Jahrhundert und ist einer der bedeutendsten Flachtempel. Er ist nur 2 km von Neak Pean entfernt und dehnt sich mit seinen zahlreichen Bauten über eine Fläche von 750 x 900 Meter aus.
Hass auf die Vietnamesen
Die Bilder passen zwar nicht zum Text, illustrieren aber noch einmal die beeindruckenden Tempel in und um Angkor Wat.
Unsere Begleiterin erzählt, dass Angkor Wat seit ca. 1990 für 99 Jahre an die Vietnamesen verpachtet sei, das Geld aus den Einnahmen (ein 3-Tages-Ticket kostet 40 Dollar) also an die Vietnamesen fließe, nur 30 % dürfen die Khmer behalten.
Hintergrund: Die Vietnamesen sind Anfang 1979 – nach Grenzverletzungen der Roten Khmer – in Kambodscha einmarschiert und haben das Land von dem Terror-Regime befreit. Sie haben das Land dann aber auch einige Jahre besetzt. Die letzten Truppen haben Kambodscha erst 1989 verlassen. Zeitlich wäre ein Zusammenhang des Angkor-Wat-Vertrags mit dem Truppenabzug also plausibel.
Die alten Leute wären den Vietnamesen wegen der Befreiung auch dankbar. Aber das sei nicht richtig.
Der Hass unserer Begleiterin geht so weit, dass sie einen ihrer Landsleute vor Angkor Wat anpflaumt, dass er bei Gartenarbeiten einen vietnamesischen Hut – den flachen Kegel aus Bambusblättern – trage. Wie könne er das tun, gerade im Angesicht von Ankor Wat, dass die Vietnamesen gestohlen hätten.
Außerdem hätten die Vietnamesen im Grenzgebiet ein riesiges Waldgebiet ebenfalls für 99 Jahre bekommen, dass sie nun abholzen.
Wir kommen dann noch an einer riesigen Baustelle vorbei; es wird ein Hotel-Komplex mit über 1.000 Betten errichtet. Von einem vietnamesischen Investor. Für unsere Begleiterin ein weiterer Beleg für die Ausbeutung durch die Vietnamesen.
Ich bin mir sicher, dass die Vietnamesen sich ihren Einmarsch und vor allem den Rückzug haben bezahlen lassen und dass sie sicher bei der Ausgestaltung der Reparationen auch kreativ gewesen sind. Aber ich versuche die Geschichte von Angkor Wat zu verifizieren. Gar nicht so einfach. Aufgedeckt wurde der Deal wohl durch einen Radiobericht im Jahr2014. Dies wurde jedoch dementiert. Richtig sei, dass die Rechte für den Ticket-Verkauf an die Firma Sokimex abgegeben wurden. Die Firma gehört einem Khmer mit vietnamesischer Abstammung. Und im Dementi tauchen auch die 30 % wieder auf. Allerdings umgekehrt. Sokimex erhalte 30 % und dürfe davon für die Verkaufslogistik eine Provision von 15 % behalten, die restlichen 15 % gehen in einen Fond zur Restaurierung.
Die Angelegenheit bleibt unklar, denn weshalb sollte Kambodscha ausgerechnet den logistisch einfachen Verkauf von Tickets outsourcen?
Der Ticket-Verkauf ist übrigens einfach gelöst. Für alle Tempel-Anlagen zusammen kann man an einer zentralen Stelle einen 3-Tages-Ausweis für 40 Dollar kaufen (oder 1 Tag = 20 Dollar, 1 Woche = 60 Dollar). Ohne diesen Ausweis hat direkt vor den Tempeln keine Chance hereinzukommen. Das muss man wissen und den Ort der Verkaufsstelle kennen (auf der Straße zwischen Siem Reap und Angkor War). Ein Online-Kauf ist nicht möglich.
Der Hass der Khmer auf die Vietnamesen zeigte sich bereits einmal deutlich: Weil der Vietcong im Vietnam-Krieg seinen Nachschub in den Süden über Kambodscha organisierte (sog. Ho-Chi-Minh-Pfad), wurde auch Kambodscha von den Amerikanern bombadiert. Dafür und für eine allgemeine Wirtschaftskrise wurden die Vietnamesen verantwortlich gemacht. 1970 wurde mobil gemacht, um die Vietnamesen aus dem Land zu vertreiben. In diesem Zusammenhang kam es auch zu Massakern an den in Kambodscha lebenden ethnischen Vietnamesen. Bekannt wurde dies, als am 15.04.1970 800 ermorderte Vietnamesen im Mekong trieben.
Und eigentlich gehört Angkor Wat den Thailändern …
… meinen zumindest einige Thailänder auch heute noch. Hintergrund ist, dass Kambodscha im Zuge des siamesisch-vietnamesischen Krieges Mitte des 19. Jahrhunderts zu Thailand gehört. Dort war man so begeistert von Angkor Bat, dass man die Tempelanlagen in Kambodscha abbauen und in Thailand wieder aufbauen wollte. Dieser Plan wurde dann doch nicht umgesetzt, aber im Königspalast in Bangkok ein Modell der Tempelanlagen errichtet (hier hören wir auch von dieser Geschichte). Die Khmer sollen also froh sein, dass der Tempel noch auf ihrem Gebiet steht, aber gehören tut er ihnen nicht mehr, weil er ja mit erobert wurde ….
Auf dem Weg vom Airport in Heho zum Inle Lake machen wir einen kleinen Umweg und besuchen die Pindaya-Höhlen.
Was macht man in Myanmar, wenn man eine Tropfstein-Höhle findet?
Man stellt Buddhas hinein. Die Pindaya-Höhlen – die größte ist 150 Meter lang – beherbergen ca. 8.000 Buddha-Figuren in unterschiedlichen Größen, fast immer vergoldet (und wahrscheinlich aus Mandalay). Die älteste Figur stammt von 1773. In dem Labyrinth aus Gängen und großen Hallen sind aber auch sehr viele neue Buddhas zu sehen. Zu erkennen an dem Schild unter dem Buddha mit dem Namen des Spenders (darunter auch einige Deutsche) und dem Jahr der Buddha-Spende. Momentan ist die Höhle voll, es gibt also keine Möglichkeit, hier sein Kharma durch Installation eines Buddha zu verbessern. Geld wird aber auch gern genommen.
Der Umweg hat sich gelohnt. Die Stimmung in der Höhle ist schon etwas Besonderes. Auch der Blick vom Berg auf die Nget-Pyaw-Taw-Pagode lohnt sich.
Straßenräuber
Immer wieder gibt es an den Straßen kleine Stationen, an denen Maut zu bezahlen ist. Meist wird nur die Geschwindigkeit etwas verringert und ein Geldschein aus dem Fenster gehalten, der von einem freundlichen Menschen gern entgegengenommen wird. Keine Quittung, nichts … Hoffen wir mal, dass das Geld auch richtig ankommt. Neben dieser Maut gibt es noch eine Reifensteuer. Benzin ist dagegen – für unsere Verhältnisse – billig, ca. 50 Cent/Liter.
Manchmal wird auch eine Art „Gebietssteuer“ (oder – für uns geläufiger – „Kurtaxe“) erhoben. Bei Einfahrt in die Region des Inle-Lakes sind das immerhin ca. 10 Euro pro Person (aber auch mit Quittung).
Inle Lake
Der Inle-See im Shan-Staat liegt zentral in Myanmar und hat eine Ausdehnung von ca. 22 km in der Länge (Nord-Süd) und heute noch 8 km in der Breite. Der See ist einmal 12 km breit gewesen. Versandung durch den Zufluss aus den Bergen ist dafür eine Hauptursache. Der See liegt etwa 875 Meter hoch, besitzt einen zu- und einen Abfluss. Südlich des Sees befindet sich ein Stausee, dessen Wasserkraftwerk rund 65 % zur Energieversorgung Myanmars beiträgt.
07.03.2016 – Inle Lake
Wir bewegen uns heute den ganzen Tag mit dem Longtail-Boat auf dem Inle-Lake und lernen das Folk der Intha kennen. Um mit dem saisonalem Hoch- und Niedrigwasser zurecht zu kommen, lebt das Volk in Pfahlbaudörfern mit schwimmenden Gemüsegärten. Legendär sind die Fischer, die mit einem Bein ihr Paddel halten und Navigieren ihre Reuse zum Fischen in Position bringen.
Ich hätte gedacht, dass dies heute nur noch Folklore ist. Aber schon auf dem halbstündigen Weg zum Hotel hatten wir die ersten Fischer gesehen. Die verbinden auch heute noch ihren Job mit beeindruckender Artistik.
Weberei
In der Ko Than Hlaing-Weberei werden wir Zeuge des gesamten Produktions-prozesses. Wir helfen aus den Stengeln der Lotus-Pflanze die begehrte Seide zu extrahieren, schauen beim Spinnen und beim Weben zu.
Einige Weberinnen haben Pause und laden uns zu einer Tasse Tee ein. Meine Tasse wird mit Tee gefüllt, sorgfältig mit den Fingern am Rand gereinigt und dann wird der nur zur Spülung verwendete Tee weggekippt. Erst jetzt kommt mein Tee in die Schale. Mehr Hygiene geht (im Moment) nicht.
Schönheitsideale
Wir hören, dass die Männer in Myanmar insbesondere deshalb tätowiert sind, weil sie sonst keine Frau bekommen. Es sei ein Zeichen von Stärke.
Da haben sich die Männer wohl ein Schönheitsideal einfallen lassen um sich zu rächen … Den Körperschmuck gibt es allerdings nur in einer kleinen Region südlich des Inle-Lakes.
08.03.2016 – Flug nach Yangon
Burmesische Hühner
Beim letzten – wieder sehr frühen – Frühstück am Inle-Lake stellt sich mir bei einem leckeren Omelette die Frage, wie das Huhn eigentlich seinen Weg nach Myanmar (und überhaupt in jeden Winkel der Welt) geschafft hat. Irgendwo müssen die ja herkommen. Hier gibt es noch ein bisschen Internet, also schnell gegoogelt: „Huhn“. Das Haushuhn kommt ursprünglich aus Süd-Ost-Asien und am wahrscheinlichsten ist es, dass unser Haushuhn – und alle anderen Haushühner auch – vom burmesischen Huhn abstammt. Lecker so ein Omelette vom quasi Ur-Ei.
Der 2.170 km lange Irrawaddy fließt in Nord-Süd-Richtung durch Myanmar und mündet in einem Delta in den Golf von Martaban (Indischer Ozean). Auf 1.400 km ist der Fluss schiffbar und stellt damit eine wichtige Verkehrsader dar.
Wir nutzen den Irrawaddy für eine Schiffsreise von Bagan bis Mandalay.
Auf dem Schiff
Burmesische Geschichte
Ein burmesischer Begleiter erzählt über die Geschichte des Landes. Das Land war eines von den letzten, das britische Kolonie wurde; zunächst nur der Süden, während Zentral-Burma Königreich blieb (Ende des 19. Jahrhunderts). In den 30ern wurden Burmesen nach Japan zur militärischen Ausbildung nach Japan geschickt, um etwas gegen die Kolonialmacht ausrichten zu können. Im zweiten Weltkrieg halfen diese Beziehungen und Japan unterstützte dabei, die Engländer zu vertreiben. Nur blieben die Japaner und unterjochten das Land. Töteten die Männer, vergewaltigten die Frauen. Nach Ende des 2. Weltkriegs wurden die Japaner wieder von den Engländern (und einer internationalen Armee) vertrieben. Auf diplomatischem Weg wurde versucht, die einzelnen – damals noch selbständigen – Bundesländer zu vereinen. In diesen Prozess fiel der Armeeputsch und beendete die Selbständigkeit der Bundesländer. Eine gnadenlose Ausbeutung des Volkes begann. Auf einem Konto des Militärherrschers in Singapur sollen allein 45 Mio. Dollar liegen. Dies erklärt auch, weshalb die Bundesländer nach wie vor um Unabhängigkeit kämpfen, teilweise mit eigenen Untergrund-Armeen. Dabei ist unklar, wer mehr an der Organisation der Mohn-Plantagen beteiligt ist: Die Armee zur Finanzierung der Auslandskonten oder die Untergrund-Armeen zur Finanzierung ihres Kampfes. In der Tageszeitung hatten wir gelesen, dass gerade eine bewaffnete Gruppe im Zusammenhang mit Rauschgift-Anbau festgenommen wurde.
Myanmar ist – nach Afganistan – der zweitgrößte Heroin-Exporteur.
04.03.2016
Sagaing
Die weißen Kuppen und goldenen Spitzen auf dem Sagaing-Berg sind schon von weitem sichtbar. Tausende Pagoden stammen aus dem 14. Jahrhundert, der Zeit nach dem Niedergang der Bagan-Ära. Heute leben hier etwa 6.000 Mönche. Sagaing ist damit das religiöse Zentrum Myanmars.
Wir besuchen eine Schule insbesondere für Waisenkinder, die von Mönchen betrieben wird und sich ausschließlich aus Spenden finanziert.
Jeder Einwohner Myanmars lebt mindestens für ein paar Monate in einem Kloster. Der Glaube prägt damit das Zusammenleben und letztlich sogar das Wesen der Menschen wesentlich. Da man davon ausgeht, dass die Qualität des nächsten Lebens nach der Wiedergeburt wesentlich dadurch bestimmt wird, ob man sich im aktuellen Leben als guter Mensch gezeigt hat, versucht jeder seinen Mitmenschen etwas Gutes zu tun. Das prägt das Zusammenleben und erklärt die grenzenlose Freundlichkeit, die einem hier überall begegnet.
Die Freundlichkeit um Umgang endet allerdings im Straßenverkehr. Hier gilt das Recht des Stärkeren (oder der besseren Nerven). Wer zurückweicht hat verloren.
Buddhismus – Unterschiede zu Vietnam
Beide Länder sind im Glauben buddhistisch geprägt. Der Glaube in Myanmar wird eher als etwas Gemeinsames gelebt. Die Mönche sind in den Alltag integriert, jede Dorfgemeinschaft scheint seine Pagode und Tempel – oder mehrere – zu haben. Eine höhere Dichte an religiösen Bauwerken ist kaum vorstellbar. In Vietnam gibt es natürlich auch Tempel; aber auffällig war in Vietnam, dass auch jeder Haushalt, jedes Restaurant und sogar jede kleine Werkstatt seinen eigenen Altar hat. Der Glaube scheint in Vietnam im Verhältnis zu Myanmar eher etwas Privates zu sein; die Mönche sind im Straßenbild nicht sichtbar.
Auffällig ist in Myanmar – neben der Anzahl – die Pracht der Tempel und Pagoden. Hier sind u. a. Unmengen Gold verbaut. Direkt neben den großen Buddha-Statuen – und eigentlich überall – stehen große, verglaste Boxen für Spenden. Nun sollte man meinen, dass diese möglichst schnell geleert werden, um Spendenbedürftigkeit zu suggerieren. Das Gegenteil ist der Fall. Alle sind bis oben hin mit Geldscheinen gefüllt. Der Reichtum der Pagoden wird zur Schau gestellt, hält aber nicht vom Spenden ab. Unsere Begleiterin kritisiert, dass es sehr viel einfacher ist, Spenden für eine Pagode zu generieren als zur Hilfe armer Menschen.
Privilegien der Mönche
Und ein paar Privilegien haben sie schon, die Mönche. So brauchen sie am Flughafen nicht durch die Sicherheitsschleusen und sie haben eigene Krankenhäuser. Hintergrund: Sie dürfen keinen Sex haben und deshalb zur Sicherheit auch nicht mit Frauen unter einem Dach schlafen. Daher kommen allgemeine Krankenhäuser nicht in Frage. Das gilt übrigens nicht für Nonnen. Jedenfalls nicht die Regel mit den Krankenhäusern, was mit dem Sex ist, weiß ich nicht.
Soon-U-Ponya-Shin-Pagode
Dies ist die bedeutendste der vielen Pagoden auf dem Sagaing-Berg.
Amarapura – Stadt der Webereien
Südlich von Mandalay gelegen, war Amarapura (56.000 Einwohner) ab 1783 Hauptstadt Birmas.
Wir besuchen eine Weberei, in der insbesondere der die typischen Röcke für Frauen und Männer hergestellt werden. Auf dem Schiff haben wir bereits eine Unterweisung bekommen, wie man mit diesem Kleidungsstück umgeht. Obwohl das Ausgangsmaterial identisch ist, wird es sinnigerweise bei Männern und Frauen unterschiedlich getragen. Ich konnte mich also nicht darauf verlassen, dass mir meine Frau hilft, sondern musste selbst ran. Da ich erfolgreich war, durften wir unsere Röcke behalten.
U-Bein-Brücke
Die Brücke steht auf über 1.000 Stelzen und überspannt in der Nähe von Amarapura den Taungmyo-See. Sie ist die längste Teak-Holz-Brücke der Welt ist ein ziemliches Touristen-Spektakel. Wir waren jedenfalls nicht allein. Mit einem Boot fährt man vor die Brücke und wartet auf den Sonnenuntergang. Das war schon ziemlich spektakulär.
Marionetten-Theater
Abends auf dem Schiff konnten wir ein burmesisches Marionetten-Theater bewundern; manchmal wurde auch ein Darsteller als Puppe geführt. Auch wenn wir die Texte nicht verstehen – in die Musik hatten wir uns ja schon „eingehört“ -, ist es kein Problem der Handlung zu folgen. Eine berührende Aufführung.
Von unserer Begleiterin hören wir später, dass solche Aufführungen bis vor wenigen Jahren zur lebenden Kultur gehört haben, inzwischen gibt es diese Theater aber nur noch für Touristen.
Mandalay – 05.03.2016
Ich hatte mich bei Wikipedia über Mandalay informiert. Bei einem Brand soll viel kaputt gegangen sein; mit Hilfe der Chinesen seien Einkaufspaläste und Hochhäuser entstanden. Vielleicht gibt es irgendwo ein Einkaufszentrum. Was wir sehen ist eine sehr charmante Stadt mit hoher „Pagodendichte“ und großen traditionellen Märkten. Bedeutend sind immer noch die zahlreichen traditionellen Handwerksbetriebe. Kurz: Eine Stadt mit viel Charme.
Die Straßen sind -schon historisch- rechtwinklig ausgerichtet und durchnummeriert. Die Ost-West-Straßen sind von 1-49, die Nord-Süd-Straßen beginnen bei 50.
Alter Königspalast
Der Königspalast ist im 2. Weltkrieg zerstört worden, als die Engländer hier ihre Präsenz gegen die Japaner – vergeblich -verteidigen wollten. Er ist später – etwas schmuckloser – wieder aufgebaut worden. Ein Gebäude war schon vorher abgebaut und an anderer Stelle wiedererrichtet worden. So bekommen wir einen Eindruck, wie es auf dem riesigen Gelände des Königspalasts ausgesehen haben muss. Alles aus Teakholz, reicht verziert und – früher – komplett vergoldet.
Mahamuni Tempel
Dieser Tempel ist nach der großen Pagode in Yangon die am meisten verehrte religiöse Stätte in Myanmar.
Wir haben Glück. Dieser Ort ist Ziel zahlreicher Prozessionen anlässlich der Novizen-Feierlichkeiten (Jungen und Mädchen gehen danach für ein paar Monate ins Kloster). Die veranstaltende Familie stattet die eingeladenen Kinder mit den schmuckvollen Kostümen aus. Ein Spaß, den sich nur wohlhabende Burmesen erlauben können. Und ein unglaublicher Fundus an Foto-Motiven.
Sandamuni-Pagode (The world biggest book)
Hier ist die Lehre Buddhas aus Steinplatten verewigt. Jede der 1774 Platten steht in einem eigenen Schrein. Den Inhalt dieser Platten muss jeder Mönch auswendig kennen. Dies wird jedes Jahr überprüft. Dreimal darf der Mönch um Bedenkzeit bitten; reicht das nicht, ist er raus …
Burmesisches Handwerk
Wo kommen eigentlich die Buddhas her? Es gibt in Mandalay verschiedene Straßen, in denen sich verschiedene Gewerke angesiedelt haben. Steinmetze, die Buddhas in jeder Größe fertigen. Oder soll es einer aus Bronze sein?
Nur eine Straße weiter. Ein fast fertiges Exemplar – ca. 1,80 hoch – kostet den Besteller etwa 5.000 Dollar. Wir erfahren, dass der Chef auch einen Großauftrag abarbeitet. 7 Buddhas mit einer Höhe von ca. 8 Metern für das Tibet-Zentrum in Paris. Die ersten Exemplare sind bereits geliefert. Praktisch alle großen Buddhas kommen – unabhängig vom Material – aus Mandalay, der Handwerkerstadt.
Überall in Myanmar sind Stupas und Buddhas vergoldet. Das dafür verwendete Gold kommt exklusiv aus Mandalay. In der Werkstatt schuften 4 Männer im Akkord und schlagen mit 3,5-Kg-Hämmern das Gold zu hauchdünnen Folien. Wir erfahren, dass die Männer diese Arbeit maximal bis zum Alter von 45 machen können. Dann ist der Rücken kaputt.
Mandalay Hill
Buddha hatte diesen Berg besucht und prophezeit, dass am Fuß des Berges eine große Stadt gegründet werden würde. Dies wurde durch König Mindon erfüllt, als er den Königssitz 1857 von Amarapura nach Mandalay verlegte. Es finden sich zahlreiche Pagoden auf dem Berg.
Gegen Abend geht es rauf auf den Berg. Hier – in und um die Halle U Khanti Tazaung – versammeln sich – vor allem burmesische – Touristen, um den Blick über die Stadt und den Sonnenuntergang zu genießen.
Lichtspektakel im Hotel
Ein schönes, modernes Hotel. Während es sonst entweder Transponder-Karten oder „echte“ Schlüssel für die Tür gibt, bekommen wir hier zwei Lochkarten. Das wirkt ersteinmal vertrauenserweckender als Transponder. Mehr „you feel, what you will open“. Als wir los wollen, haben wir aber ein Problem, alle Lichter zu löschen. Ausgerechnet eine Birne in der Nähe vom Bett bleibt hartnäckig. Wir fragen an der Rezeption. Es gäbe Schalter am Bett. Ok, danach haben wir nicht gesucht. Als wir aus der Stadt zurückkommen, suchen wir. Zunächst erfolglos. Ahhhh, da ist was: Eine kleine Kiste, sieht aus wie ein Telefon, erweist sich als digitale Schaltzentrale. Und tatsächlich: es gelingt, alle Lampen zu löschen.
Schnell ins Restaurant, denn schon vor 7:00 werden wir zum Flug nach Heho (heißt wirklich so) nahe dem Inle-See abgeholt. Unterwegs steigen zwei Französinnen und auf einer anderen Etage ein älteres englisches Ehepaar ein.
Als wir aus dem Restaurant zurückkommen ist unsere Blase voll wie selten (nicht die gemeinsame, sondern bei jedem …). Mit unserer Super-Lochkarte bekommen wir die Tür nicht auf. Vielleicht liegt es daran, dass wir so unentspannt sind. Schnell wieder runter in die Lobby, um dort die Toiletten aufzusuchen. Wir sind glücklicherweise im Fahrstuhl allein und können uns im Kreis bewegen. Vielleicht halten wir so durch. Endlich Toiletten.
Entspannt und gut gelaunt zum Fahrstuhl. Wer steigt zu? Die beiden Französinnen und das englische Ehepaar. Ein Tag, an dem man einen Lottoschein hätte abgeben sollen. Solche Zufälle gibt es nicht wieder; nur wenn man genug Pagoden besucht hat. Die Stimmung im Fahrstuhl ist super, auch wenn keiner etwas von einem Lottoschein gehört hat. Aber dann stehen wir vor unserer Tür. Es war auch blöd anzunehmen, dass diese über einen Blasen-Indikator verfügt. Nichts geht. Ich wieder runter zu Rezeption. Ja a a a …. mit dieser Karte geht das auch nicht, damit kann man nur das Licht aktivieren. Die Türöffner-Karte liegt dann wohl im Zimmer. Natürlich! Weshalb soll ich zwei Zimmer-Keys mit ins Restaurant nehmen? Man erklärt mir noch, dass nur auf einer Karte die Zimmer-Nr. geschrieben sei. Aha! Jetzt muss ich nur noch an meinem Klein-Computer die richtigen Tasten finden, um das Licht anzuschalten. Gut, dass Handys eine Taschenlampen-Funktion haben, so kann ich die kleine Kiste wenigstens bedienen.
Ich bin mir sicher, dass sich die Architekten des Hotels längst aus Asien abgesetzt haben.
Wir stehen um 04:00 auf, weil bereits kurz nach 06:00 unser Flugzeug nach Bagan startet. Vom Flughafen geht es direkt ca. 40 km zum:
Popa Taung Kalat (Mount Popa)
Das religiöse Zentrum der nat-Buddhisten. Diese vermischen Geisterglauben mit Buddhismus und hören gern Märchen. Der Grund für den Bau von Popa Taung Kalat ist eine solche Geschichte von einem Mann der eine schöne Frau getroffen hat, zwei Kinder hatte, aber beim König in Ungnade gefallen und geköpft wurde. Und dafür gleich ein Gebäude in einer solch extravaganten Lage ….
Am Fuß des Berges steht der Schrein der 37 Mahagiri nat, der Geisterhelden, die hier verehrt werden. Diese Geisterverehrung ist älter als der Buddhismus, der erst im 3. Jahrhundert vor Christus nach Birma kam.
Wir machen uns auf zum Gipfel, 777 Stufen und werden nicht nur von vielen Pilgern und Mönchen, sondern auch zahlreichen Affen begleitet.
Novizen-Zeremonie
Auf dem Weg haben wir Glück und werden Zeuge einer Novizen-Zeremonie. Die dreimonatigen Schulferien beginnen und viele Jungen und Mädchen gehen für einige Zeit ins Kloster. Das ist Anlass für ein großes Fest. Wir erleben gerade den Umzug der Mädchen durch ein Dorf.
Begleitet wird das von abenteuerlichen Musikzügen. Trommler, ein Keyboarder und Sänger beschallen die Straße mit einer Musikanlage, deren Komponenten teilweise noch aus der Kolonialzeit zu stammen scheinen. Das ist aber nicht der einzige Grund, weshalb es in unseren Ohren etwas ungewohnt klingt. Man muss sicher kein Kenner der hiesigen Musikszene sein um festzustellen, dass hier musikalische Kompetenz durch Enthusiasmus ausgeglichen wird.
Bagan
Bagan ist eine historische Königsstadt. Die Pagoden stammen aus der Blütezeit von Bagan 1100-1300. Nachdem ein Erdbeben Tausende Pagoden zerstört hat, stehen hier immer noch 3.200 dieser massiven Backsteinbauten. Der von Tempeln bestandene Bereich erstreckt sich über ca. 36 km² in einer versteppten Landschaft und bildet eine der größten archäologischen Stätten Südostasiens. Ihren Höhepunkt hatte die Stadt im 11. Jahrhundert. Sie wuchs auf 40² km und war damit eine der größten Städte des Mittelalters (3x so groß wie London zu dieser Zeit).
Die „lebende“ Stadt „Neu-Bagan“ entstand erst 1990, als die Bewohner aus dem „Pagodenfeld“ zwangsumgesiedelt wurden.
Die Menschen haben sich in Myanmar anscheinend nicht verändert. Auch heute ist es Ziel, dass jede Familie eine Pagode errichtet, auch wenn das für viele unerreichbar ist, sieht man überall auch neue Pagoden entstehen.
Candle-Light Dinner
Kaum im Hotel angekommen geht es zu einem Candle-Light-Dinner. Direkt am Fuß einer Pagode steht unser Tisch, ein paar Meter weiter befindet sich eine Bühne, auf der vier Musiker schon auf uns warten. Sofort startet die Musik. Vielleicht habe ich den Musikern von der Prozession Unrecht getan. Für unsere Ohren klingt die Musik sehr improvisiert, unserer Reiseleiterin gefällt es aber; sie kennt viele Stücke, zu denen sich jetzt auch mehrere Tänzer in bunten Kostümen bewegen.
Die Musiker sind vorbildliche Beispiele für den unermüdlichen Fleiß der Burmesen; es wird keine Pause gemacht. Die Musik begleitet uns während des gesamten Essens und darüber hinaus. Endlich wird abgebaut. Aber zwei Leute lassen es sich nicht nehmen, auf einem Saiten- und einem Perkussioninstrument weiter zu machen. Selbst als das Saiteninstrument auf die Dauerbeanspruchung mit permanenter Verstimmung reagiert, tut das dem Eifer der Musikanten keinen Abbruch. Mängel am Material werden durch mehr Leidenschaft beim Gesang ausgeglichen und erst ein massiver Hinweis durch das Restaurantpersonal veranlasst die Unermüdlichen nach ein paar unaufgeforderten Zugaben die Bühne zu verlassen. So konnten wir heute intensiv in die musikalische Alltags-Kultur Myanmars eintauchen.
02.03.2016 – Ballonfahrt
Heute stehen wir um 05:00 auf, ab zur Ballonfahrt über die Pagodenfelder. Die Gondel ist in vier Felder aufgeteilt, die mit jeweils 4 Passagieren besetzt werden. Wir teilen uns unsere Ecke mit einem jungen chinesischen Pärchen. „Nice to meet you. I hope to meet again after landing“. Alter Balonfahrer-Gruß. Dann geht es ab. Wir haben das Gefühl, der Stratosphäre näher zu sein als den Pagoden unter uns. Unbeschreiblich.
Aber wir haben ja noch die Landung vor uns. Wir haben vor gelernt, dass wir uns dann unten in die Gondel setzen und an dafür vorgesehenen Griffen festhalten müssen. Der „Driver“ – ein Engländer – hatte uns vorher gesagt, dass die Gondel nur manchmal beim Landen umkippt; das sei immer ein großer Spaß … Wir haben Glück und landen nur in einem Baum, aus dem uns die Boden-Crew aber schnell befreit.
Nach einem Sektfrühstück geht es zurück in einem Bus, der noch aus der Zeit des 2. Weltkriegs stammt.
Von dort fahren wir direkt zum Schiff.
EE ee (so heißt unsere Reiseleiterin) führt uns wieder in die Pagodenfelder. Wir sehen die
· berühmteste (die goldene Shevizagon Tempel)
· die höchste (Thatbyinnyu Tempel)
· und die größte (Gawdawpalin Tempel)
Tempel. Am Ende besteigen wir die relativ zentral gelegene Shwesandaw-Pagode und genießen den Ausblick bis zum Sonnenuntergang.
Wir lernen den Unterschied zwischen
Stupa (massiver Turm)
Pagode (massiv mit einem -meist- besteigbaren Sockel und meist mit Stupa)
Tempel (begehbare religiöse Stätte)
Shwezigon Pagode
Eine goldene Pagode im Nordosten war im 11./12. Jahrhundert eine der bedeutendsten Sakralbauten in Bagan. In der 49 Meter hohen Hauptstupa wird eine Knochen- und Zahnreliquie von Gautama Buddha aufbewahrt.
Ananda Tempel
Einer der von myanmarischen Buddhisten am meisten verehrte Tempel. Es handelt sich um einen großen weißen Tempel mit vier Zugangswegen, die jeweils zu einem goldenen Buddha führen. Der Tempel wurde 1105 erbaut.
Das Land ist seit 1948 unabhängig, stand seit 1962 unter einer Militärherrschaft, die 2011 einen zivilen Präsidenten einsetzte. Die Umbenennung von Burma in Myanmar erfolgte 1989.
Myanmar ist ein Vielvölkerstaat. Größte Bevölkerungsgruppe sind die Birmanen (70%).
Buddhisten: 87 %
Christen: 5,6 %
Muslime: 3,6 %
Militärregime
Ursache der Armut des Landes ist insbesondere der hohe Grad der Korruption. In der internationalen Statistik belegte Myanmar 2011 den unrühmlichen vorletzten Platz von 183 Staaten. Die offiziellen Handelsbilanzen geben die tatsächlichen Werte nur unzureichend wieder, weil der Schmuggel an den Grenzen zu China, Thailand, Indien und Bangladesch eine große Rolle spielt. Dazu gehört auch Rauschgift; Myanmar ist eines der größten Anbaugebiete für Schlafmohn (Opium) und einer der größten Produzenten von künstlichen Rauschmitteln (Amphetaminen). An Produktion und Handel mit Rauschgift verdienen auch Militärs.
In Myanmar vollzieht sich gerade der Wechsel von einer Militärdiktatur zu einer Demokratie. Ziel ist insbesondere auch eine Lockerung der Handelsblockaden. Einige Etappen:
Mai 2008: Neue Verfassung (immer noch mit starken Vorrechten des Militärs)
07.11.2010: allgemeine Wahlen
August 2012: Presseveröffentlichungen müssen nicht mehr vorher der Zensurbehörde vorgelegt werden (die Behörde gibt es aber immer noch)
2013: Freilassung von politischen Gefangenen
Mit einem Militärregime verbindet man eine auf Gewalt basierende, korrupte und auf jeden Fall eher nüchterne, weltlich orientiert Politik. Nicht so in Myanmar. Viele skurrile Entscheidungen basieren auf Prognosen des Wahrsagers des Präsidenten und sind Beispiele für die unglaubliche Verschwendung von Ressourcen in diesem armen Land:
Dem Präsidenten Ne Win wurde 9 als Glückszahl präsentiert. Ohne große Vorbereitungen ließ der Präsident 1964 neue Geldscheine drucken mit Werten, die durch 9 teilbar sind: 45, 90 usw. Das bisherige Geld wurde einfach entwertet (und nicht etwa umgetauscht). Erst 1994 gab es wieder 20-, 50- und 100-Kyat-Noten.
Ne Win wurde prophezeit, dass er auf einer linken Straßenseite mit dem Auto verunglücken würde. Daraufhin wurde dem Land 1970 von heute auf morgen Rechtsverkehr verordnet. Da aber alle Fahrzeuge mit Rechtsteuerung versehen waren (und die aktuellen Fahrzeuge es auch heute noch sind), war das nicht unbedingt ein Beitrag zur Verkehrssicherheit. – Dass der Präsident nicht mit dem Auto verunglückt ist, kann als Qualität der Vorhersage und als Bestätigung der Richtigkeit der Entscheidung für die Umstellung gewertet werden.
Entsprechend absurd ist der Neubau einer ganzen Hauptstadt (siehe unten > Yangon)
Yangon
Yangon (Rangun) ist mit über 5 Mio Einwohnern die größte Stadt Myanmars. In der tropischen Klimazone gelegen, beträgt die durchschnittliche Temperatur das ganze Jahr über zwischen 25 und 30 Grad.
1930 wurde die Stadt durch ein Erdbeben und eine nachfolgende Flutwelle weitgehend zerstört.
Als Birma 1948 von Großbritannien unabhängig wurde, war Rangun Hauptstadt des Landes. 1989 wurde die Stadt in Yangon umbenannt (ebenso wie das Land Birma in Myanmar umbenannt wurde). 2005/2006 wurde die Hauptstadt nach Naypyidaw verlegt.
Der Wahrsager des Präsidenten sagte eine Invasion der Amerikaner vorher. Daraufhin wurde die Hauptstadt 320 km in das Landesinnere verlegt. Noch nicht einmal „auf der grünen Wiese“, sondern eher in einem Sumpfgebiet wurde eine völlig neue (Haupt-)Stadt gebaut. Am 22.03.2006 war der Umzug in die künstliche Stadt Naypyidaw offiziell abgeschlossen. Außer den Regierenden und Verwaltungsangestellten wohnt hier kaum jemand. Die breiten Prachtstraßen werden praktisch nicht genutzt, Fußwege und Straßen aber immer peinlich sauber gehalten. Die offizielle Angabe von 1 Mio. Einwohnern gilt als deutlich übertrieben.
28.02.201
Unser Flug führt uns zunächst nach Bangkok. 6 Stunden Zeitverschiebung bedeutet mittags los fliegen und nach 10 Stunden früh morgens ankommen, im Flugzeug noch Frühstück. Weiter nach Yangon, eine halbe (!) Stunde Zeit wieder zurück und nun im Flugzeug um Ortszeit 08:30 Hühnchen mit Reis. Welcher Körper kommt da nicht durcheinander.
Auf dem Flughafen in Yangon erwartet uns ein Duft von Reinigungsmitteln, wie man ihn (altes Vorurteil) früher in sozialistischen Ländern erlebt hat, außerdem 35 Grad und hohe Luftfeuchtigkeit. Der Weg vom Flughafen zum Hotel ist gar nicht weit, braucht aber eine gute Stunde. Die Stadt steckt im Dauerstau. Wir hören, dass noch vor drei Jahren kaum Autos auf den Straßen zu sehen waren. Nur Fahrräder und ein paar Mopeds. Die Regierung hat auf die Zunahme des Autoverkehrs reagiert: Fahrräder und Mopeds sind in der Innenstadt verboten. Konsequent.
Wir nehmen auf eigene Faust Kontakt auf mit Yangon und seinen Menschen. Die Leute scheinen sich gegenseitig alles Mögliche zu verkaufen.
29.02.2016
Chauk (Kyauk) Htat Gyi (der liegende Buddha)
Es handelt sich um den zweitgrößten liegenden Buddha in Myanmar: 70 Meter lang und 30 Meter hoch. Der Vorgänger – 1907 gestiftet von einem Kaufmann – wurde 1966 renoviert. Stolz ist man auf die Glasaugen, die in Myanmar hergestellt wurden.
Karaweik Palast
Im Kandawgyi-Naturpark in der Stadt 1970 errichtet.
Botataung Pagode
Wir schauen uns die Reliqiuen – u. a. Haare des Buddha, die vor mehr als 2.000 Jahren noch zu Lebzeiten des Buddhas nach Birma gelangt sind – an und gehen in einem Zickzack-Gang in der Pagode um den Reliquien-Schrein herum. Bis unter das Dach ist dieser Gang vergoldet.
Shwegadagon-Pagode
Das wohl bemerkenswerteste Denkmal der Stadt ist diese 98 Meter hohe und mit Blattgold überzogene Pagode. Die Pagode wurde zur Aufbewahrung von 8 Haaren Buddhas und einiger anderer Reliquien erbaut. Die ältesten Teile stammen aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. Seit 1564 wurde die Pagode durch acht Erdbeben immer wieder beschädigt. Während eines Bebens im Jahr 1786 stürzte der gesamte obere Teil ab.
Ein wahrhaft magischer Ort, dem man sich nicht entziehen kann. Es handelt sich um ein riesiges Areal mit der goldenen Stupa als Mittelpunkt. In der Kuppel lagern Gold und Juwelen von unschätzbarem Wert. Es handelt sich um Spenden an die Pagode. Neue Spenden sind nur möglich, wenn die Kuppel repariert werden muss.
Konfuzius sagt ….
… hast Du Zeit, dann nimm das Auto, sonst gehe zu Fuß. Es muss der junge Konfuzius sein, den Autos dürfen erst seit 2012 importiert werden. Das, was wir jetzt sehen, kann man als das Ergebnis einer rasanten Entwicklung beschreiben. Seitdem gibt es mehr als 200 Autohäuser in Yangon, denen es erfolgreich gelungen ist, für Stillstand auf den Straßen zu sorgen.
Korruption
Uns wird die Korruption in Myanmar. erklärt Es gibt zwei Arten:
Die Korruption, um zu überleben
Die Korruption, um Millionär zu werden.
Zur ersten Kategorie wird z. B. ein Polizist gerechnet, der ein Auto stoppt, weil es bei Rot über die Ampel gefahren ist. Der offizielle Tarif liegt wohl bei ca. 50 Dollar, aber er lässt mit sich handeln und wenn man Glück hat, kommt man mit 5 Dollar – für den Polizisten – davon. Sein Monatslohn liegt unter 150 Dollar.
Einkommen
Das Einkommen z. B. eines Lehrers beträgt 150 Dollar im Monat. Eine Wohnung in Yangon kostet aber ca. 300 Euro. Es gibt also keine Single-Haushalte in Myanmar, sondern mehrere Generation teilen sich mit Onkel und Tante eine Wohnung.
Hafen
Am Hafen sehen wir Tagelöhner beim Entladen der Boote aus dem Delta, die Reis in die Stadt bringen. Die Säcke wiegen einen Zentner, ein Mann schafft am Tag ca. 150 Säcke und erhält dafür ca. 5 Dollar.
Die kleinen Schiffe fungieren als gemischte Waren- und Menschen-Transporter und pendeln zwischen dem Delta und Yangon. Aus dem Delta kommt insbesondere Reis nach Yangon.
Wir “besichtigen” ein solches Schiff. Die Passagiere haben sich teilweise schon eingefunden. Jede Familie hat eine kleine Box zum kauern, liegen, hocken …
Solidarität
Die Solidarität in der Gesellschaft ist groß. Unsere Begleiterin lädt einige Tagelöhner zum Essen ein. Sie erzählt uns mehrere Beispiele, wie der soziale Ausgleich in der Gesellschaft durch Spenden usw. funktioniert. Trotzdem: Wer im Alter krank wird, hat meist keine Chance, weil Arbeiten zum Überleben gehört. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt unter 70 Jahren.
08.03.2016 – Noch eine Nacht in Yangong
Noch eine Pagode
Von Heho geht es mit dem Flugzeug zurück nach Yangong. Auf dem Weg vom Airport Yangon zum Hotel – der die meiste Zeit in Staus besteht – besuchen wir die erst in den 50er Jahren gebaute Kaba-Aye-Pagode.
Hier dauert es nicht lange und ich werde für Fotos „gebucht“. Die Burmesen finden es toll, mit einem Riesen fotografiert zu werden. Ich habe aber auch meinen Spaß, verabschiede mich aber irgendwann freundlich aus der Menschentraube.
09.03.2016 – Wir verlassen Myanmar
El Nino
Wegen der Staus haben wir auf dem Weg zum Airport Yangon viel Zeit im Auto. Wir hören, dass die Wasserknappheit inzwischen ein großes Problem ist. Selbst in Yangon ist in einigen Stadtteilen Wasser nicht ganztägig verfügbar. Viele Dörfer haben schon jetzt kein Trinkwasser mehr. Und die Regenzeit, mit der normalerweise ab Mitte April zu rechnen ist, wird sich verspäten. Solche Auswirkungen von El Nino hat es zuletzt im Jahr 2000 gegeben (ähnlich übrigens in Namibia).
Die Karte ist insofern eine Mogelpackung, als sie suggeriert, es gibt in Hongkong unterschiedliche Ortschaften (die schwarzen Punkte). Es handelt sich dabei aber eher um Stadtteile innerhalb eines geschlossenen Stadtgebiets.
Fläche: 1.104 qm Einwohner: mehr als 7 Mio.
Das bedeutet eine Bevölkerungsdichte von 6.700 Einwohner/qkm. Aber es gibt Stadtteile in Kowloon mit bis zu 250.000 Einwohnern/qkm. Dabei war bis vor einigen Jahren eine Bebauung mit Hochhäusern in Kowloon gar nicht möglich, weil hier der Flughafen am Hafen lag und Kowloon praktisch Einflugschneise war.
Zu Hongkong gehören 263 Inseln. Die Bebauung mit Hochhäusern, die intensive Landgewinnung weisen auf die dichte Besiedelung hin. Gleichwohl sind nur 25 % der Fläche bebaut. Grund dafür ist, dass Hongkong relativ bergig ist (höchste Erhebung 958 m).
Das Klima ist tropisch feucht. Die Winter – von Januar bis März – sind relativ kühl und trocken, die Sommer – April bis September – heiß und regnerisch.
Anders als Singapur mit seiner ethnischen Vielfalt sind 95% der Einwohner Chinesen.
Von 1843 bis 1997 war Hongkong britische Kolonie. Aber Hongkong ist noch für mindestens 50 Jahre ein Autonomie-Status eingeräumt worden. Dies bedeutet z. B. eigene Gesetze und eigene Zölle. Aber der Chief Executive wird durch ein von der Volksrepublik China bestimmtes Wahlkomitee gewählt. In diesem Zusammenhang ist eine Änderung bedeutsam: Bis 1997 unterrichteten die meisten weiterführenden Schulen auf Englisch; das ist seitdem – trotz großer Proteste in der Bevölkerung – verboten und allgemeine Unterrichtssprache ist Chinesisch. Gleichwohl sieht Hongkong in der Bildung und einem hohen Bildungsniveau die einzige Chance, den Lebensstandard zu halten und gegenüber den anderen asiatischen Ökonomien zu konkurrieren. Hongkong verfügt über neun Universitäten und 67 öffentliche Bibliotheken.
Hongkong ist eine der Regionen mit den höchsten Lebenshaltungskosten der Welt. Dies liegt insbesondere auch an den Wohnkosten. Kleine Wohnungen sind üblich, Einfamilienhäuser kaum vorhanden und unerschwinglich. Die Preise für das Wohnen steigen insbesondere durch die Nachfrage von Festland-Chinesen. Denn insbesondere wohlhabende Chinesen versprechen sich Vorteile durch das (Zweit-)Wohnen in der Sonderzone Hongkong.
Hongkong (Ankunft) – 05.04.2014
Wir kommen in Hongkong an und sind überrascht. Die Straßen sind relativ leer, keine Mopeds. Und ganz egal in welche Richtung man schaut: Hochhäuser.
Es stellt sich heraus, dass unser Hotel ein bisschen „ab vom Schuss“ ist, es stellt einen Shuttle zur Verfügung, wobei wir nicht genau wissen wohin. Aber Versuch macht klug. Wir landen in einem Einkaufsviertel (später werden wir merken, dass es auch relativ egal gewesen wäre, wohin der Shuttle gefahren wäre: man wäre immer in einem Einkaufsviertel gelandet). Wir schlendern durch die Straßen, nichts Asiatisches mehr. Die Menschen laufen busy und ein bisschen schlecht drauf aussehend durch ihre Stadt. Genau wie bei uns, wie Deutsche mit Asiaten-Maske. Das hängt wohl damit zusammen, dass die Menschen hier schon seit 100 Jahren wie in Europa leben. Das Sein bestimmt das Bewusstsein – und den Gesichtsausdruck.
Nach Vietnam hat man das Gefühl, schon fast zu Hause zu sein. Wir tun uns allerdings schwer, ein Lokal zum Essen zu finden. Einige haben Speisekarten nur in Cantonesisch – evtl. noch mit Untertiteln in Mandarin. Bei anderen wollte man das, was man verstand, nicht essen.
06.04.2014
Die Gruppe bei der Stadtrundfahrt ist komplett englisch, der chinesische Reiseleiter ist aber eher Hamburger, so dass wir schnell ins Gespräch kommen. Ich spreche ihn auf unseren Eindruck von den Hongkong-Chinesen an. Er bestätigt, dass die Stimmung überwiegend schlecht ist. Vor 20 Jahren konnte man in Hongkong noch durch viel Arbeit auch zu Wohlstand kommen. Das ist für die meisten vorbei. Die Lebenshaltungskosten – insbesondere die Mieten – sind so hoch, dass man auch mit mehreren Jobs nicht wirklich auf einen grünen Zweig kommt.
Im Widerspruch dazu stehen die unendlich vielen Designer-Läden. Wir lassen uns am Ende der Stadtrundfahrt irgendwo absetzen und fahren ein Stück mit der zweistöckigen, historischen Straßenbahn. Ziel ist es, mit der Fähre von Hongkong Island wieder zurück nach Kowloon zu kommen. Allein auf dem Weg zurück zum Hotel stolpern wir über mindestens jeweils drei Cartier- und Dior-Läden.
Straßen und Unterführungen (es regnet) sind voll mit phillipinischen Frauen, die hier Picknick machen, sich gegenseitig fotografieren, Spaß haben. Es ist Sonntag und die Hausmädchen nutzen ihren freien Tag für Begegnungen – und das am liebsten in großen Massen. Ganze Stadtviertel sind in philippinischer (Frauen-)Hand. Wir können uns nur so durch die kleinen Frauengruppen bewegen, wie zur Freimarktszeit im Hauptbahnhof.
Wir versuchen ein chinesisches Restaurant. Anders als bei uns, keine plüschige Deko, Neon-Licht und nur chinesische Gäste. Die ohnehin schon ungewohnt hohe Lautstärke wird verstärkt durch das Personal. Man weiß nicht genau, weshalb die sich so laut über große Distanzen etwas zubrüllen. Die Karte weist allerlei Spezialitäten auf, Vogelnester in verschiedenen Variationen, Füße vom Spanferkel, Seegurken, Seeschlangen (serviert mit zwei Köpfen) und allerlei anderes matschiges Getier. Wir gehen mit Hühnchen auf Nummer sicher.
07.04.2014
Heute laufen wir uns die Füße wund. Es geht zu Fuß ins historische Museum. Aktuell wird hier auch eine Foto-Ausstellung mit Aufnahmen aus dem historischen Hongkong gezeigt. Viele Bilder erinnern uns an das aktuelle Vietnam. Dort gibt es immer noch – insbesondere noch in Saigon – alte Kolonialbauten (in Hongkong hat man gerade eines wieder nachgebaut). Auch Bilder aus der Zeit, als es in Hongkong noch Landwirtschaft gab, erinnern an die Reisfelder in Vietnam.
Nach dem Museum machen wir einen großen Bogen und laufen durch Stadtviertel, in die sich sonst wohl kaum ein Tourist verirrt. Wirkt ein bisschen wie das Gröpelingen von Hongkong und steht im Kontrast zu den blinky-blinky-Vierteln.
Um 20:30 Uhr startet der Transfer zum Flughafen …
Kleine Anekdote am Rande: Susan war fest der Meinung, wir fliegen erst am 08.04. Deshalb haben wir unseren Ausflug völlig entspannt genossen. Als wir dann irgendwann zurück im Hotel waren und ich sicherheitshalber noch einmal nachgesehen habe, hatten wir gerade noch drei Stunden für Duschen und Koffer packen …
Die Stadt heißt offiziell Thanh Pho Ho Chi Minh. Der alte Name Saigon war aber nie ganz verschwunden und wird jetzt wieder zunehmend verwendet. Saigon ist mit rund 9 Mio Einwohnern mehr als doppelt so groß wie Hanoi. Ab 1862 wurde Saigon von der Kolonialmacht Frankreich kontrolliert. Da im Krieg relativ wenig zerstört wurde, sind noch viele Bauten erhalten, die an die Kolonialzeit erinnern.
Nach dem Einchecken in unser Hotel können wir bei einem ersten Spaziergang unsere erworbenen Kenntnisse im Überqueren der Straßen einsetzen. Es klappt gut. Man muss sich nur trauen. Anders als in Hanoi schwärmen die Mopeds hier aber auch schon mal über die Fußwege. Es soll 3 Mio Mopeds in dieser Stadt geben, und die meisten sind gerade unterwegs.
Stadtrundfahrt – 03.04.2014
Erste Station ist die katholische Kirche Notre Dame. Sie wurde 1880 fertiggestellt. Das Baumaterial wurde damals komplett aus Frankreich importiert. Die Kirchtürme waren einst mit 40 Metern die höchsten Bauwerke der Stadt. Die Vietnamesen – gleich welchen Glaubens – mögen diese Kirche und haben keine Berührungsängste. Die Kirche ist ein beliebter Hintergrund für Hochzeitspaare, die hier bereits vor der Hochzeit in voller Montur um die Wette posen.
In unserem Hotel in Singapur konnten wir die Vorbereitungen von zwei Hochzeitsfeiern miterleben. Hier dienten die stark vergrößerten Fotos des Brautpaares mit Brautkleid und allem drum herum bereits als Dekoration des Festsaals. Es scheint also in Asien üblich zu sein, die Hauptpersonen bereits vor der Hochzeit abzulichten, damit die Hochzeitsgesellschaft bereits auf der Feier – quasi just-in-time – etwas von den Fotos hat.
Einen paar Tage später sehen wir den skurril wirkenden Versuch eines chinesischen Brautpaares, seine Fotos in Hongkong bei Regenwetter mitten in der Stadt zu machen (dort ist aber auch fast überall „mitten in der Stadt“). Die Schleppe des Brautkleides hatte die Konsistenz eines Feudels angenommen.
Das historische Hauptpostamt liegt direkt neben Notre Dame und wurde einige Jahre später 1891 von Gustave Eiffel erbaut.
Weiter ging es zum Palast der Wiedervereinigung. Dieses Gebäude war bis 1975 der Präsidentenpalast (für den Präsidenten Süd-Vietnams). Beeindruckend waren die Bunkeranlagen im Keller.
Die 1909 errichtete Jadekaiser-Pagode zeichnet sich durch reichhaltige Verzierungen aus. Sie ist einer wichtigen taoistischen Gottheit gewidmet. Vor der Pagode befinden sich ein Schwimmbecken für Fische und eine Art Terrarium für Schildkröten. Diese Tiere können hier – ebenso wie Vögel – freigelassen werden. Das bringt Glück und hilft der eigenen Seele. Praktischerweise kann man die Tiere auch direkt vor der Pagode kaufen.
Rund um China-Town (im 5. Bezirk) zeigt sich Saigon eher so, wie man es von einer asiatischen Großstadt erwartet, mit vielen kleinen Läden (die scheinen mit etwa 2,5 bis 3 Metern Breite genormt zu sein), in denen man wirklich alles kaufen kann.
Die Thien-Hau-Pagode liegt in China-Town. Hier haben wir die Möglichkeit, an einer spiralförmigen Räucherkerze einen Wunsch abzuschicken. Der Wunsch ist schon vorformuliert und enthält alles, was man sich so wünschen kann (hoffe ich: er war in chinesisch formuliert). Er musste nur noch mit unseren Namen beschriftet werden, damit die Götter auch wissen, um wen sie sich zu kümmern haben. Wunsch und Räucherkerze wurden dann an die Decke gehängt. Schaun wir mal …
Museum der Kriegsrelikte
In diesem Museum haben wir uns lange aufgehalten. Ich habe während unserer Strandtage ja schon ein bisschen über den Vietnam-Krieg recherchiert. Aber wenn man hier Dokumente dazu sieht, bekommt das eine andere Dimension. Ein Ausstellungsteil ist ausschließlich den gefallenen Kriegsreportern gewidmet. Eine Dokumentation widmet sich den Opfern von Dioxin, welches im Zusammenhang mit den Entlaubungsmitteln wie Agent-Orange von den Amerikanern im Land verteilt wurde.
Fotos aus den Jahren um 1975 mit den Zerstörungen von Städten, Brücken, Häfen usw. lassen ermessen, welche Aufbauarbeit die Vietnamesen in relativ kurzer Zeit geleistet haben. Fotos aus dem Museum finden sich im Beitrag zu den Kriegen Vietnams >hier.
Ausflug ins Mekong-Delta – 04.04.2013
Wir sehen ein weiteres Stück Autobahn, völlig frei von Mopeds, ein ungewohntes Bild.
Cao Dai Tempel
Auf dem Weg ins Mekong-Delta machen wir Halt beim Cao Dai Tempel. Dies ist das Haupt-Heiligtum einer relativ jungen Religion. Der Caodaismus ist erst 1926 entstanden und will die großen Weltreligionen vereinen: Christentum, Buddhismus und (merkwürdigerweise als dritte Gruppe zusammengefasst) Daoismus, Hinduismus und Islam. Die Kirche beruft sich u. a. auf Victor Hugo. In den besten Zeiten hatte sie immerhin 4 Mio Anhänger. Heute sind es immerhin noch 2 Mio, die fast ausschließlich im Süden Vietnams leben. Symbol ist das linke Auge, das alles sieht. Im Tempel gibt es einen dem Auge gewidmeten Altar.
Mekong Delta
Mit einem Motorboot fahren wir von Ben Tre auf eine Insel mitten im Mekong. Die Insel ist bewohnt. Wir bekommen Tee mit Honig und Blüten-Pollen, dazu getrocknete Bananen und Ingwer. Nach einem kurzen Fußmarsch besteigen wir ein schmales Sampan-Boot. Man fühlt sich als Mann etwas blöd, dass man von zwei Frauen gerudert wird, aber ich versuche gar nicht erst zu helfen, denn die Fahrt ist teilweise abenteuerlich, Gegenverkehr in engen Kanälen, eine Sache für Profis.
Wir kehren erneut ein und genießen frische Früchte; von den meisten habe ich den Namen noch nie vorher gehört. Auf ausdrückliches Verlangen bekommt Susan eine Stinkfrucht (Durian). Es ist verboten, diese Frucht in öffentlichen Verkehrsmitteln mitzuführen, in Hotels mitzunehmen oder zu exportieren (deshalb ist sie in Europa auch nicht erhältlich). Der Name der Frucht beschreibt den Grund. Todesmutig probiere ich auch (nachdem Susan das Gesicht nicht verzogen hat). Die Frucht und ich werden aber keine Freunde werden.
Wir verlassen die Insel und fahren zurück nach Saigon. Morgen geht es zum Airport und dann nach Hongkong.
Da sage noch einmal jemand etwas gegen die Deutsche Bundesbahn …
Auf dem Bahnhof von Danang – immerhin die drittgrößte Stadt Vietnams – gibt es zwei Gleise und zwei Züge: Einen nach Saigon und einen nach Hanoi, aber keinen Bahnsteig dazwischen. Verspätungen werden in der Heimatsprache seiner Leute durchgegeben (nix „zänk ju vor träweling wiß deutsche bahn“); wir hatten eine gute halbe Stunde Verspätung. Die Waggons werden nach Ziel mit Passagieren gefüllt. Das hat den Nachteil, dass sich erst unendliche viele Passagiere aus nur einem Waggon quälen und dann (in unserem Fall) fast alle Neuen wieder in den gleichen Waggon müssen. Das sorgt für viele Begegnungen. Was für ein Spaß!
Nachdem alle ausgestiegen waren, sah man das Chaos im Wagen. Seine Leute zeigen gern, was sie vorher gegessen haben.
Bei Susan waren das irgendwelche Chips auf dem Sitz, bei mir Nudelsuppe darunter. Ein englischer Reiseleiter von „First Railway Travel“ war vorbereitet, hatte einen Müllsack dabei und sammelte die Dinge ein, die man anfassen mochte (er kannte sich aus). Und kurz nach dem Start kam der Schaffner mit einem Besen durch den Waggon, obwohl wir in der dritten Klasse saßen! [1]
[1] Später erfuhren wir: 1. Klasse = 4er Liegewagen-Abteil mit Klimaanlage – 2. Klasse = 6er Liegewagen-Abteil ohne Klimaanlage – 3. Klasse = Großraum mit (mehr oder weniger) gepolsterten Sitzen – 4. Klasse = Großraum mit Holzbänken. Da ist für jeden etwas dabei. In Nha Trang treffen wir später Australier, die waren mit diesem Zug 36 Stunden unterwegs
Wir merken schnell, weshalb der Zug ca. 6 Stunden für etwa 200 km brauchen wird. Wir haben jedenfalls genug Zeit, die Landschaft zu genießen.
Irgendwann werden Frauen in der Umgebung unruhig. Ab nach vorn zum WC-Schild. Erfolgloser Rückzug; die Tür ist verschlossen. Eine Vorhut macht sich auf den Weg in die andere Richtung und kommt nach kurzer Zeit kopfschüttelnd zurück. Die anderen Frauen nehmen erst einmal Abstand von ihrem Projekt.
Wir bekommen mit, weshalb eine der Toiletten nicht benutzbar ist: dort sind Vogelkäfige gestapelt. Abgesehen von der Enge: Wer macht schon gern, wenn ihm Vögel dabei zuschauen. Aber irgendwann wurden die Vögel rausgeräumt.
Dann wird das Unterhaltungsprogramm gestartet. An der Decke hängen einige Fernseher. Es gibt eine vietnamesische Quiz-Show. Ziemlich lustig. Jedenfalls wird viel gelacht und geklatscht.
Irgendwann zieht der englische Reiseleiter die Stecker von den Fernsehern. Da klatschen wir auch.
Zwischendurch kommen Frauen, die etwas zum Essen verkaufen. Wir schlagen zu und erstehen etwas, weil es eingeschweißt aussieht. Sesam um Kautschuk-Masse.
Später wird auch ein Wagen mit Essen und Trinken durchgeschoben. Eine Unerschrockene bestellt Kaffee. Das geht so:
Aus einer alten Pepsi-Zwei-Liter-Flasche wird ein schwarzes Konzentrat in einen Becher gefüllt. Dazu ein Drittel Kondensmilch aus der offenen Dose. Dann verabschiedet sich die Dame kurz, geht mit dem Becher zu den Toiletten und füllt dort – das letzte Drittel – mit heißem Wasser auf. Guten Appetit.
Irgendwann ist auch die schönste Reise zu Ende.
Wir kommen in einem Provinzbahnhof an und haben noch einen kurzen Transfer in ein unglaubliches Hotel. Es liegt in einer Bucht mit eigenem Strand, die Bucht ist voll mit kleinen Fischerbooten, die hier nachts mit Licht insbesondere Hummer angeln wollen. Wir sitzen auf dem Balkon und genießen den Blick, Tee und Bier.