Der 2.170 km lange Irrawaddy fließt in Nord-Süd-Richtung durch Myanmar und mündet in einem Delta in den Golf von Martaban (Indischer Ozean). Auf 1.400 km ist der Fluss schiffbar und stellt damit eine wichtige Verkehrsader dar.
Wir nutzen den Irrawaddy für eine Schiffsreise von Bagan bis Mandalay.
Auf dem Schiff
Burmesische Geschichte
Ein burmesischer Begleiter erzählt über die Geschichte des Landes. Das Land war eines von den letzten, das britische Kolonie wurde; zunächst nur der Süden, während Zentral-Burma Königreich blieb (Ende des 19. Jahrhunderts). In den 30ern wurden Burmesen nach Japan zur militärischen Ausbildung nach Japan geschickt, um etwas gegen die Kolonialmacht ausrichten zu können. Im zweiten Weltkrieg halfen diese Beziehungen und Japan unterstützte dabei, die Engländer zu vertreiben. Nur blieben die Japaner und unterjochten das Land. Töteten die Männer, vergewaltigten die Frauen. Nach Ende des 2. Weltkriegs wurden die Japaner wieder von den Engländern (und einer internationalen Armee) vertrieben. Auf diplomatischem Weg wurde versucht, die einzelnen – damals noch selbständigen – Bundesländer zu vereinen. In diesen Prozess fiel der Armeeputsch und beendete die Selbständigkeit der Bundesländer. Eine gnadenlose Ausbeutung des Volkes begann. Auf einem Konto des Militärherrschers in Singapur sollen allein 45 Mio. Dollar liegen. Dies erklärt auch, weshalb die Bundesländer nach wie vor um Unabhängigkeit kämpfen, teilweise mit eigenen Untergrund-Armeen. Dabei ist unklar, wer mehr an der Organisation der Mohn-Plantagen beteiligt ist: Die Armee zur Finanzierung der Auslandskonten oder die Untergrund-Armeen zur Finanzierung ihres Kampfes. In der Tageszeitung hatten wir gelesen, dass gerade eine bewaffnete Gruppe im Zusammenhang mit Rauschgift-Anbau festgenommen wurde.
Myanmar ist – nach Afganistan – der zweitgrößte Heroin-Exporteur.
04.03.2016
Sagaing
Die weißen Kuppen und goldenen Spitzen auf dem Sagaing-Berg sind schon von weitem sichtbar. Tausende Pagoden stammen aus dem 14. Jahrhundert, der Zeit nach dem Niedergang der Bagan-Ära. Heute leben hier etwa 6.000 Mönche. Sagaing ist damit das religiöse Zentrum Myanmars.
Wir besuchen eine Schule insbesondere für Waisenkinder, die von Mönchen betrieben wird und sich ausschließlich aus Spenden finanziert.
Jeder Einwohner Myanmars lebt mindestens für ein paar Monate in einem Kloster. Der Glaube prägt damit das Zusammenleben und letztlich sogar das Wesen der Menschen wesentlich. Da man davon ausgeht, dass die Qualität des nächsten Lebens nach der Wiedergeburt wesentlich dadurch bestimmt wird, ob man sich im aktuellen Leben als guter Mensch gezeigt hat, versucht jeder seinen Mitmenschen etwas Gutes zu tun. Das prägt das Zusammenleben und erklärt die grenzenlose Freundlichkeit, die einem hier überall begegnet.
Die Freundlichkeit um Umgang endet allerdings im Straßenverkehr. Hier gilt das Recht des Stärkeren (oder der besseren Nerven). Wer zurückweicht hat verloren.
Buddhismus – Unterschiede zu Vietnam
Beide Länder sind im Glauben buddhistisch geprägt. Der Glaube in Myanmar wird eher als etwas Gemeinsames gelebt. Die Mönche sind in den Alltag integriert, jede Dorfgemeinschaft scheint seine Pagode und Tempel – oder mehrere – zu haben. Eine höhere Dichte an religiösen Bauwerken ist kaum vorstellbar. In Vietnam gibt es natürlich auch Tempel; aber auffällig war in Vietnam, dass auch jeder Haushalt, jedes Restaurant und sogar jede kleine Werkstatt seinen eigenen Altar hat. Der Glaube scheint in Vietnam im Verhältnis zu Myanmar eher etwas Privates zu sein; die Mönche sind im Straßenbild nicht sichtbar.
Auffällig ist in Myanmar – neben der Anzahl – die Pracht der Tempel und Pagoden. Hier sind u. a. Unmengen Gold verbaut. Direkt neben den großen Buddha-Statuen – und eigentlich überall – stehen große, verglaste Boxen für Spenden. Nun sollte man meinen, dass diese möglichst schnell geleert werden, um Spendenbedürftigkeit zu suggerieren. Das Gegenteil ist der Fall. Alle sind bis oben hin mit Geldscheinen gefüllt. Der Reichtum der Pagoden wird zur Schau gestellt, hält aber nicht vom Spenden ab. Unsere Begleiterin kritisiert, dass es sehr viel einfacher ist, Spenden für eine Pagode zu generieren als zur Hilfe armer Menschen.
Privilegien der Mönche
Und ein paar Privilegien haben sie schon, die Mönche. So brauchen sie am Flughafen nicht durch die Sicherheitsschleusen und sie haben eigene Krankenhäuser. Hintergrund: Sie dürfen keinen Sex haben und deshalb zur Sicherheit auch nicht mit Frauen unter einem Dach schlafen. Daher kommen allgemeine Krankenhäuser nicht in Frage. Das gilt übrigens nicht für Nonnen. Jedenfalls nicht die Regel mit den Krankenhäusern, was mit dem Sex ist, weiß ich nicht.
Soon-U-Ponya-Shin-Pagode
Dies ist die bedeutendste der vielen Pagoden auf dem Sagaing-Berg.
Amarapura – Stadt der Webereien
Südlich von Mandalay gelegen, war Amarapura (56.000 Einwohner) ab 1783 Hauptstadt Birmas.
Wir besuchen eine Weberei, in der insbesondere der die typischen Röcke für Frauen und Männer hergestellt werden. Auf dem Schiff haben wir bereits eine Unterweisung bekommen, wie man mit diesem Kleidungsstück umgeht. Obwohl das Ausgangsmaterial identisch ist, wird es sinnigerweise bei Männern und Frauen unterschiedlich getragen. Ich konnte mich also nicht darauf verlassen, dass mir meine Frau hilft, sondern musste selbst ran. Da ich erfolgreich war, durften wir unsere Röcke behalten.
U-Bein-Brücke
Die Brücke steht auf über 1.000 Stelzen und überspannt in der Nähe von Amarapura den Taungmyo-See. Sie ist die längste Teak-Holz-Brücke der Welt ist ein ziemliches Touristen-Spektakel. Wir waren jedenfalls nicht allein. Mit einem Boot fährt man vor die Brücke und wartet auf den Sonnenuntergang. Das war schon ziemlich spektakulär.
Marionetten-Theater
Abends auf dem Schiff konnten wir ein burmesisches Marionetten-Theater bewundern; manchmal wurde auch ein Darsteller als Puppe geführt. Auch wenn wir die Texte nicht verstehen – in die Musik hatten wir uns ja schon „eingehört“ -, ist es kein Problem der Handlung zu folgen. Eine berührende Aufführung.
Von unserer Begleiterin hören wir später, dass solche Aufführungen bis vor wenigen Jahren zur lebenden Kultur gehört haben, inzwischen gibt es diese Theater aber nur noch für Touristen.
Mandalay – 05.03.2016
Ich hatte mich bei Wikipedia über Mandalay informiert. Bei einem Brand soll viel kaputt gegangen sein; mit Hilfe der Chinesen seien Einkaufspaläste und Hochhäuser entstanden. Vielleicht gibt es irgendwo ein Einkaufszentrum. Was wir sehen ist eine sehr charmante Stadt mit hoher „Pagodendichte“ und großen traditionellen Märkten. Bedeutend sind immer noch die zahlreichen traditionellen Handwerksbetriebe. Kurz: Eine Stadt mit viel Charme.
Die Straßen sind -schon historisch- rechtwinklig ausgerichtet und durchnummeriert. Die Ost-West-Straßen sind von 1-49, die Nord-Süd-Straßen beginnen bei 50.
Alter Königspalast
Der Königspalast ist im 2. Weltkrieg zerstört worden, als die Engländer hier ihre Präsenz gegen die Japaner – vergeblich -verteidigen wollten. Er ist später – etwas schmuckloser – wieder aufgebaut worden. Ein Gebäude war schon vorher abgebaut und an anderer Stelle wiedererrichtet worden. So bekommen wir einen Eindruck, wie es auf dem riesigen Gelände des Königspalasts ausgesehen haben muss. Alles aus Teakholz, reicht verziert und – früher – komplett vergoldet.
Mahamuni Tempel
Dieser Tempel ist nach der großen Pagode in Yangon die am meisten verehrte religiöse Stätte in Myanmar.
Wir haben Glück. Dieser Ort ist Ziel zahlreicher Prozessionen anlässlich der Novizen-Feierlichkeiten (Jungen und Mädchen gehen danach für ein paar Monate ins Kloster). Die veranstaltende Familie stattet die eingeladenen Kinder mit den schmuckvollen Kostümen aus. Ein Spaß, den sich nur wohlhabende Burmesen erlauben können. Und ein unglaublicher Fundus an Foto-Motiven.
Sandamuni-Pagode (The world biggest book)
Hier ist die Lehre Buddhas aus Steinplatten verewigt. Jede der 1774 Platten steht in einem eigenen Schrein. Den Inhalt dieser Platten muss jeder Mönch auswendig kennen. Dies wird jedes Jahr überprüft. Dreimal darf der Mönch um Bedenkzeit bitten; reicht das nicht, ist er raus …
Burmesisches Handwerk
Wo kommen eigentlich die Buddhas her? Es gibt in Mandalay verschiedene Straßen, in denen sich verschiedene Gewerke angesiedelt haben. Steinmetze, die Buddhas in jeder Größe fertigen. Oder soll es einer aus Bronze sein?
Nur eine Straße weiter. Ein fast fertiges Exemplar – ca. 1,80 hoch – kostet den Besteller etwa 5.000 Dollar. Wir erfahren, dass der Chef auch einen Großauftrag abarbeitet. 7 Buddhas mit einer Höhe von ca. 8 Metern für das Tibet-Zentrum in Paris. Die ersten Exemplare sind bereits geliefert. Praktisch alle großen Buddhas kommen – unabhängig vom Material – aus Mandalay, der Handwerkerstadt.
Überall in Myanmar sind Stupas und Buddhas vergoldet. Das dafür verwendete Gold kommt exklusiv aus Mandalay. In der Werkstatt schuften 4 Männer im Akkord und schlagen mit 3,5-Kg-Hämmern das Gold zu hauchdünnen Folien. Wir erfahren, dass die Männer diese Arbeit maximal bis zum Alter von 45 machen können. Dann ist der Rücken kaputt.
Mandalay Hill
Buddha hatte diesen Berg besucht und prophezeit, dass am Fuß des Berges eine große Stadt gegründet werden würde. Dies wurde durch König Mindon erfüllt, als er den Königssitz 1857 von Amarapura nach Mandalay verlegte. Es finden sich zahlreiche Pagoden auf dem Berg.
Gegen Abend geht es rauf auf den Berg. Hier – in und um die Halle U Khanti Tazaung – versammeln sich – vor allem burmesische – Touristen, um den Blick über die Stadt und den Sonnenuntergang zu genießen.
Lichtspektakel im Hotel
Ein schönes, modernes Hotel. Während es sonst entweder Transponder-Karten oder „echte“ Schlüssel für die Tür gibt, bekommen wir hier zwei Lochkarten. Das wirkt ersteinmal vertrauenserweckender als Transponder. Mehr „you feel, what you will open“. Als wir los wollen, haben wir aber ein Problem, alle Lichter zu löschen. Ausgerechnet eine Birne in der Nähe vom Bett bleibt hartnäckig. Wir fragen an der Rezeption. Es gäbe Schalter am Bett. Ok, danach haben wir nicht gesucht. Als wir aus der Stadt zurückkommen, suchen wir. Zunächst erfolglos. Ahhhh, da ist was: Eine kleine Kiste, sieht aus wie ein Telefon, erweist sich als digitale Schaltzentrale. Und tatsächlich: es gelingt, alle Lampen zu löschen.
Schnell ins Restaurant, denn schon vor 7:00 werden wir zum Flug nach Heho (heißt wirklich so) nahe dem Inle-See abgeholt. Unterwegs steigen zwei Französinnen und auf einer anderen Etage ein älteres englisches Ehepaar ein.
Als wir aus dem Restaurant zurückkommen ist unsere Blase voll wie selten (nicht die gemeinsame, sondern bei jedem …). Mit unserer Super-Lochkarte bekommen wir die Tür nicht auf. Vielleicht liegt es daran, dass wir so unentspannt sind. Schnell wieder runter in die Lobby, um dort die Toiletten aufzusuchen. Wir sind glücklicherweise im Fahrstuhl allein und können uns im Kreis bewegen. Vielleicht halten wir so durch. Endlich Toiletten.
Entspannt und gut gelaunt zum Fahrstuhl. Wer steigt zu? Die beiden Französinnen und das englische Ehepaar. Ein Tag, an dem man einen Lottoschein hätte abgeben sollen. Solche Zufälle gibt es nicht wieder; nur wenn man genug Pagoden besucht hat. Die Stimmung im Fahrstuhl ist super, auch wenn keiner etwas von einem Lottoschein gehört hat. Aber dann stehen wir vor unserer Tür. Es war auch blöd anzunehmen, dass diese über einen Blasen-Indikator verfügt. Nichts geht. Ich wieder runter zu Rezeption. Ja a a a …. mit dieser Karte geht das auch nicht, damit kann man nur das Licht aktivieren. Die Türöffner-Karte liegt dann wohl im Zimmer. Natürlich! Weshalb soll ich zwei Zimmer-Keys mit ins Restaurant nehmen? Man erklärt mir noch, dass nur auf einer Karte die Zimmer-Nr. geschrieben sei. Aha! Jetzt muss ich nur noch an meinem Klein-Computer die richtigen Tasten finden, um das Licht anzuschalten. Gut, dass Handys eine Taschenlampen-Funktion haben, so kann ich die kleine Kiste wenigstens bedienen.
Ich bin mir sicher, dass sich die Architekten des Hotels längst aus Asien abgesetzt haben.