Irrawaddy: Von Bagan nach Mandalay – 02.-05.03.2016

Der 2.170 km lange Irrawaddy fließt in Nord-Süd-Richtung durch Myanmar und mündet in einem Delta in den Golf von Martaban (Indischer Ozean). Auf 1.400 km ist der Fluss schiffbar und stellt damit eine wichtige Verkehrsader dar.

Einschiffung
Einschiffung

Wir nutzen den Irrawaddy für eine Schiffsreise von Bagan bis Mandalay.

Auf dem Schiff

Burmesische Geschichte
Irrawaddy
Am Ufer des Irrawaddy

Ein burmesischer Begleiter erzählt über die Geschichte des Landes. Das Land war eines von den letzten, das britische Kolonie wurde; zunächst nur der Süden, während Zentral-Burma Königreich blieb (Ende des 19. Jahrhunderts). In den 30ern wurden Burmesen nach Japan zur militärischen Ausbildung nach Japan geschickt, um etwas gegen die Kolonialmacht ausrichten zu können. Im zweiten Weltkrieg halfen diese Beziehungen und Japan unterstützte dabei, die Engländer zu vertreiben. Nur blieben die Japaner und unterjochten das Land. Töteten die Männer, vergewaltigten die Frauen. Nach Ende des 2. Weltkriegs wurden die Japaner wieder von den Engländern (und einer internationalen Armee) vertrieben. Auf diplomatischem Weg wurde versucht, die einzelnen – damals noch selbständigen – Bundesländer zu vereinen. In diesen Prozess fiel der Armeeputsch und beendete die Selbständigkeit der Bundesländer. Eine gnadenlose Ausbeutung des Volkes begann. Auf einem Konto des Militärherrschers in Singapur sollen allein 45 Mio. Dollar liegen. Dies erklärt auch, weshalb die Bundesländer nach wie vor um Unabhängigkeit kämpfen, teilweise mit eigenen Untergrund-Armeen. Dabei ist unklar, wer mehr an der Organisation der Mohn-Plantagen beteiligt ist: Die Armee zur Finanzierung der Auslandskonten oder die Untergrund-Armeen zur Finanzierung ihres Kampfes. In der Tageszeitung hatten wir gelesen, dass gerade eine bewaffnete Gruppe im Zusammenhang mit Rauschgift-Anbau festgenommen wurde.

Myanmar ist – nach Afganistan – der zweitgrößte Heroin-Exporteur.

04.03.2016

Sagaing
Irrawaddy - Blick auf den Hügel von Sagaing
Irrawaddy – Blick auf den Hügel von Sagaing. Auf dem Gipfel die Soon-U-Ponya-Pagode

Die weißen Kuppen und goldenen Spitzen auf dem Sagaing-Berg sind schon von weitem sichtbar. Tausende Pagoden stammen aus dem 14. Jahrhundert, der Zeit nach dem Niedergang der Bagan-Ära. Heute leben hier etwa 6.000 Mönche. Sagaing ist damit das religiöse Zentrum Myanmars.

12jähriger Schüler in der Klosterschule in Sagaing
12jähriger Schüler in der Klosterschule in Sagaing

Wir besuchen eine Schule insbesondere für Waisenkinder, die von Mönchen betrieben wird und sich ausschließlich aus Spenden finanziert.

Jeder Einwohner Myanmars lebt mindestens für ein paar Monate in einem Kloster. Der Glaube prägt damit das Zusammenleben und letztlich sogar das Wesen der Menschen wesentlich. Da man davon ausgeht, dass die Qualität des nächsten Lebens nach der Wiedergeburt wesentlich dadurch bestimmt wird, ob man sich im aktuellen Leben als guter Mensch gezeigt hat, versucht jeder seinen Mitmenschen etwas Gutes zu tun. Das prägt das Zusammenleben und erklärt die grenzenlose Freundlichkeit, die einem hier überall begegnet.

Abt der Klosterschule in Sagaing
Abt der Klosterschule in Sagaing

Die Freundlichkeit um Umgang endet allerdings im Straßenverkehr. Hier gilt das Recht des Stärkeren (oder der besseren Nerven). Wer zurückweicht hat verloren.

Buddhismus – Unterschiede zu Vietnam
Weibliche Schüler in der Klosterschule in Sagaing
Weibliche Schüler in der Klosterschule in Sagaing

Beide Länder sind im Glauben buddhistisch geprägt. Der Glaube in Myanmar wird eher als etwas Gemeinsames gelebt. Die Mönche sind in den Alltag integriert, jede Dorfgemeinschaft scheint seine Pagode und Tempel – oder mehrere – zu haben. Eine höhere Dichte an religiösen Bauwerken ist kaum vorstellbar. In Vietnam gibt es natürlich auch Tempel; aber auffällig war in Vietnam, dass auch jeder Haushalt, jedes Restaurant und sogar jede kleine Werkstatt seinen eigenen Altar hat. Der Glaube scheint in Vietnam im Verhältnis zu Myanmar eher etwas Privates zu sein; die Mönche sind im Straßenbild nicht sichtbar.

In den Pindaya-Höhlen
In den Pindaya-Höhlen

Auffällig ist in Myanmar – neben der Anzahl – die Pracht der Tempel und Pagoden. Hier sind u. a. Unmengen Gold verbaut. Direkt neben den großen Buddha-Statuen – und eigentlich überall – stehen große, verglaste Boxen für Spenden. Nun sollte man meinen, dass diese möglichst schnell geleert werden, um Spendenbedürftigkeit zu suggerieren. Das Gegenteil ist der Fall. Alle sind bis oben hin mit Geldscheinen gefüllt. Der Reichtum der Pagoden wird zur Schau gestellt, hält aber nicht vom Spenden ab. Unsere Begleiterin kritisiert, dass es sehr viel einfacher ist, Spenden für eine Pagode zu generieren als zur Hilfe armer Menschen.

Privilegien der Mönche
Wo gibt es etwas zu sehen?
Wo gibt es etwas zu sehen? Mönche im Mahamuni Tempel

Und ein paar Privilegien haben sie schon, die Mönche. So brauchen sie am Flughafen nicht durch die Sicherheitsschleusen und sie haben eigene Krankenhäuser. Hintergrund: Sie dürfen keinen Sex haben und deshalb zur Sicherheit auch nicht mit Frauen unter einem Dach schlafen. Daher kommen allgemeine Krankenhäuser nicht in Frage. Das gilt übrigens nicht für Nonnen. Jedenfalls nicht die Regel mit den Krankenhäusern, was mit dem Sex ist, weiß ich nicht.

Soon-U-Ponya-Shin-Pagode
Soon-U-Ponya-Shin-Pagode - burmesische Familie posiert für das Familienalbum
Soon-U-Ponya-Shin-Pagode – burmesische Familie posiert für das Familienalbum

Dies ist die bedeutendste der vielen Pagoden auf dem Sagaing-Berg.

Amarapura – Stadt der Webereien

Südlich von Mandalay gelegen, war Amarapura (56.000 Einwohner) ab 1783 Hauptstadt Birmas.

Weberei in Amarapura
Weberei in Amarapura

Wir besuchen eine Weberei, in der insbesondere der die typischen Röcke für Frauen und Männer hergestellt werden. Auf dem Schiff haben wir bereits eine Unterweisung bekommen, wie man mit diesem Kleidungsstück umgeht. Obwohl das Ausgangsmaterial identisch ist, wird es sinnigerweise bei Männern und Frauen unterschiedlich getragen. Ich konnte mich also nicht darauf verlassen, dass mir meine Frau hilft, sondern musste selbst ran. Da ich erfolgreich war, durften wir unsere Röcke behalten.

U-Bein-Brücke
U-Bein-Brücke - mit 1.100 Metern die längste Teakholz-Brücke der Welt
U-Bein-Brücke – mit 1.100 Metern die längste Teakholz-Brücke der Welt
Mönche auf der U-Bein-Brück
Mönche auf der U-Bein-Brücke

Die Brücke steht auf über 1.000 Stelzen und überspannt in der Nähe von Amarapura den Taungmyo-See. Sie ist die längste Teak-Holz-Brücke der Welt ist ein ziemliches Touristen-Spektakel. Wir waren jedenfalls nicht allein. Mit einem Boot fährt man vor die Brücke und wartet auf den Sonnenuntergang. Das war schon ziemlich spektakulär.

Marionetten-Theater

1-DSC07644Abends auf dem Schiff konnten wir ein burmesisches Marionetten-Theater bewundern; manchmal wurde auch ein Darsteller als Puppe geführt. Auch wenn wir die Texte nicht verstehen – in die Musik hatten wir uns ja schon „eingehört“ -, ist es kein Problem der Handlung zu folgen. Eine berührende Aufführung.

Von unserer Begleiterin hören wir später, dass solche Aufführungen bis vor wenigen Jahren zur lebenden Kultur gehört haben, inzwischen gibt es diese Theater aber nur noch für Touristen.

Mandalay – 05.03.2016

Auf dem Mandalay Hill
Auf dem Mandalay Hill

Ich hatte mich bei Wikipedia über Mandalay informiert. Bei einem Brand soll viel kaputt gegangen sein; mit Hilfe der Chinesen seien Einkaufspaläste und Hochhäuser entstanden. Vielleicht gibt es irgendwo ein Einkaufszentrum. Was wir sehen ist eine sehr charmante Stadt mit hoher „Pagodendichte“ und großen traditionellen Märkten. Bedeutend sind immer noch die zahlreichen traditionellen Handwerksbetriebe. Kurz: Eine Stadt mit viel Charme.

Die Straßen sind -schon historisch- rechtwinklig ausgerichtet und durchnummeriert. Die Ost-West-Straßen sind von 1-49, die Nord-Süd-Straßen beginnen bei 50.

Alter Königspalast

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Posendes Brautpaar im Mandalay-Palast
Posendes Brautpaar im Mandalay-Palast

Der Königspalast ist im 2. Weltkrieg zerstört worden, als die Engländer hier ihre Präsenz gegen die Japaner – vergeblich -verteidigen wollten. Er ist später – etwas schmuckloser – wieder aufgebaut worden. Ein Gebäude war schon vorher abgebaut und an anderer Stelle wiedererrichtet worden. So bekommen wir einen Eindruck, wie es auf dem riesigen Gelände des Königspalasts ausgesehen haben muss. Alles aus Teakholz, reicht verziert und – früher – komplett vergoldet.

Frauen im Mandalay Palast
Frauen im Mandalay Palast
Mahamuni Tempel
Hier dürfen nur Männer hinein und den Buddha mit Goldplättchen bekleben
Hier dürfen nur Männer hinein und den Buddha mit Goldplättchen bekleben

Dieser Tempel ist nach der großen Pagode in Yangon die am meisten verehrte religiöse Stätte in Myanmar.

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1-DSC01718Wir haben Glück. Dieser Ort ist Ziel zahlreicher Prozessionen anlässlich der Novizen-Feierlichkeiten (Jungen und Mädchen gehen danach für ein paar Monate ins Kloster). Die veranstaltende Familie stattet die eingeladenen Kinder mit den schmuckvollen Kostümen aus. Ein Spaß, den sich nur wohlhabende Burmesen erlauben können. Und ein unglaublicher Fundus an Foto-Motiven.

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Novizen-Prozession – Die sehen so traurig aus, weil sie bald ins Kloster müssen.
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Mönche beim Besuch des Mahamuni Tempels
Sandamuni-Pagode (The world biggest book)
Jeder Schrein enthält eine Tafel
Jeder Schrein enthält eine Tafel

1-DSC01837-001Hier ist die Lehre Buddhas aus Steinplatten verewigt. Jede der 1774 Platten steht in einem eigenen Schrein. Den Inhalt dieser Platten muss jeder Mönch auswendig kennen. Dies wird jedes Jahr überprüft. Dreimal darf der Mönch um Bedenkzeit bitten; reicht das nicht, ist er raus …

Burmesisches Handwerk

1-DSC01761Wo kommen eigentlich die Buddhas her? Es gibt in Mandalay verschiedene Straßen, in denen sich verschiedene Gewerke angesiedelt haben. Steinmetze, die Buddhas in jeder Größe fertigen. Oder soll es einer aus Bronze sein?

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Ein 5.000-Dollar-Buddha aus Bronze

Nur eine Straße weiter. Ein fast fertiges Exemplar – ca. 1,80 hoch – kostet den Besteller etwa 5.000 Dollar. Wir erfahren, dass der Chef auch einen Großauftrag abarbeitet. 7 Buddhas mit einer Höhe von ca. 8 Metern für das Tibet-Zentrum in Paris. Die ersten Exemplare sind bereits geliefert. Praktisch alle großen Buddhas kommen – unabhängig vom Material – aus Mandalay, der Handwerkerstadt.

1-DSC01783Überall in Myanmar sind Stupas und Buddhas vergoldet. Das dafür verwendete Gold kommt exklusiv aus Mandalay. In der Werkstatt schuften 4 Männer im Akkord und schlagen mit 3,5-Kg-Hämmern das Gold zu hauchdünnen Folien. Wir erfahren, dass die Männer diese Arbeit maximal bis zum Alter von 45 machen können. Dann ist der Rücken kaputt.

Die Blattgoldplättchen werden verpackt
Die Blattgoldplättchen werden verpackt
Mandalay Hill

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U Khanti Tazaung - Erst habe ich mich mit den Kinder fotografieren lassen und dann sind die Kinder dran ...
U Khanti Tazaung – Erst wollten sich die Kinder mit mir fotografieren lassen und dann sind die Kinder dran …

Buddha hatte diesen Berg besucht und prophezeit, dass am Fuß des Berges eine große Stadt gegründet werden würde. Dies wurde durch König Mindon erfüllt, als er den Königssitz 1857 von Amarapura nach Mandalay verlegte. Es finden sich zahlreiche Pagoden auf dem Berg.

U Khanti Tazaung
U Khanti Tazaung

Gegen Abend geht es rauf auf den Berg. Hier – in und um die Halle U Khanti Tazaung – versammeln sich – vor allem burmesische – Touristen, um den Blick über die Stadt und den Sonnenuntergang zu genießen.

In der U Khanti Tazaung Halle auf dem Mandalay Hill - Warten auf den Sonnenuntergang
In der U Khanti Tazaung Halle auf dem Mandalay Hill – Warten auf den Sonnenuntergang
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Lichtspektakel im Hotel

Ein schönes, modernes Hotel. Während es sonst entweder Transponder-Karten oder „echte“ Schlüssel für die Tür gibt, bekommen wir hier zwei Lochkarten. Das wirkt ersteinmal vertrauenserweckender als Transponder. Mehr „you feel, what you will open“. Als wir los wollen, haben wir aber ein Problem, alle Lichter zu löschen. Ausgerechnet eine Birne in der Nähe vom Bett bleibt hartnäckig. Wir fragen an der Rezeption. Es gäbe Schalter am Bett. Ok, danach haben wir nicht gesucht. Als wir aus der Stadt zurückkommen, suchen wir. Zunächst erfolglos. Ahhhh, da ist was: Eine kleine Kiste, sieht aus wie ein Telefon, erweist sich als digitale Schaltzentrale. Und tatsächlich: es gelingt, alle Lampen zu löschen.

Schnell ins Restaurant, denn schon vor 7:00 werden wir zum Flug nach Heho (heißt wirklich so) nahe dem Inle-See abgeholt. Unterwegs steigen zwei Französinnen und auf einer anderen Etage ein älteres englisches Ehepaar ein.

Als wir aus dem Restaurant zurückkommen ist unsere Blase voll wie selten (nicht die gemeinsame, sondern bei jedem …). Mit unserer Super-Lochkarte bekommen wir die Tür nicht auf. Vielleicht liegt es daran, dass wir so unentspannt sind. Schnell wieder runter in die Lobby, um dort die Toiletten aufzusuchen. Wir sind glücklicherweise im Fahrstuhl allein und können uns im Kreis bewegen. Vielleicht halten wir so durch. Endlich Toiletten.

Entspannt und gut gelaunt zum Fahrstuhl. Wer steigt zu? Die beiden Französinnen und das englische Ehepaar. Ein Tag, an dem man einen Lottoschein hätte abgeben sollen. Solche Zufälle gibt es nicht wieder; nur wenn man genug Pagoden besucht hat. Die Stimmung im Fahrstuhl ist super, auch wenn keiner etwas von einem Lottoschein gehört hat. Aber dann stehen wir vor unserer Tür. Es war auch blöd anzunehmen, dass diese über einen Blasen-Indikator verfügt. Nichts geht. Ich wieder runter zu Rezeption. Ja a  a   a …. mit dieser Karte geht das auch nicht, damit kann man nur das Licht aktivieren. Die Türöffner-Karte liegt dann wohl im Zimmer. Natürlich! Weshalb soll ich zwei Zimmer-Keys mit ins Restaurant nehmen? Man erklärt mir noch, dass nur auf einer Karte die Zimmer-Nr. geschrieben sei. Aha! Jetzt muss ich nur noch an meinem Klein-Computer die richtigen Tasten finden, um das Licht anzuschalten. Gut, dass Handys eine Taschenlampen-Funktion haben, so kann ich die kleine Kiste wenigstens bedienen.

Ich bin mir sicher, dass sich die Architekten des Hotels längst aus Asien abgesetzt haben.