Start der Cruise – 17.03.2014
Die Bucht im Golf von Tonkin ist UNESCO-Welterbe und hat eine Größe von ca. 1.500 Quadratkilometern mit rund 2.000 Kalksandsteinfelsen. Es handelt sich also nicht nur um einziges Postkartenmotiv, sondern um ein sehr großes Areal, das in dieser Form einzigartig auf der Welt ist. Natürlich ist man hier nicht allein. Zahlreiche kleine (nachempfundene) Dschunken, teilweise mit Übernachtungsmöglichkeiten, teilweise mit Tagesgästen ziehen ihre Kreise um die Inseln. Es ist aber – noch – alles andere als überlaufen. Geplant ist aber offenbar, die Orte um die Bay touristisch zu erschließen und damit die Zahl der Tagesgäste zu erhöhen. Davon zeugt auch eine Eisenbahn, die Halong City mit Hanoi verbinden soll (die Fertigstellung ist aber noch nicht abzusehen). Aufpassen müssen die Vietnamesen, dass ihr Schmuckstück nicht verdreckt. Es schwimmt schon jetzt viel Unrat im Wasser, insbesondere bei einer Kajak-Fahrt haben wir viele tote, kleine Fische gesehen. – Trotzdem: Ein einmaliges Erlebnis.
Nach etwa vier Stunden und zwei Stopps in Touristen-Shops mit allerlei vietnamesischer Folklore und Perlen erreichen wir an der Halong Bay Cat Hai, den Hafen. Unser Schiff ist überwältigend. Wir haben ein kostenloses Upgrade unserer Kabine auf einem anderen Schiff erhalten. Die Kabine und das Bad (mit Whirlpool + Dusche) sind riesig. Es sind noch zwei Amerikaner, vier Franzosen und zwei Österreicher an Bord. Lange nicht ausgebucht.
Kurz nach dem Ablegen in die sehr diesige Bucht gibt es Lunch: Vorspeise, Suppe und Meeresfrüchte-Platte. Ich esse das erste Mal in meinem Leben Austern (sie sind ohne Würgereiz drin geblieben). Aber der Fisch war lecker …
Es folgt ein straffes Programm. Wir verlassen unser Schiff zwei Mal zu Ausflügen mit kleineren Booten. Es geht durch eine recht schmale und sehr flache Einfahrt durch einen natürlichen Tunnel in einen „Cave“, knapp 60 Meter Durchmesser und mindestens ebenso hoch.
Von dem Krater sind nicht nur wir beeindruckt; an diesem nur von der Wasserseite zugänglichen Cave haben auch Affen gefallen gefunden und sich hier angesiedelt. Einen haben wir gesehen. Er war kurz verschwunden, nachdem er von Chinesen auf einem vorausfahrenden Boot mit Bananen beschmissen wurde. Als wir vorbeifuhren, kam er zurück und hat die Bananen eingesammelt. Auch die Affen mögen hier keine Chinesen.
Der zweite Ausflug galt einer riesigen Höhle, deren Eingang nach einer kurzen Kraxelei erreicht wurde. Unsere vietnamesische Begleitung hat uns überall in der Höhle auf Gesteinsformationen hingewiesen, die überraschend auftauchen und wie irgendwelche Tiere oder Könige aussehen. Deshalb heißt die Höhle auch Überraschungs-Höhle. Ich finde eher überraschend, was unsere Begleiterin für eine Phantasie hat.
Der morgige Tag beginnt um 06:30 mit Tai Chi. Das ist kein grüner Tee, dafür freiwillig.
18.03.2014 – Cruise durch die Halong Bay
Auch wenn es wieder neblig ist, die Fahrt durch die Bay ist sehr beeindruckend. Man hat ein schlechtes Gewissen, kurz in die Kabine zu gehen und damit die Landschaft nicht genügend zu würdigen, denn die Natur hat sich so viel Mühe gegeben, wie sonst kaum auf der Welt.
Wir sind heute umgestiegen auf ein kleineres Explorer-Boot. Da wir insgesamt nur sechs Personen sind, ist aber auch das sehr großzügig. Vor der ersten Station müssen wir uns entscheiden, Fahrräder oder hinten auf einem Moped. Eine schwierige Entscheidung, wenn man weder den Weg noch die Fahrräder kennt. Wir entscheiden uns für Fahrräder (Susan nimmt auf dem Rückweg einen Moped-Rücksitz, da sie die Fahrräder nun kannte). Wir fahren in ein kleines Dorf mitten auf einer Insel. Unser vietnamesischer Begleiter führt uns in das Haus einer 95-Jahre-alten Frau, die hier ganz allein lebt und keine Angehörigen mehr hat. Eine Matratze, ein kleines Schränkchen, das ist so ziemlich alles, was sie besitzt. Ich gebe ihr etwas Geld.
Wir gehen durchs Dorf, schauen in eine Schulklasse und in den Kindergarten. Der Lehrer macht keinen sehr motivierten Eindruck. Wir erfahren, dass die Lehrer hier für zwei Jahre auf die Insel zwangsverpflichtet werden. Das erklärt einiges.
Die Kinder im Kindergarten mussten sich gerade zum Schlafen hinlegen: Zwei Reihen hintereinander, dicht an dicht nebeneinander auf dem Fußboden. Ein niedliches Bild, ich habe mich aber nicht getraut zu fotografieren: Die Kinder, die ja eigentlich schlafen sollten, haben schon so eins auf den Deckel bekommen, weil sie uns durchs Fenster zugelächelt haben.
Wir setzen unseren Weg durch das Dorf fort und gehen in den Urwald. Es gibt jede Menge – meist schwarze – Schmetterlinge.
Was jetzt folgt, scheint eine kleine Rache unseres vietnamesischen Begleiters für die Kriege der Vergangenheit zu sein 😉 Ein uns begleitendes Paar sind Franzosen, die anderen Amerikaner!. Es geht immer weiter in den Dschungel, der Weg wird immer enger, der Boden ist glitschig, mal geht es steil hoch, mal sind kleine Bäche zu durch- bzw. überschreiten.
Der Weg endet in einer Höhle. Unser Begleiter erzählt uns, dass hier viele Bomben gefallen sind und sich die Bewohner in der Höhle versteckt und so überlebt hatten.
Es geht den gleichen Weg zurück, wieder vorbei an der 95-jährigen, jetzt steht hier auch ein Mann rauchend in der Tür, ein anderer liegt in der Hängematte … (bestimmt keine Angehörigen der alten Dame) und zurück auf das Boot. Es gibt ein Super-Essen, viele verschiedene vietnamesische Spezialitäten in kleinen Schalen serviert. Ich esse mit Stäbchen, als wenn ich nie etwas anderes gemacht habe. Finde ich. Einer der vietnamesischen Begleiter fragt, ob ich nicht doch lieber Besteck haben möchte. Wie soll ich das verstehen? Ich lehne dankend ab.
Die nächste Station ist eine Kanu-Tour. Das schwierigste ist das Einsteigen. Ich habe mit Sicherheit Abzüge in der B-Note bekommen, aber von den vietnamesischen Helfern lacht keiner. Die sind echt nett.
Die Fahrt mit dem Kanu führt uns durch zwei relativ enge Passagen in einen im Übrigen völlig umschlossenen See. Bis auf Vogelstimmen dringt kein Geräusch bis hierher vor. Ein selten zu erlebendes Gefühl totaler Ruhe.
Nach insgesamt mindestens einer Stunde geht es wieder zurück. Morgen werde ich Muskelkater haben. Auf der Rückfahrt nimmt der Nebel noch weiter zu. Andere Boote tauchen wie aus dem Nichts vor uns auf. Ein bisschen spooky.
19.03.2014
Ti Top
Einen Wecker müssen wir nicht stellen; um 06:30 werden die Maschinen angeschmissen und der Anker eingeholt. Wir werden zu einer kleinen Insel mit Badestrand gefahren: Ti Top.
Hier kann man 400 steile Treppenstufen zu einer Aussichtsplattform krabbeln. Aber es ist so neblig und nieselt leicht, dass wir schon nach der halben Strecke den Strand kaum noch erkennen. Da die meisten diesen Ausflug angesichts des Wetters ohnehin geschwänzt haben, denken wir, dass der halbe Weg ausreicht und kehren zurück. Erst jetzt gibt es Frühstück.
Der Weg nach zurück nach Hanoi
Auf dem Weg zurück versuche ich, Regeln für das Verwenden der Lichthupe zu ergründen. In folgenden Fällen wird die Lichthupe eingesetzt:
- Achtung ich komme!
- Ich überhole Dich links!
- Ich überhole Dich rechts!
- Warte, ich überhole Dich später!
Und wenn die richtige Hupe eingesetzt wird, will man sagen „meine Hand schmerzt vom Lichthupen“.
Infrastruktur
Unser vietnamesischer Begleiter Ly Tat Thang erzählt uns oft von dem, was seine Leute alles bauen wollen: Eine U-Bahn in Hanoi, eine weiteres Kohlekraftwerk an der Küste, eine Eisenbahn zwischen Hanoi und der Halong Bay. Davon ist auch schon einiges zu sehen: Eine lange Brücke, die irgendwo über einer Siedlung endet, Beton-Schwellen, aufgereiht und gestapelt in einer Dimension wie die Chinesische Mauer. Auf die Frage, wann die Strecke denn fertig sei: das weiß man nicht, kommt drauf an, ob seine Leute das Geld haben oder nicht. Hoffen wir, dass die Beton-Schwellen dann noch in Ordnung sind.
Da man im Verhältnis zur Menge der Mopeds und LKW relativ wenig Busse sieht, meine Frage nach öffentlichem Nahverkehr: Früher hatten seine Leute eine Straßenbahn in Hanoi, aber man sieht ja selbst, der viele Verkehr, da gab es zu viele Unfälle und die Straßenbahn wurde abgeschafft. Das ist Pragmatismus.
Es bleibt zu hoffen, dass Vietnam von seinen Infrastruktur-Problemen nicht überrollt wird.
Besuch der der But Thap Pagode
Irgendwann biegen wir auf der Straße ab und fahren etliche Kilometer auf einem Deich. Rechts kleine Dörfer, links Reisfelder und auf beiden Seiten Wasserbüffel.
Schließlich erreichen wir ein zunächst unscheinbares Gebäude, die But Thap Pagode. Wir sind aber sehr schnell von der Schönheit und Größe des Gebäudes eingenommen. Einen chinesischen Mönch hat es vor Urzeiten hierher verschlagen und er hat dieses Kloster gegründet. Es ist noch nicht lange her – Klaus Kinkel war Außenminister -, da wurde es mit deutscher Hilfe renoviert bzw. wieder aufgebaut. Im Gegensatz zu den Pagoden im Süden sind die im Norden nicht so bunt. Für uns sehr ungewohnt sind die Opfer, die in der Pagode erbracht werden.
Vor dem Altar sind Keks-Schachteln, Türme mit Wasserflaschen, vor einem Altar auch Bierdosen geopfert worden. Was man eben so braucht als Mönch. Denn anders als im Süden gibt es hier keine Bettelmönche; den Mönchen hier werden die Dinge gebracht.
Wir bekommen von unserem vietnamesischen Begleiter Räucherstäbchen, entzünden diese und können sie vor einem Altar unserer Wahl aufstellen.
Wir hören ein bisschen von der Religion. Nach dem Tod kommt man unter die Erde. Hier sind 10 Wächter an denen man vorbei muss und die wissen, was man für ein Mensch war. Mit diesen 10 Wächtern konnte man sich in der Pagode schon bekannt machen; rechts und links waren 10 Figuren symbolisch für die Wächter aufgestellt.