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Kaokaland – Serra Cafema (08.05.-10.05.2015)

Der lange Flug

Der heutige Flug wird uns ganz in den Norden an die angolanische Grenze bringen. Der deutsche Pilot gibt die Flugzeit mit 1:20 Stunden an. Wir haben schon gelernt, dass die Flüge ab der Mittagszeit wegen der Hitze und der dadurch entstehenden Winde immer etwas „bumpy“ sind und das sollen wir nun gefühlte Ewigkeiten in der kleinen Sardinenbüchse ertragen. Bei einem Fluggast vor uns hat das nur halb geklappt: Er hatte seinen Mageninhalt in der Kabine verteilt. Das Flugzeug war zwar gereinigt – nur den Gurt hatte man vergessen 🙁  und der Sitz war noch feucht. Susan durfte daher auf der Alu-Folie sitzen, die sonst als Sonnenschutz in die Fenster der geparkten Maschine gelegt wird …

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Die besonders schlimmen Sprünge laufen immer nach dem gleichen Muster ab: Man überfliegt einen Gebirgszug, die Windgeräusche werden stärker und dann knallt es …  Ich lenke mich ab, indem ich versuche, die verschiedenen Flugzeugbewegungen zu unterscheiden und zu kategorisieren, gebe aber irgendwann auf. Denn die sauberen Drehungen sind selten; meist handelt es sich um schlingernde Bewegungen um mehrere Achsen gleichzeitig. Am gemeinsten sind die, bei denen ein Anheben des Hecks dabei ist.

Hartmann-Strip

Ich erinnere mich daran, dass ich im Hartmann-Stift geboren bin. Das Krankenhaus in Vegesack gibt es schon lange nicht mehr und es hat auch sicher nichts mit dem Hartmann-Strip zu tun, der Landebahn in der Wüste, die uns von der Schaukelei erlöst.

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Landung auf dem Hartmann-Strip (ich bin vorher mit dem Fallschirm runter, um dieses Foto machen zu können …)

Der Air-Strip liegt – wie auch unser Camp – am nördlichen Rand des Hartmann-Gebirges.

Wir werden schon erwartet. Vor dem Jeep ist ein Buffet mit einer kleinen Getränkeauswahl und ein paar Snacks aufgebaut. An den verschlossenen Sekt trauen wir uns nicht (zumal die Flasche erkennbar nicht gekühlt ist, aber als Deko macht sie ordentlich was her), sondern ich entscheide mich für ein (gekühltes) Bier, auch wenn es dafür eigentlich noch zu früh ist. Aber nach dem überstandenen Flug erscheint mir das vertretbar.

Das Camp Serra Cafema

Wir fahren durch Landschaften, die auch in Sossusvlei kaum mehr Wüste geboten haben. Dabei war uns eher eine Flusslandschaft offeriert. Nach einer Stunde Fahrt öffnet sich ein Tal und gibt den Blick auf den Kunene frei.

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Das Camp liegt direkt am Grenzfluss nach Angola. Unser recht massives Zelt liegt direkt am Wasser mit Blick auf Angola auf der gegenüberliegenden Seite des Kunene.

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Kunene und Himbas

Boots-Tour auf dem Kunene

In diesem Camp geht es etwas ruhiger zu. Wir brechen erst um 09:00 auf zu einer Boots-Tour auf dem Kunene. Der Fluss hat etwa die Breite der Weser vor dem Weserwehr, fließt aber sehr viel spektakulärer durch ein Flussbett, das von hohen, kargen Bergen gesäumt wird.

Unser Camp Serra Cafema direkt am Kunene
Unser Camp Serra Cafema direkt am Kunene

In den Bergen sehen wir eine Herde von Baboons, eine relativ große Affenart. Aber abgesehen von der beeindruckenden Landschaft geht es auf der Tour vorrangig um Krokodile. Wir sehen ein paar kleinere, die aber mehr Respekt vor uns haben als umgekehrt. Aber dann: Auf einer Sandabschnitt sonnt sich ein etwa vier Meter großes Krokodil mit geöffnetem Maul.

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Unser Guide setzt das Boot etwa 15 Meter auf den Strand und will uns einmalige Fotos ermöglichen: Aussteigen. Angesichts der nahen Riesenechse halten wir das für einen Scherz, aber er meint es ernst. Gerade als wir das Boot verlassen haben, bemerkt uns der Koloss – und lässt sich ins Wasser gleiten. Von allen denkbaren Reaktionen erscheint das noch eine angenehme Variante.

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Beim Einsteigen bemerken wir ein kleines Krokodil-Baby im Wasser, das nun alle Aufmerksamkeit auf sich zieht. Ich bin ganz froh, dass Krokodile sich offenbar nicht besonders um ihren Nachwuchs kümmern, denn der große Kollege macht keine Anstalten, den kleinen zu beschützen. Glücklicherweise …

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Der Kunene ist der Grenzfluss zwischen der langen Grenze zwischen Angola und Namibia. Wir sind Luftlinie etwa 50 km von der Mündung im Atlantik entfernt. Die Nähe zum Atlantik erklärt das heiße, trockene Wüstenklima. Es gibt kaum Vegetation und kaum Tiere. Ohne das Camp wäre diese unwirtliche und ohne Flugzeug kaum zu erreichende Gegend völlig von der Zivilisation abgeschnitten.

Himba-Dorf

Die Gegend in der wir uns jetzt befinden, ist das wirkliche „Middle of Nowhere“ und so lebt hier ohne jeden Kontakt zur Zivilisation ein Stamm der Himbas wie schon vor 1.000 Jahren. Ein solches Dorf besuchen wir.

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Mitten in der Wüste stehen 10 Hütten. Vor den Hütten sehen wir fast nur Frauen und Kinder. Mit einem etwas mulmigen Gefühl verlassen wir den Range Rover. Wir dringen ja nicht nur in ihren Lebensbereich ein und verletzen damit ihre Intimsphäre, sondern degradieren die Menschen zu Objekten eines touristischen Events.

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Noch im Wagen haben wir die Begrüßungsfloskel in der Sprache der Himba gelernt und stellen uns der Reihe nach vor. Im Übrigen lassen sich die Himba-Frauen aber nicht aus der Ruhe bringen.

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Einer der Damen werden gerade die Haare gemacht. Auch die Kinder beachten uns eher nicht. Auf ein verabredetes Zeichen bauen alle ihr Verkaufsstände auf. Auf den Dächern der Hütten lagen Plastiktüten, die allerlei afrikanisches Kunstgewerbe verbargen, welches nun vor uns ausgebreitet wird. Wahrscheinlich ist nichts davon im Dorf entstanden, aber was soll`s.

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Susan findet etwas, was sowohl koffer- als auch einigermaßen geschmackskompatibel ist. Bezahlt wird ein wahrscheinlich viel zu hoher Preis, aber das ist besser, als ihnen Geld wie einem Bettler zu geben.

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Mangels Wasser findet Körperhygiene bei den Himbas völlig anders statt. Der Körper wird mit dem Mehl gemahlener roter Steine eingerieben, was auch gegen die Sonne schützt. Die Haare der Frauen sind zu Zöpfen zusammengeklebt. Unmittelbar auf der Kopfhaut verdichtet sich die rote Klebemasse wie Knetgummi. Besondere Pflege erhält der Intimbereich: Man stellt sich über ein kleines Feuer, in dem irgendwelche Kräuter verbrannt werden. Es wird geräuchert. Ein bisschen kann man diese Gerüche auch wahrnehmen.

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Die Kinder verhalten sich wie überall auf der Welt, spielen, zanken, balgen herum. Etwas unklar bleibt, wo die Männer sind. Bei ihren Herden? (die Himba sind Nomaden) Eher in anderen Himba-Dörfern, was dazu geführt hat, dass Aids auch bei den Naturvölkern inzwischen sehr verbreitet ist.

Himba
Himba

Wir verlassen diese Wiege der Zivilisation und suchen einen schönen Platz für einen Sundowner und finden diesen, wieder mit einem beeindruckenden Blick auf Angola.

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