Saigon – 02.04.2014
Die Stadt heißt offiziell Thanh Pho Ho Chi Minh. Der alte Name Saigon war aber nie ganz verschwunden und wird jetzt wieder zunehmend verwendet. Saigon ist mit rund 9 Mio Einwohnern mehr als doppelt so groß wie Hanoi. Ab 1862 wurde Saigon von der Kolonialmacht Frankreich kontrolliert. Da im Krieg relativ wenig zerstört wurde, sind noch viele Bauten erhalten, die an die Kolonialzeit erinnern.
Nach dem Einchecken in unser Hotel können wir bei einem ersten Spaziergang unsere erworbenen Kenntnisse im Überqueren der Straßen einsetzen. Es klappt gut. Man muss sich nur trauen. Anders als in Hanoi schwärmen die Mopeds hier aber auch schon mal über die Fußwege. Es soll 3 Mio Mopeds in dieser Stadt geben, und die meisten sind gerade unterwegs.
Stadtrundfahrt – 03.04.2014
Erste Station ist die katholische Kirche Notre Dame. Sie wurde 1880 fertiggestellt. Das Baumaterial wurde damals komplett aus Frankreich importiert. Die Kirchtürme waren einst mit 40 Metern die höchsten Bauwerke der Stadt. Die Vietnamesen – gleich welchen Glaubens – mögen diese Kirche und haben keine Berührungsängste. Die Kirche ist ein beliebter Hintergrund für Hochzeitspaare, die hier bereits vor der Hochzeit in voller Montur um die Wette posen.
In unserem Hotel in Singapur konnten wir die Vorbereitungen von zwei Hochzeitsfeiern miterleben. Hier dienten die stark vergrößerten Fotos des Brautpaares mit Brautkleid und allem drum herum bereits als Dekoration des Festsaals. Es scheint also in Asien üblich zu sein, die Hauptpersonen bereits vor der Hochzeit abzulichten, damit die Hochzeitsgesellschaft bereits auf der Feier – quasi just-in-time – etwas von den Fotos hat.
Einen paar Tage später sehen wir den skurril wirkenden Versuch eines chinesischen Brautpaares, seine Fotos in Hongkong bei Regenwetter mitten in der Stadt zu machen (dort ist aber auch fast überall „mitten in der Stadt“). Die Schleppe des Brautkleides hatte die Konsistenz eines Feudels angenommen.
Das historische Hauptpostamt liegt direkt neben Notre Dame und wurde einige Jahre später 1891 von Gustave Eiffel erbaut.
Weiter ging es zum Palast der Wiedervereinigung. Dieses Gebäude war bis 1975 der Präsidentenpalast (für den Präsidenten Süd-Vietnams). Beeindruckend waren die Bunkeranlagen im Keller.
Die 1909 errichtete Jadekaiser-Pagode zeichnet sich durch reichhaltige Verzierungen aus. Sie ist einer wichtigen taoistischen Gottheit gewidmet. Vor der Pagode befinden sich ein Schwimmbecken für Fische und eine Art Terrarium für Schildkröten. Diese Tiere können hier – ebenso wie Vögel – freigelassen werden. Das bringt Glück und hilft der eigenen Seele. Praktischerweise kann man die Tiere auch direkt vor der Pagode kaufen.
Rund um China-Town (im 5. Bezirk) zeigt sich Saigon eher so, wie man es von einer asiatischen Großstadt erwartet, mit vielen kleinen Läden (die scheinen mit etwa 2,5 bis 3 Metern Breite genormt zu sein), in denen man wirklich alles kaufen kann.
Die Thien-Hau-Pagode liegt in China-Town. Hier haben wir die Möglichkeit, an einer spiralförmigen Räucherkerze einen Wunsch abzuschicken. Der Wunsch ist schon vorformuliert und enthält alles, was man sich so wünschen kann (hoffe ich: er war in chinesisch formuliert). Er musste nur noch mit unseren Namen beschriftet werden, damit die Götter auch wissen, um wen sie sich zu kümmern haben. Wunsch und Räucherkerze wurden dann an die Decke gehängt. Schaun wir mal …
Museum der Kriegsrelikte
In diesem Museum haben wir uns lange aufgehalten. Ich habe während unserer Strandtage ja schon ein bisschen über den Vietnam-Krieg recherchiert. Aber wenn man hier Dokumente dazu sieht, bekommt das eine andere Dimension. Ein Ausstellungsteil ist ausschließlich den gefallenen Kriegsreportern gewidmet. Eine Dokumentation widmet sich den Opfern von Dioxin, welches im Zusammenhang mit den Entlaubungsmitteln wie Agent-Orange von den Amerikanern im Land verteilt wurde.
Fotos aus den Jahren um 1975 mit den Zerstörungen von Städten, Brücken, Häfen usw. lassen ermessen, welche Aufbauarbeit die Vietnamesen in relativ kurzer Zeit geleistet haben. Fotos aus dem Museum finden sich im Beitrag zu den Kriegen Vietnams >hier.
Ausflug ins Mekong-Delta – 04.04.2013
Wir sehen ein weiteres Stück Autobahn, völlig frei von Mopeds, ein ungewohntes Bild.
Cao Dai Tempel
Auf dem Weg ins Mekong-Delta machen wir Halt beim Cao Dai Tempel. Dies ist das Haupt-Heiligtum einer relativ jungen Religion. Der Caodaismus ist erst 1926 entstanden und will die großen Weltreligionen vereinen: Christentum, Buddhismus und (merkwürdigerweise als dritte Gruppe zusammengefasst) Daoismus, Hinduismus und Islam. Die Kirche beruft sich u. a. auf Victor Hugo. In den besten Zeiten hatte sie immerhin 4 Mio Anhänger. Heute sind es immerhin noch 2 Mio, die fast ausschließlich im Süden Vietnams leben. Symbol ist das linke Auge, das alles sieht. Im Tempel gibt es einen dem Auge gewidmeten Altar.
Mekong Delta
Mit einem Motorboot fahren wir von Ben Tre auf eine Insel mitten im Mekong. Die Insel ist bewohnt. Wir bekommen Tee mit Honig und Blüten-Pollen, dazu getrocknete Bananen und Ingwer. Nach einem kurzen Fußmarsch besteigen wir ein schmales Sampan-Boot. Man fühlt sich als Mann etwas blöd, dass man von zwei Frauen gerudert wird, aber ich versuche gar nicht erst zu helfen, denn die Fahrt ist teilweise abenteuerlich, Gegenverkehr in engen Kanälen, eine Sache für Profis.
Wir kehren erneut ein und genießen frische Früchte; von den meisten habe ich den Namen noch nie vorher gehört. Auf ausdrückliches Verlangen bekommt Susan eine Stinkfrucht (Durian). Es ist verboten, diese Frucht in öffentlichen Verkehrsmitteln mitzuführen, in Hotels mitzunehmen oder zu exportieren (deshalb ist sie in Europa auch nicht erhältlich). Der Name der Frucht beschreibt den Grund. Todesmutig probiere ich auch (nachdem Susan das Gesicht nicht verzogen hat). Die Frucht und ich werden aber keine Freunde werden.
Wir verlassen die Insel und fahren zurück nach Saigon. Morgen geht es zum Airport und dann nach Hongkong.