Hue – die alte Kaiserstadt
Nach kurzem Flug erreichen wir Hue. Nach der 3,5-Mio-Metropole Hanoi wirkt Hue mit rund 320.000 Einwohnern fast beschaulich (hat aber genauso viele Mopeds). Aber wir kommen erst gar nicht hin, sondern werden am Flughafen abgeholt und sofort geht es los:
Fahrt mit einem alten „Drachenboot“ auf dem Parfüm-Fluss. Da um diese Zeit noch nicht viel los ist, haben wir ein kleines privates Boot. Zwei kleine Globalisierungs-Plastik-Stühle. Fertig.
Ziel ist die
Thien-Mu-Pagode: 1601 errichtet hat die Pagode rituellen Kultstatus und für Buddhisten eine besondere Bedeutung. Hier ist das Auto ausgestellt, mit dem der Mönch Thich Quang Duc 1963 nach Saigon gefahren war und sich aus Protest gegen die Religions-Politik des Diem-Regimes angesteckt hat. Da ein Foto-Reporter informiert war, gingen die Bilder um die Welt.
Angeschlossen ist eine Schule für Mönche. Die noch unentschlossenen Schüler sind daran zu erkennen, dass sie noch eine lange Haarsträhne tragen. Nach ihrer endgültigen Entscheidung ist der Kopf komplett kahl rasiert.
Als frühere Hauptstadt (bis 1945) und Sitz der Kaiser gibt es im Umland jede Menge Kaisergräber. Wir besichtigen drei davon. Das klingt unspektakulär; die haben aber Ausmaße von mehr als 20 Hektar. Wir sind vom Flug für das unerwartet heiße Wetter völlig falsch angezogen und schwitzen leise vor uns hin.
Die Bezeichnung „Grabmal“ wird den Anlagen nicht gerecht. Das Mausoleum von Minh Mang wurde 1843 und damit erst zwei Jahre nach dem Tod des Kaisers fertig.
Sein Nachfolger hat sich aber nicht lumpen lassen; die Anlage ist beeindruckend. Der Kaiser Tu Duc (gestorben 1883) hat es schlauer gemacht und sein Grabmal selbst geplant und sich hier – zu Lebzeiten – lieber aufgehalten als im Palast.
Das lässt sich nachvollziehen, denn die Anlagen sind großzügig und in eine sehr schöne – teilweise künstlich angelegte – Landschaft eingebettet.
Das Grabmal von Khai Dinh (gestorben 1925) schließlich ist komplett aus Beton gebaut.
Das Ganze wirkt ein bisschen unwirklich; offenbar französisch inspiriert, der Beton hat sich inzwischen teilweise schwarz verfärbt.
Inzwischen sind wir komplett durchgeschwitzt, die Blase ist voll, der Magen leer (das Frühstück als letzte Mahlzeit liegt 9 Stunden zurück) … aber wir haben es geschafft und erreichen das Hotel. Susan bestellt eine Nudelsuppe; mit Hühnchen gibt es die nicht mehr, also mit Fleisch. Die Suppe kommt; der in Streifen geschnittene Pansen fällt sofort auf. Hundebesitzer haben dafür einen Blick. Ich muss nicht probieren, auch wenn Susan sagt, es schmeckt nicht schlecht, denn ich hatte Pansen-Suppe 1976 schon mal in Istanbul. Abends bestellt sich Susan dann aber vegetarisch.
Zweiter Tag in Hue – 22.03.2014
Prinzessin-Wetter
Es ist nieselig und nur etwa 20 Grad warm. Viel zu kalt für diese Jahreszeit. Das nennt man hier Prinzessinwetter. Die Geschichte dazu handelt von einer Prinzessin, die ihrem Mann einen Pullover stricken wollte. Sie begann im Sommer. Sie war hübsch, aber nicht sehr schnell und daher erst im März fertig, als es schon warm war. Nun sollte der Mann den Pullover ausprobieren, aber es war viel zu heiß. Da hat der Kaiser Kälte bestellt: Prinzessin-Wetter.
Gartenhäuser
Darunter konnten wir uns zunächst überhaupt nichts vorstellen. Es ging durch kleine Gassen in eine private Wohnung, die um die Jahrhundertwende von einem Mandarin bewohnt wurde. Heute wohnt dort eine uralte Enkelin des Mandarin mit einer „Dienerin“. Der Zustand des Gebäudes entspricht noch weitgehend dem am Anfang des 20. Jahrhunderts. Wir werden hinein gebeten und mit grünem Tee, einem Keks und Obst bewirtet.
Nach einem kurzen „Gespräch“ – es geht u. a. auch um meine Größe – öffnet sie ein Nebengebäude; dieses ist allein der Ahnenverehrung vorbehalten. Hier stehen mehrere Altare für verschiedene Vorfahren, jedes mit den obligatorischen Opfergaben.
Uns war anfangs etwas unwohl, die privaten Räume der uns unbekannten Person zu betreten und quasi zu „besichtigen“. Dieses Gefühl verging aber, denn wir hatten das Gefühl, dass es für die alte Dame auch eine willkommene Abwechslung war, und natürlich auch ein Geschäft. Denn selbstverständlich haben wir etwas Geld da gelassen. Wir wurden freundlich verabschiedet und bekamen jeder eine Mandarine mit auf den Weg.
Die Zitadelle – der Kaiserpalast
Bis 1945 war Hue Sitz der vietnamesischen Kaiser. Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Kaiser nach der Besetzung von den Franzosen allerdings entmachtet.
Von der Macht und dem Reichtum der Kaiser und des Volkes zeugt der alte Kaiserpalast. Ein Areal von 120 Hektar, umschlossen von einer 10 km langen und 5 Meter breiten Mauer. Vieles war durch die Kriege zerstört, einiges ist aber wieder aufgebaut, etliche Gebäude sind restauriert, einige befinden sich in der Restauration. Einen Eindruck von der Anlage in seiner Gesamtheit können Fotos nicht vermitteln; in den schönsten Gebäuden ist das Fotografieren verboten.
Kaiser und Könige haben es sich überall auf der Welt gleich nett gemacht. Für Nebenfrauen und Konkubinen gab es innerhalb der verbotenen Stadt eigene Bereiche. Die Konkubinen kamen entweder vom Land oder waren Töchter von Mandarinen. Für Konkubinen gab es 10 Ränge; sie konnten sich hocharbeiten, mussten aber auch intelligent sein. So wurde uns erklärt.
In der verbotenen Stadt durften sich außer der kaiserlichen Familie keine Männer aufhalten; die Söhne nur bis zum 10. Lebensjahr, ansonsten nur die Hauptfrau, die Nebenfrauen und die Konkubinen. Daneben aber auch Eunuchen und homosexuelle Männer. Da diese keine Kinder hatten, wurde für sie extra ein Tempel errichtet, weil sie ja keiner als Ahne verehren würde; das war ein kleiner Ersatz.
Dong Ba Markt
Ein vietnamesischer Markt im Regen hat seinen besonderen Reiz. Man kann sich vorstellen, wie es hier erst in der Regenzeit zugehen muss. Wie schon in Hanoi sind die Gänge komplett mit Waren zugestellt; diese türmen sich teilweise mehrere Meter hoch. Hier gibt es buchstäblich alles; diese Märkte sind Vorgänger der Shopping Malls.