Um 05:00 ist die Nacht zu Ende. Um 06:00 starten wir Richtung Dünen. Unsere Gruppe wird um ein französisches Paar mit drei Kindern verstärkt. Der Land-Rover ist voll. Auf dem Wagenboden läuft Wasser. Es gibt keinen Verursacher, auf den man schimpfen kann. Ich habe meine Wasserflasche nicht richtig verschlossen.
Bei Ankunft im Camp bekommt jeder seine Wasserflasche, die er an einem Wasserspender beliebig füllen kann. Dies vermeidet Plastikmüll. Ökologisches Verhalten ist hier vorgegeben. Warmes Wasser wird durch die Sonne erzeugt. Damit beim Duschen das erste kalte Wasser aus der Leitung nicht im Abfluss verlorengeht, sind wir gehalten, es in einem Eimer aufzufangen, damit es noch zur Reinigung des Zimmers verwendet werden kann. Der Strom kommt aus einer Solaranlage. Nachts sollen also möglichst alle Verbraucher abgeschaltet sein, Akkus nur tagsüber geladen werden.
Wir fahren durch eine Hochebene, die gesäumt ist von bis zu 300 Meter hohen Dünen. Die Bilder, die man von Fotos und Filmen kennt, beziehen sich nicht auf ein kleines Areal; wir fahren jetzt schon eine Stunde durch die Dünenlandschaft und lassen sogar das bekannte Foto-Motiv – die Düne 45 – links liegen. Irgendwann ist die befestigte Straße zu Ende und es geht nur noch für Geländewagen weiter. Das Licht der aufgehenden Sonne taucht die Landschaft in unwirkliche Farben und betont die Konturen der Dünen durch ein Spiel von Licht und Schatten. Durch den Sand fährt es sich manchmal wie auf Eis, manchmal etwas bumpy … Schließlich erreichen wir Big Daddy. Wie der Name vermuten lässt, eine besonders hohe Düne. Wir halten und bereiten uns für den Aufstieg vor.
Auf dem Weg zu Big Daddy machen wir erste Bekanntschaft mit einem Sandsturm. Während des Aufstiegs auf dem Kamm verstärkt sich das zu einem gefühlten Orkan.
Von unten ergibt das die tollen Filmaufnahmen, in denen der Sand über den Dünenkamm fegt, auf der Düne ist das einfach nur die Hölle. Dazu passt es, dass man bei jedem Schritt in den weichen Sand einsinkt und immer wieder zur Seite vom Dünenkamm weg rutscht. Weshalb musste es ausgerechnet Big Daddy sein?
Irgendwann gebe ich auf und mache mich an den Abstieg. Das ist deutlich leichter. Da wir sehr früh sind, sind wir fast die einzigen am Berg. Ich muss bei meinem Abstieg also nicht auf Gegenverkehr achten.
Ich umrunde die Düne, um zum Dead Vlei zu kommen. Hier treffe ich die wieder, die komplett über die Düne gegangen sind. In dem von Dünen umgebenen Tal hat es vor rund 1.000 Jahren während der Regenzeit einen Fluss gegeben, dem die Dünen irgendwann den Weg abgeschnitten haben.
Die Bäume haben dann trotz ihrer bis zu 60 Meter tiefen Wurzeln kein Wasser mehr bekommen und sind vertrocknet. Da sie einigermaßen windgeschützt stehen, sind sie bis heute in diesem „Tal des Todes“ erhalten.
Die rötliche Farbe der Dünen beruht auf dem hohen Eisenanteil, der über die Jahre oxydiert ist. Die Dünen haben also Rost angesetzt. Der Eisenanteil ist auch dafür verantwortlich, dass ein Kompass kein geeignetes Hilfsmittel ist, wenn man sich verlaufen hat. Es werden immer andere Richtungen angezeigt, weil die Stärke des Erdmechanismus nicht gegen das lokale Eisen ankommt. Hier wurde der Kreiselkompass erfunden …
Naturkunde
Am Nachmittag machen wir einen Ausflug in die andere Richtung und lernen etwas über Flora und Fauna. Ich kann den Kot von Springbock und Oryx unterscheiden, was schwieriger ist (beides wie Hasenködel), als den Kot des Schakals zu erkennen, der aufgrund der verspeisten Knochen weiß ist.
Wir beenden den Nachmittag mit einem Sundowner auf einer kleinen Anhöhe. Der Land-Rover erweist sich als perfektes Safari-Fahrzeug: Außen kann man an einer Seite einen kleinen Tisch für Getränke und Häppchen hochklappen. Suama hat leider die Gläser vergessen. Die Weinflaschen bleiben geschlossen; Brian und ich trinken Bier, die Ladys Sweppes Limonade mit einem – lt. Aufdruck – 25%igen Zuckergehalt.
Wir erfahren von Suama, dass die Einheimischen am liebsten Fleisch essen – zusammen mit Porridge. Das erklärt die Figurprobleme einiger – meist weiblicher – Mitarbeiter des Camps. Aber vielleicht haben die damit gar kein Problem.
Um 07:00 geht es los zum lokalen Flughafen Eros. Was für ein Name für ein relativ trostloses Stückchen Erde. Wir fliegen zusammen mit einem älteren englischen Ehepaar und verstehen schnell den Sinn der Vorgaben für die Größe der Gepäckstücke. Unsere Taschen werden durch eine kleine Luke gepfercht. Nach vier Taschen geht dort nichts mehr.
Ähnlich das Einsteigen: Sitz nach vorne, rauf auf den Plastiktritt, reinkrabbeln, nach hinten quetschen, nächster das gleiche, Sitz nach vorne, in der letzten Reihe könne, Beine sortiert werden, nächster reinkrabbeln, Pilotensitz nach vorne schieben, Beine sortieren. Ich darf auf der anderen Seite vorne einsteigen und bei Bedarf dem Piloten helfen. Dabei muss ich in der engen Kabine auf Kuschelkurs mit unserem Captain gehen.
Die Geräte werden gecheckt. Ich prüfe mit und glaube, dass der Chef alles richtig macht. Plötzlich zieht er an seinem Steuerknüppel und die Kopie auf meiner Seite kommt meinem Bauch bedrohlich nahe. Irgendwas (Gaspedal, Bremse?) bewegt sich unter meinen Füßen. wahrscheinlich ist es besser, meine Beine in eine angewinkelte, leicht gekippte Neutralstellung zu bringen und die Pedalerie in Ruhe zu lassen.
Wir starten. Auch aus der Luft betrachtet wird Windhoek nicht viel attraktiver. Aber schon schnell ist unter uns nur noch Wüste. Ab und zu ein paar Büsche, ein paar Bäume an den Rändern von ausgetrockneten Flussläufen.
Das Land wurde immer karger, Vegetation von oben war kaum noch zu erkennen. Ein Streifen in der Wüste entpuppte sich als die Landebahn, die wir nach ca. 1 Stunde erreichten.
Suama – unser weiblicher Guide – klärt uns über die Anpassungsfähigkeit der Oryx-Antilope auf. Dieses Tier braucht wochenlang kein Wasser. Im Nasen- und Rachenraum verfügt es über eine Art Klimatisierung, mit der es das Blut herunter kühlt, bevor dieses das Gehirn erreicht.
Im Kulala Camp angekommen, werden wir mit den Sicherheitseinrichtungen vertraut gemacht. Wenn sich irgendetwas Gefährliches ereignet, können wir eine Pressluftsirene betätigen, die wir im Zimmer finden würden (statt 3 Mal die 1 für einen Anruf bei der Rezeption).
Jedes Zimmer ist eine selbständige Hütte. Wir haben die Zimmer-Nr. 1. Das bedeutet den weitesten Weg zum Haupthaus. Wir sind der Außenposten zur Wüste und hoffen, die Fauna wird unseren Mut würdigen und unser Bedürfnis nach alleiniger Nutzung unserer Hütte respektieren. Etwas ungewohnt Die Hütten lassen sich nicht abschließen, aber was soll`s, Skorpione können keine Türklinke drücken.
Sesriem Canyon
Am Nachmittag geht es los zum ersten Ausflug.
Ziel ist das Sesriem Canyon. Die Entstehung des Canyons liegt etwa 15 bis 18 Mio Jahre zurück. Auf dem Weg haben wir Glück und sehen neben Oryx und Springbock neben Straußen auch Warzenschweine. Diese Tiere sind hier nur selten anzutreffen. Wir erfahren, dass sie sich mitunter eine Höhle mit den nachaktiven Hyänen teilen. Die Warzenschweine kommen nachts, wenn die Hyänen weg sind. Da man sich aber nicht ganz sicher sein kann, gehen die Warzenschweine rückwärts in die Höhle; dann können sie schneller laufen, wenn eine Hyäne ihre Zeit verschlafen hat und in ihrer Höhle überrascht wird (später erfahren wir, dass das Teilen der Höhle wohl nur eine schöne Geschichte ist).
Nach einem recht beschwerlichen Abstieg ins Canon haben wir wieder Glück und entdecken eine Hornotter. Diese Schlange ist so selten zu finden, dass es selbst für Suama da erste Mal ist. Die Schlange kann im Canyon nicht entkommen und gibt ihren Fluchtversuch schnell auf Nun muss sie sich von allen Seiten fotografieren lassen.
Kein Wunder, dass man diese Schlange so selten sieht; die Anpassung an die Umgebung ist perfekt. Auf den Fotos ist die Schlange kaum zu erkennen, auch wenn diese aus sehr kurzem Abstand fotografiert wurde.
Sundowner
Highlight des Tages ist die Fahrt jenseits der befestigten Wege mit Schwung („a little bit bumpy“) auf eine kleine Anhöhe. Hier warten wir auf den Sonnenuntergang, zusammen mit den beiden Engländern.
Suama hat alles dabei, ein paar Snacks, Rotwein, gekühlten Weißwein und Bier. Das Timing ist perfekt, der grandiose Sonnenuntergang lässt nicht lange auf sich warten.
Im Camp angekommen, können wir unsere Hütte nur mit einer Taschenlampe erreichen, denn es ist stockdunkel, obwohl es erst 18:30 ist. Nach dem Dinner geht es gleich ins Bett, denn wir werden am nächsten Tag früh um 5:00 geweckt.
Besucher in der Hütte
In der Nacht werde ich wach und muss eigentlich zur Toilette. Aber ich traue mich nicht aus dem Moskito-Netz, dem letzten Schutz. Irgendein Tier ist im Zelt. Das schmatzt so ähnlich wie Murphy, wenn er ins Bett will, und es bewegt sich langsam parallel zum Bett, ausgerechnet auf meiner Seite. Da es mir ausgeschlossen erscheint, dass es sich um einen Malteser oder ähnlichen Schoßhund handelt, gehe ich die in Frage kommenden Tiere durch. Antilopen wären mir noch am sympathischsten, scheiden aber aus, weil das Etwas kleiner sein muss, und Schlangen schmatzen nicht (oder doch?). So ein Mist: Die Pressluft-Tröte ist unerreichbar und meine Blase nur noch schwer unter Kontrolle zu halten. Aber ich komme an die Taschenlampe auf der Ablage am Bettende. Langsam zurückfallen lassen und dann Spot an … das feine Moskitonetz reflektiert den Strahl der Taschenlampe so stark, dass ich nichts erkennen kann. Aber nun weiß der Besucher, mit wem er es zu tun hat. Die Taschenlampe war also ein taktischer Fehler. Aber vielleicht hat sie ja den Eindringling verjagt. Ich stelle mich tot. Nichts zu hören … aber da ist er wieder mit diesem aufdringlichen schmatzen. Meine Blase braucht eine Entscheidung, zu der ich mich aber noch nicht durchringen kann. Noch bin ich allerdings Herr des Verfahrens; wenn Susan wach wird, muss ich den Beschützer spielen, eine Rolle, die mir nur bedingt zusagt. Inzwischen ist Wind weniger geworden und der Eindringlich etwas ruhiger. Als es windstill ist, scheint sich der Besucher hingelegt zu haben. Ich wage es, das Moskitonetz zu verlassen, leuchte den Boden ab. Nichts zusehen. Schnell zur Toilette.
Ich habe Susan wach gemacht. Sie will ebenfalls die Toilette aufsuchen und ich biete ihr die Taschenlampe an. „Wieso das denn?“ … ich dachte ja nur … Es bleibt windstill, die Klettverschlüsse an den Fenstern reiben nicht mehr aneinander; kein schmatzendes Geräusch mehr …
Ausflug in die Dünen (01.05.2015)
Um 05:00 ist die Nacht zu Ende. Um 06:00 starten wir Richtung Dünen. Unsere Gruppe wird um ein französisches Paar mit drei Kindern verstärkt. Der Land-Rover ist voll. Auf dem Wagenboden läuft Wasser. Es gibt keinen Verursacher, auf den man schimpfen kann. Ich habe meine Wasserflasche nicht richtig verschlossen.
Bei Ankunft im Camp bekommt jeder seine Wasserflasche, die er an einem Wasserspender beliebig füllen kann. Dies vermeidet Plastikmüll. Ökologisches Verhalten ist hier vorgegeben. Warmes Wasser wird durch die Sonne erzeugt. Damit beim Duschen das erste kalte Wasser aus der Leitung nicht im Abfluss verlorengeht, sind wir gehalten, es in einem Eimer aufzufangen, damit es noch zur Reinigung des Zimmers verwendet werden kann. Der Strom kommt aus einer Solaranlage. Nachts sollen also möglichst alle Verbraucher abgeschaltet sein, Akkus nur tagsüber geladen werden.
Wir fahren durch eine Hochebene, die gesäumt ist von bis zu 300 Meter hohen Dünen. Die Bilder, die man von Fotos und Filmen kennt, beziehen sich nicht auf ein kleines Areal; wir fahren jetzt schon eine Stunde durch die Dünenlandschaft und lassen sogar das bekannte Foto-Motiv – die Düne 45 – links liegen. Irgendwann ist die befestigte Straße zu Ende und es geht nur noch für Geländewagen weiter. Das Licht der aufgehenden Sonne taucht die Landschaft in unwirkliche Farben und betont die Konturen der Dünen durch ein Spiel von Licht und Schatten. Durch den Sand fährt es sich manchmal wie auf Eis, manchmal etwas bumpy … Schließlich erreichen wir Big Daddy. Wie der Name vermuten lässt, eine besonders hohe Düne. Wir halten und bereiten uns für den Aufstieg vor.
Auf dem Weg zu Big Daddy machen wir erste Bekanntschaft mit einem Sandsturm. Während des Aufstiegs auf dem Kamm verstärkt sich das zu einem gefühlten Orkan.
Von unten ergibt das die tollen Filmaufnahmen, in denen der Sand über den Dünenkamm fegt, auf der Düne ist das einfach nur die Hölle. Dazu passt es, dass man bei jedem Schritt in den weichen Sand einsinkt und immer wieder zur Seite vom Dünenkamm weg rutscht. Weshalb musste es ausgerechnet Big Daddy sein?
Irgendwann gebe ich auf und mache mich an den Abstieg. Das ist deutlich leichter. Da wir sehr früh sind, sind wir fast die einzigen am Berg. Ich muss bei meinem Abstieg also nicht auf Gegenverkehr achten.
Ich umrunde die Düne, um zum Dead Vlei zu kommen. Hier treffe ich die wieder, die komplett über die Düne gegangen sind. In dem von Dünen umgebenen Tal hat es vor rund 1.000 Jahren während der Regenzeit einen Fluss gegeben, dem die Dünen irgendwann den Weg abgeschnitten haben.
Die Bäume haben dann trotz ihrer bis zu 60 Meter tiefen Wurzeln kein Wasser mehr bekommen und sind vertrocknet. Da sie einigermaßen windgeschützt stehen, sind sie bis heute in diesem „Tal des Todes“ erhalten.
Die rötliche Farbe der Dünen beruht auf dem hohen Eisenanteil, der über die Jahre oxydiert ist. Die Dünen haben also Rost angesetzt. Der Eisenanteil ist auch dafür verantwortlich, dass ein Kompass kein geeignetes Hilfsmittel ist, wenn man sich verlaufen hat. Es werden immer andere Richtungen angezeigt, weil die Stärke des Erdmechanismus nicht gegen das lokale Eisen ankommt. Hier wurde der Kreiselkompass erfunden …
Naturkunde
Am Nachmittag machen wir einen Ausflug in die andere Richtung und lernen etwas über Flora und Fauna. Ich kann den Kot von Springbock und Oryx unterscheiden, was schwieriger ist (beides wie Hasenködel), als den Kot des Schakals zu erkennen, der aufgrund der verspeisten Knochen weiß ist.
Wir beenden den Nachmittag mit einem Sundowner auf einer kleinen Anhöhe. Der Land-Rover erweist sich als perfektes Safari-Fahrzeug: Außen kann man an einer Seite einen kleinen Tisch für Getränke und Häppchen hochklappen. Suama hat leider die Gläser vergessen. Die Weinflaschen bleiben geschlossen; Brian und ich trinken Bier, die Ladys Sweppes Limonade mit einem – lt. Aufdruck – 25%igen Zuckergehalt.
Wir erfahren von Suama, dass die Einheimischen am liebsten Fleisch essen – zusammen mit Porridge. Das erklärt die Figurprobleme einiger – meist weiblicher – Mitarbeiter des Camps. Aber vielleicht haben die damit gar kein Problem.