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Kaokaland – Serra Cafema (08.05.-10.05.2015)

Der lange Flug

Der heutige Flug wird uns ganz in den Norden an die angolanische Grenze bringen. Der deutsche Pilot gibt die Flugzeit mit 1:20 Stunden an. Wir haben schon gelernt, dass die Flüge ab der Mittagszeit wegen der Hitze und der dadurch entstehenden Winde immer etwas „bumpy“ sind und das sollen wir nun gefühlte Ewigkeiten in der kleinen Sardinenbüchse ertragen. Bei einem Fluggast vor uns hat das nur halb geklappt: Er hatte seinen Mageninhalt in der Kabine verteilt. Das Flugzeug war zwar gereinigt – nur den Gurt hatte man vergessen 🙁  und der Sitz war noch feucht. Susan durfte daher auf der Alu-Folie sitzen, die sonst als Sonnenschutz in die Fenster der geparkten Maschine gelegt wird …

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Die besonders schlimmen Sprünge laufen immer nach dem gleichen Muster ab: Man überfliegt einen Gebirgszug, die Windgeräusche werden stärker und dann knallt es …  Ich lenke mich ab, indem ich versuche, die verschiedenen Flugzeugbewegungen zu unterscheiden und zu kategorisieren, gebe aber irgendwann auf. Denn die sauberen Drehungen sind selten; meist handelt es sich um schlingernde Bewegungen um mehrere Achsen gleichzeitig. Am gemeinsten sind die, bei denen ein Anheben des Hecks dabei ist.

Hartmann-Strip

Ich erinnere mich daran, dass ich im Hartmann-Stift geboren bin. Das Krankenhaus in Vegesack gibt es schon lange nicht mehr und es hat auch sicher nichts mit dem Hartmann-Strip zu tun, der Landebahn in der Wüste, die uns von der Schaukelei erlöst.

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Landung auf dem Hartmann-Strip (ich bin vorher mit dem Fallschirm runter, um dieses Foto machen zu können …)

Der Air-Strip liegt – wie auch unser Camp – am nördlichen Rand des Hartmann-Gebirges.

Wir werden schon erwartet. Vor dem Jeep ist ein Buffet mit einer kleinen Getränkeauswahl und ein paar Snacks aufgebaut. An den verschlossenen Sekt trauen wir uns nicht (zumal die Flasche erkennbar nicht gekühlt ist, aber als Deko macht sie ordentlich was her), sondern ich entscheide mich für ein (gekühltes) Bier, auch wenn es dafür eigentlich noch zu früh ist. Aber nach dem überstandenen Flug erscheint mir das vertretbar.

Das Camp Serra Cafema

Wir fahren durch Landschaften, die auch in Sossusvlei kaum mehr Wüste geboten haben. Dabei war uns eher eine Flusslandschaft offeriert. Nach einer Stunde Fahrt öffnet sich ein Tal und gibt den Blick auf den Kunene frei.

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Das Camp liegt direkt am Grenzfluss nach Angola. Unser recht massives Zelt liegt direkt am Wasser mit Blick auf Angola auf der gegenüberliegenden Seite des Kunene.

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Kunene und Himbas

Boots-Tour auf dem Kunene

In diesem Camp geht es etwas ruhiger zu. Wir brechen erst um 09:00 auf zu einer Boots-Tour auf dem Kunene. Der Fluss hat etwa die Breite der Weser vor dem Weserwehr, fließt aber sehr viel spektakulärer durch ein Flussbett, das von hohen, kargen Bergen gesäumt wird.

Unser Camp Serra Cafema direkt am Kunene
Unser Camp Serra Cafema direkt am Kunene

In den Bergen sehen wir eine Herde von Baboons, eine relativ große Affenart. Aber abgesehen von der beeindruckenden Landschaft geht es auf der Tour vorrangig um Krokodile. Wir sehen ein paar kleinere, die aber mehr Respekt vor uns haben als umgekehrt. Aber dann: Auf einer Sandabschnitt sonnt sich ein etwa vier Meter großes Krokodil mit geöffnetem Maul.

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Unser Guide setzt das Boot etwa 15 Meter auf den Strand und will uns einmalige Fotos ermöglichen: Aussteigen. Angesichts der nahen Riesenechse halten wir das für einen Scherz, aber er meint es ernst. Gerade als wir das Boot verlassen haben, bemerkt uns der Koloss – und lässt sich ins Wasser gleiten. Von allen denkbaren Reaktionen erscheint das noch eine angenehme Variante.

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Beim Einsteigen bemerken wir ein kleines Krokodil-Baby im Wasser, das nun alle Aufmerksamkeit auf sich zieht. Ich bin ganz froh, dass Krokodile sich offenbar nicht besonders um ihren Nachwuchs kümmern, denn der große Kollege macht keine Anstalten, den kleinen zu beschützen. Glücklicherweise …

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Der Kunene ist der Grenzfluss zwischen der langen Grenze zwischen Angola und Namibia. Wir sind Luftlinie etwa 50 km von der Mündung im Atlantik entfernt. Die Nähe zum Atlantik erklärt das heiße, trockene Wüstenklima. Es gibt kaum Vegetation und kaum Tiere. Ohne das Camp wäre diese unwirtliche und ohne Flugzeug kaum zu erreichende Gegend völlig von der Zivilisation abgeschnitten.

Himba-Dorf

Die Gegend in der wir uns jetzt befinden, ist das wirkliche „Middle of Nowhere“ und so lebt hier ohne jeden Kontakt zur Zivilisation ein Stamm der Himbas wie schon vor 1.000 Jahren. Ein solches Dorf besuchen wir.

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Mitten in der Wüste stehen 10 Hütten. Vor den Hütten sehen wir fast nur Frauen und Kinder. Mit einem etwas mulmigen Gefühl verlassen wir den Range Rover. Wir dringen ja nicht nur in ihren Lebensbereich ein und verletzen damit ihre Intimsphäre, sondern degradieren die Menschen zu Objekten eines touristischen Events.

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Noch im Wagen haben wir die Begrüßungsfloskel in der Sprache der Himba gelernt und stellen uns der Reihe nach vor. Im Übrigen lassen sich die Himba-Frauen aber nicht aus der Ruhe bringen.

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Einer der Damen werden gerade die Haare gemacht. Auch die Kinder beachten uns eher nicht. Auf ein verabredetes Zeichen bauen alle ihr Verkaufsstände auf. Auf den Dächern der Hütten lagen Plastiktüten, die allerlei afrikanisches Kunstgewerbe verbargen, welches nun vor uns ausgebreitet wird. Wahrscheinlich ist nichts davon im Dorf entstanden, aber was soll`s.

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Susan findet etwas, was sowohl koffer- als auch einigermaßen geschmackskompatibel ist. Bezahlt wird ein wahrscheinlich viel zu hoher Preis, aber das ist besser, als ihnen Geld wie einem Bettler zu geben.

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Mangels Wasser findet Körperhygiene bei den Himbas völlig anders statt. Der Körper wird mit dem Mehl gemahlener roter Steine eingerieben, was auch gegen die Sonne schützt. Die Haare der Frauen sind zu Zöpfen zusammengeklebt. Unmittelbar auf der Kopfhaut verdichtet sich die rote Klebemasse wie Knetgummi. Besondere Pflege erhält der Intimbereich: Man stellt sich über ein kleines Feuer, in dem irgendwelche Kräuter verbrannt werden. Es wird geräuchert. Ein bisschen kann man diese Gerüche auch wahrnehmen.

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Die Kinder verhalten sich wie überall auf der Welt, spielen, zanken, balgen herum. Etwas unklar bleibt, wo die Männer sind. Bei ihren Herden? (die Himba sind Nomaden) Eher in anderen Himba-Dörfern, was dazu geführt hat, dass Aids auch bei den Naturvölkern inzwischen sehr verbreitet ist.

Himba
Himba

Wir verlassen diese Wiege der Zivilisation und suchen einen schönen Platz für einen Sundowner und finden diesen, wieder mit einem beeindruckenden Blick auf Angola.

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Rhino Camp (06.-08.05.2015)

Das Hyänen-Canyon

Am späten Nachmittag im Rhino Camp angekommen, geht es gleich los. Etwas langweilig, sehr karge Landschaft, kaum Tiere.

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Ein paar Oryx-Antilopen

Aber wir werden entschädigt. Wir fahren an ein kleines Canyon und sehen eine Gruppe von Hyänen.

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Diese sind nur sehr selten zu beobachten, weil sie nachtaktiv sind und tagsüber in Höhlen schlafen. Diese Gruppe nimmt das Canyon als ihre natürliche Höhle. Sie werden langsam wach, recken sich wie Hunde. Drei Jungtiere lösen sich und klettern das Canyon zu uns hoch. Völlig unbefangen nähern sie sich unserem Range Rover Als sie versuchen, in die Reifen zu beißen, reicht es, einmal den Motor zu starten. Dieses Spielchen wiederholt sich noch ein paarmal; der Hyänen-Nachwuchs findet es offenbar interessant, einen Weg gefunden zu haben, das große Ding zum Geräusche machen zu provozieren.

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Hyänen sind nicht ohne. Es sind die Säuger mit dem wohl stärksten Gebiss und sehr erfolgreiche Jäger. Sie jagen ihre Beute bis zur Erschöpfung und beißen dann in die Beine, sind aber in der Nacht auch für Menschen nicht ungefährlich.

The longest Safari ever (07.05.2015)

Heute lerne ich noch eine dritte Straßenkategorie kennen: Wege auf denen nie wieder ein Auto fahren wird.

Wieder um 05:00 wecken, um 06:00 Abfahrt mit dem Ziel, Rhinos zu sehen. Wir fahren mit vier Land Rovern. Ein Wagen ist bereits eine Stunde früher mit drei Rhino-Trackern gestartet. Die interpretieren Rhino-Kot und geben uns per Funk Hinweise, wie wir fahren sollen.

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Die Rhino-Safari unterscheidet sich deutlich von dem, was wir kennen. Wenn man Elefanten gefunden hat, sollte man im Wagen bleiben, wenn man keinen direkten Kontakt mit bösen Elefanten provozieren möchte. An Rhinos im Auto heranzukommen, ist jedoch unmöglich. Rhinos sind viel zu scheu und wären schon lange über alle Berge, bevor man sie erreicht. Und dann muss man hoffen, dass die Rhinos scheu bleiben …

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Die Rhino-Tracker schicken uns in die Berge, eine ziemliche Gurkerei. Dann alle aussteigen und weiter geht es zu Fuß durch eine Mondlandschaft; auf dem Gipfel warten die Tracker auf uns. Dann kommt Bewegung in das Ganze. Der Wind hat gedreht, das Rhino hat uns bemerkt und ist weg. Schnell zu den Autos und dem Rhino den Weg abschneiden. Die Tracker hatten sich – ohne dies schon aus dem Kot herauslesen zu können – ausgerechnet an Getaway gehängt, der Name ist Programm. Und so bleibt unser Versuch, den Berg zu umrunden und das Rhino auf der anderen Seite aufzuspüren, erfolglos.

Aber immerhin: Auf der Suche nach einem geeigneten Picknick-Platz kommen wir in einem ausgetrockneten Flussbett relativ nah an zwei Giraffen vorbei.

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Mittagspause

Bis zum Lunch haben wir noch kein Rhino gesehen. Es wird eine lange Buffet-Tafel aufgebaut. Ich meide in der Hitze nicht nur das Bier – das von allen anderen Gästen gern genommen wird (zwei Australier haben auch schon vorher ein paar Dosen im Jeep geleert und sind ganz entspannt), sondern auch den sicher leckeren Kartoffelsalat, der mir an diesem Ort unter Risikogesichtspunkten aber eher ungeeignet erscheint.

Weiter geht‘s. Die Crew wirkt etwas demotiviert. Aber dann haben die Tracker wieder ein Rhino gesichtet. Wir nähern uns langsam. Dort wo das schlafende Rhino unter uns in einem ausgetrockneten Flussbett entdeckt wurde, sehe ich nur einen runden schwarzen Punkt vor einem Busch. Der fängt aber an, sich zu bewegen.

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Und tatsächlich, irgendwann entfaltet sich dort unten ein Rhino mit einem Rhino-Kalb. Obwohl es mindestens 300 Meter bis zu den Tieren sind, bemerken uns die Rhinos und verschwinden.

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So waren wir doch noch erfolgreich und treten den Heimweg an. Die weit vorausfahrenden Tracker melden wieder einen Fund. Wir müssen einen weiten Umweg fahren, um in eine günstige Position zu kommen. Die letzten Meter verteilen wir uns auf zwei Wagen und versuchen, durch absolut unwegsames Gelände, näher heranzukommen. Wir steigen aus und pirschen uns heran. Keiner redet ein Wort, wir gehen im Gänsemarsch, um optisch möglichst unsichtbar zu bleiben, jeder hat die Anweisung „kein Parfüm“ beachtet, damit wir auch für die feine Nase der Rhinos möglichst lange unerkannt bleiben. Das sichtbare Rhino sieht aus, als wenn es im Stehen schläft. Wir kommen bis auf ca. 100-150 Meter heran und warten gefühlte Ewigkeiten regungslos.

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Das Rhino bewegt sich schließlich, schaut es in unsere Richtung. Zusammen mit einem weiteren Rhino verlässt es die Deckung des Busches. Beide entfernen sich langsam. Das ist vielleicht besser, als wenn sie näher gekommen wären …

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Wir machen uns auf den Rückweg zu den Autos und bekommen zwei Nachrichten. Die gute: wir machen uns auf den Heimweg; die schlechte: Das wir noch mindestens drei Stunden dauern. Wir werden also nicht vor 19:00 im Camp sein. Johann ist sonst ein sehr vorsichtiger Fahrer, gibt aber jetzt richtig Gas; die Aussicht, weite Strecken noch nach Sonnenuntergang zurücklegen zu müssen, scheint ihm keine gute Perspektive zu sein. Als die Tracker in einer Schlucht noch weitere Rhinos entdecken, entscheiden wir daher, Gas zu geben. Wir hatten genug Rhinos.

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Die Sonne geht um ca. 17:45 unter und dann wird es auch relativ schnell dunkel. Wir heizen mit dem Land Rover durch die Nacht auf unbefestigten Wegen. Wie es wohl den – teilweise weit über – 70jährigen Engländern bzw. Südafrikanern in einem anderen Range Rover nach den Strapazen gehen mag? Man freut sich jedesmal, wenn die vier heil ein- und ausgestiegen sind, denn die Land Rover haben hinten keine Türen, so dass schon diese Prozeduren kleine Abenteuer sind.

Schließlich sehen wir in der Ferne die Lichter des Camps. Johann dreht sich zu mir um: „The longest Safari ever. Hard to beat.“ Von 06:00 bis knapp nach 19:00 waren wir unterwegs, davon ca. 11 Stunden im Land Rover.

Man kann es nicht jedem Recht machen

In den letzten beiden Camps sind beim Dinner immer auch ein paar Mitarbeiter mit am Tisch. Einer der Guides erzählt, dass er seinem Großvater von seinem Job berichtet hat. Der hat nur mit dem Kopf geschüttelt und sich gewundert, dass dafür Geld bezahlt wird: Erst dürfen die Frauen ans Buffet, die Gläser mit Wein werden nicht voll gekippt und die Flaschen stehen nicht auf dem Tisch, so dass man gar nicht erkennen kann, was man trinkt. Nichts für den afrikanischen Großpapa.

Abreise (08.09.2015)

Am Abreisetag machen wir morgens noch einen kleinen Ausflug und sehen u. a. ein paar der eher seltenen Hartmann-Zebras.

Rhino-Trust

Die Rhino-Tracker waren keine Mitarbeiter des Camps, sondern des Rhino-Trusts. Die Tracker helfen dabei, eine umfassende Datenbank über die Rhinos zu pflegen. Jedes Rhino, was wir gestern gesehen haben, wird dort beschrieben und zugeordnet. Praktisch alle Rhinos waren bekannt und haben Namen. Wir werden einen Blick in die Aufzeichnungen von gestern. Nur eines der Rhinos war „unknown“ und wird vielleicht bald einen Namen bekommen. Unterscheidungsmerkmale sind neben der Größe insbesondere die Form der Hörner und der Ohren.

Abfahrt

Wie schon im Damaraland Camp werden wir auch hier mit ein paar Liedern eines achtköpfigen Chors verabschiedet. Das ist sehr berührend.

Damaraland Camp (04.-06.05.2015)

Der Airstrip, auf dem wir landen, ist eine Piste ohne jedes Gebäude.

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Richard holt uns in einem Range Rover ab. Der ist auch erforderlich, denn es gibt hier keine Straßen mehr. Nach dem Flug geht es also ziemlich bumpy weiter und zwar mehr als eine Stunde in glühender Hitze. Die Temperaturen kommen uns vielleicht noch erheblicher vor, weil wir in Swakopmund bei Nebel und relativer Kälte gestartet sind.DSC05882

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Der Empfang im Camp ist herzlich. Ein Sextett singt und trommelt mit viel Leidenschaft und das sehr gut. Das Camp ist der Hammer. Es liegt an einem Hang, das Hauptgebäude ist zum Tal hin offen (siehe oben). Gegessen wird an einem großen Gemeinschaftstisch; von der Crew sind dann immer welche dabei.

Hauptzelt im Damaraland Camp
Hauptzelt im Damaraland Camp

Am ersten Abend gibt es – statt Dinner – einen kleinen Ausflug zu Fuß. Wir erreichen einen mystisch beleuchteten Kral, in dem das Essen zubereitet und serviert wird. Einmalig. Aber es soll noch toller kommen …

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Elefanten schnarchen

Am nächsten Tag startet die Tour um 6:00. Schon nach kurzer Zeit geht es einen kleinen Hügel steil hinauf: Hier ist unser Frühstück bereits vorbereitet und das mit 360 Grad Panorama in die hügelige Savanne. Spiegeleier vom offenen Feuer.

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Dann geht es mit einem spanischen Paar und David – unserem Guide – los auf Elefantensuche.

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Es gibt keine Straßen, sondern nur die beiden Kategorien „hier ist schon mal jemanden gefahren“ und „… hier noch nie“. Gute Bandscheiben vorausgesetzt, lockert die Fahrt alle Gelenke. Die Anspannung steigt. Wo sind sie? Susan hat sie als erstes gesehen. Eine Gruppe von 12 Elefanten gruppiert sich um ein paar noch ganz junge Elefantenbabys.

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Es empfiehlt sich daher vielleicht, nicht näher heranzufahren, zumal die Gruppe nur etwa 8 Meter entfernt ist. Da von uns offenbar keine Gefahr ausgeht, legt sich ein Elefant erst einmal hin um zu schlafen. Der hat die Ruhe weg. Insgesamt ein grandioses Schauspiel. Wir fahren weiter und sehen noch einen allein schlafenden Elefanten, laut vor sich hin schnarchend.

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Der lässt sich durch uns überhaupt nicht stören. Nach kurzer Weiterfahrt entdecken wir noch eine kleine Gruppe; wir fahren bis auf ca. 6 Meter ran und sind aufgeregter als die Elefanten.

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Uns wurde vorher eine – wahrscheinlich optimistische – Prognose  von 90% gegeben. Mit gleich zwei Elefantengruppen, waren wir also äußerst erfolgreich.

Twyfelfontein

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Weiter geht es zu einem Berg, an dem rund 2.000 bis 6.000 Jahre alte Wandzeichnungen und -reliefs. Teilweise komplett dem Wetter ausgesetzt, sind diese noch heute zu bewundern. Was hat die Leute damals bewogen, ihre Erlebnisse und Erfahrungen mühsam in Stein zu verewigen? und für uns geht gerade eine Zeit zu Ende, in der wir dazu Papier verwendet haben.

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Noch ein Elefant

Da wir erst am Mittag abreisen, bietet uns David noch einen Ausflug für den Vormittag an. Wir hören über Funk die Bemühungen einer anderen Gruppe, Elefanten zu finden. Und wir sind auch am zweiten Tag erfolgreich: Ein einzelner Bulle steht vor uns.

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Anders als die Gruppe gestern ist der Bulle reichlich nervös und stellt sich uns drohend entgegen. Ein Weibchen wäre ihm wahrscheinlich lieber als ein knatternder Land-Rover mit eher nicht essbarem Inhalt.

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Auf der Rückfahrt haben wir noch das Glück, eine kleine Herde der seltenen Kudus – eine riesige Antilope – zu sehen.

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Kudu

Tiere suchen

Ein entscheidender Teil der Safaris ist naturgemäß das Aufspüren von Tieren.

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Anders als die Fotos einer Safari vermuten lassen – diese stellen nur den komprimierten „Extrakt“ dar – sieht man meistens nirgends ein Lebewesen, auch wenn die Landschaft regelmäßig ein gewaltiges Areal für unseren Blick freigibt.

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Da nur selten alle Leute im Jeep ein Tier zur gleichen Zeit entdecken, ergibt sich meist folgender Dialog:

Da, ein Springbock!
Wo „da“?
Na da vorne!
Wo „vorne“?
Na da! Gleich links neben dem Busch!

In dem in Frage kommenden Bereich gibt es ungefähr 25 Büsche. ich scanne nacheinander die Bereiche links neben den 25 Büschen ab. Bis ich damit durch bin, hat auch ein Springbock mit amputiertem Vorderlauf längst das Weite gesucht. Am Nachmittag – nachdem man schon 20 Springböcke gesehen hat und man „satt“ ist, werden die Dialoge kürzer:

Siehst Du den Springbock da vorne?
Ja! (ohne, dass man den Kopf gewendet hat)

Swakopmund (02.+03.05.2015)

Wir fliegen mehr als eine Stunde über die Wüste, fast ausschließlich über Dünen. Diese unendliche Weite macht ganz demütig. Ab und zu sehe ich auch glatte Flächen, die sich für eine Notlandung zu eignen scheinen; das beruhigt.

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Geplant ist, dass wir an der Küste entlang nach Norden fliegen, müssen aber wieder zurück in die Wüste, weil starker Nebel und Wolkenbildung die Sicht unmöglich macht.

Das südlichste deutsche Ostseebad

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Wir wohnen im Hotel Zum deutschen Kaiser gleich neben den Kaiser Wilhelm Apartments. Es gibt auch das Hotel Hansa oder Haus Meeresruh. Viele Häuser erinnern an die Seebäder-Architektur an der Ostsee und stammen auch aus der Zeit. Der Ort hat sogar eine Seebäderbrücke und so etwas wie eine Promenade. Wenig Afrika, viel Ostsee.

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Im Museums-Cafe amüsieren wir uns über die deutsch sprechenden Gäste an den beiden Nachbartischen. Lästernde, schlecht gelaunte Frauen auf der einen Seite, ein Paar mit Tochter auf der anderen Seite: erst wird der Mann von seiner Frau angepammt, dann die Tochter. Wir kommen irgendwann ins Gespräch. Die beiden betreiben eine kleine Farm im Norden von Namibia, er ist außerdem Maler und hat in Swakopmund gerade eine Ausstellungseröffnung gehabt. Nun machen sie ein paar Tage Urlaub. Wir erfahren, dass Swakopmund der beliebteste Urlaubsort für die deutschstämmigen Namibier im Land ist. Wenn hier deutsch gesprochen wird, spricht zwar eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass es sich um Touristen handelt; meistens sind es aber Namibier.

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Wir sind froh, dass wir unsere Fleece-Jacken dabeihaben, denn es ist lausig kalt. Auf dem Weg zurück zum Hotel treffen wir die französische Familie, mit der wir im Kualala Camp zusammen den Wüstenausflug unternommen hatten. So klein ist die Welt auch im weiten Afrika.

Während des Duschens lassen wir die Archäologen-Waschmaschine laufen: Das Duschbecken habe ich mit je zwei Hemden und Unterhemden- und -hosen ausgekleidet und trampel darauf herum. Schwierig wird es, noch etwas zum Aufhängen zu finden, da die besten Plätze schon von Susans Klamotten belegt sind. Es ist keine gute Idee, Swakopmund zum Wäschewaschen zu nutzen, denn wegen der hohen Luftfeuchtigkeit trocknet kaum etwas, sondern unser Zimmer verwandelt sich in eine kalte Sauna. Aber was sollen wir machen? Wir haben nur Kleidung für jeweils drei Tage.

Ausflug nach Walvis Bay (03.05.2015)

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Ein perfekter Tag für einen Ausflug auf den Atlantik. Der Nebel ist schon früh morgens der Aussicht auf einen sehr sonnigen Tag gewichen. Von einer deutschstämmigen Mitarbeiterin des Hotels erfahren wir, dass hier der Nebel und eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit normal sind. Die Temperatur ändert sich im Laufe des Jahres nur wenig; wegen des konstant etwa 15 Grad kalten Atlantiks halten sich heiße Tage in Grenzen. Im demnächst beginnenden Winter sind aber wieder starke Sandstürme zu erwarten. Die Stürme legen die Stadt unter einen dichten Schleier und sind so stark, dass sie den Lack von Autos anschleifen.

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Die Straße in das etwa 35 km entfernte Walvis Bay verläuft in weiten Teilen zwischen dem Meer und der Wüste, die hier stufenlos in Strand übergeht. unmittelbar neben dem Industriehafen gibt es eine kleine Touristenmeile; hier starten wir mit einem Katamaran zum Whale Watching, an Bord eine bunte Mischung von Leuten der unterschiedlichsten Nationen.

Pelikane
Pelikane

Wir sehen Pelikane, Robben, die sogar ins Boot springen  und Delphine, die aber nur ab und zu lässig ihre Rückenflosse zeigen.

Robbe an Bord
Robbe an Bord

Schließlich warten wir auf Wale. Alle mucksmäuschenstill. Dann ein Ruf, dass er vorn rechts zu sehen sei. Der eine oder andere hat noch die Chance, die Rückenflosse im Meer versinken zu sehen. Und nun erneutes Abwarten: Wo kommt er wieder hoch? So ähnlich muss sich auch Captain Ahab gefühlt haben. Der Wal hat Humor, er zeigt sich noch zwei-, dreimal, hinten rechts, vorne links. hinten links und zwar immer genau so lange wie es braucht, bis man den Kopf in die Richtung gedreht hat. Die Kameras erwischen noch nicht einmal Schaumkrone, die der Wal nach dem Luft holen hinterlässt.

Austernbänke
Austernbänke

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Abreise aus Swakopmund (04.05.2015)

Wie werden in Namibia Geschichten erzählt?

Um 11:00 sollen wir vom Hotel in Swakopmund abgeholt und zum Flughafen gebracht werden. Als auch um 11:15 kein Auto kommt, rufen wir an. „Kein Problem Auto kommt“. Irgendwann ist der Wagen da. „Wegen des starken Windes sei die Maschine erst später angekommen und würde deshalb auch erst später fliegen.“ Deshalb sei er auch erst später gekommen, damit wir nicht so lange am Airport warten müssen. Ob man uns das nicht gesagt habe? Was wie ein Kommunikationsproblem klingt, entpuppt sich als nett gemeinte Geschichte.

Flugzeug ohne Bugrad
Flugzeug ohne Bugrad

Unsere Maschine ist pünktlich angekommen. Wir werden aber trotzdem mit deutlich mehr als zwei Stunden Verspätung abfliegen. Grund ist, dass beim Landen das Bugrad kaputt gegangen ist.

Sicherheitspersonal am Airport Swakopmund
Sicherheitspersonal am Airport Swakopmund

Wir warten nun auf eine Ersatzmaschine aus Windhoek. Wir unterhalten uns mit unserem Piloten, einem Schwarzafrikaner aus Süd-Afrika. Was er an den Nambiiern nicht verstehen kann: Sehr viele sprechen Afrikaans. „We hate Afrikaans“. Schwarze in Süd-Afrika würde diese Sprache nie sprechen, in Namibia ist sie bei vielen Schwarzen die Muttersprache.

Irgendwann kommt unsere neue Maschine an und bringt Ersatzteile und einen Mechaniker mit. Der Flug ist wieder ziemlich bumpy, vor allem als wir am Rand des höchsten Berges Namibias vorbeifliegen, dem Brandenberg mit rund 2.000 Metern.

Abfertigungsschalter Aiport Swakopmund
Abfertigungsschalter Aiport Swakopmund
Flug ins Damaraland
Flug ins Damaraland

Sossusvlei (01.05.2015)

Um 05:00 ist die Nacht zu Ende. Um 06:00 starten wir Richtung Dünen. Unsere Gruppe wird um ein französisches Paar mit drei Kindern verstärkt. Der Land-Rover ist voll. Auf dem Wagenboden läuft Wasser. Es gibt keinen Verursacher, auf den man schimpfen kann. Ich habe meine Wasserflasche nicht richtig verschlossen.

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Bei Ankunft im Camp bekommt jeder seine Wasserflasche, die er an einem Wasserspender beliebig füllen kann. Dies vermeidet Plastikmüll. Ökologisches Verhalten ist hier vorgegeben. Warmes Wasser wird durch die Sonne erzeugt. Damit beim Duschen das erste kalte Wasser aus der Leitung nicht im Abfluss verlorengeht, sind wir gehalten, es in einem Eimer aufzufangen, damit es noch zur Reinigung des Zimmers verwendet werden kann. Der Strom kommt aus einer Solaranlage. Nachts sollen also möglichst alle Verbraucher abgeschaltet sein, Akkus nur tagsüber geladen werden.

Um 05:00 ist die Nacht zu Ende. Um 06:00 starten wir Richtung Dünen (Sossusvlei).
Richtung Sossusvlei

Wir fahren durch eine Hochebene, die gesäumt ist von bis zu 300 Meter hohen Dünen. Die Bilder, die man von Fotos und Filmen kennt, beziehen sich nicht auf ein kleines Areal; wir fahren jetzt schon eine Stunde durch die Dünenlandschaft und lassen sogar das bekannte Foto-Motiv – die Düne 45 – links liegen. Irgendwann ist die befestigte Straße zu Ende und es geht nur noch für Geländewagen weiter. Das Licht der aufgehenden Sonne taucht die Landschaft in unwirkliche Farben und betont die Konturen der Dünen durch ein Spiel von Licht und Schatten. Durch den Sand fährt es sich manchmal wie auf Eis, manchmal etwas bumpy …  Schließlich erreichen wir Big Daddy. Wie der Name vermuten lässt, eine besonders hohe Düne. Wir halten und bereiten uns für den Aufstieg vor.

Wir fahren durch eine Hochebene, die gesäumt ist von bis zu 300 Meter hohen Dünen. Die Bilder, die man von Fotos und Filmen kennt, beziehen sich nicht auf ein kleines Areal; wir fahren jetzt schon eine Stunde durch die Dünenlandschaft* und lassen sogar das bekannte Foto-Motiv - die Düne 45 - links liegen.
Düne 45

Auf dem Weg zu Big Daddy machen wir erste Bekanntschaft mit einem Sandsturm. Während des Aufstiegs auf dem Kamm verstärkt sich das zu einem gefühlten Orkan.

Auf dem Weg zu Big Daddy machen wir erste Bekanntschaft mit einem Sandsturm. Während des Aufstiegs auf dem Kamm verstärkt sich das zu einem gefühlten Orkan.
Auf dem Weg zu Big Daddy

Von unten ergibt das die tollen Filmaufnahmen, in denen der Sand über den Dünenkamm fegt, auf der Düne ist das einfach nur die Hölle. Dazu passt es, dass man bei jedem Schritt in den weichen Sand einsinkt und immer wieder zur Seite vom Dünenkamm weg rutscht. Weshalb musste es ausgerechnet Big Daddy sein?

Von unten ergibt das die tollen Filmaufnahmen, in denen der Sand über den Dünenkamm fegt, auf der Düne ist das einfach nur die Hölle.
Big Daddy

Irgendwann gebe ich auf und mache mich an den Abstieg. Das ist deutlich leichter. Da wir sehr früh sind, sind wir fast die einzigen am Berg. Ich muss bei meinem Abstieg also nicht auf Gegenverkehr achten.

Dead Vlei (hinter Big Daddy). Hier hat es vor rund 1.000 Jahren während der Regenzeit einen Fluss gegeben, dem die Dünen irgendwann den Weg abgeschnitten haben. Die Bäume haben dann trotz ihrer bis zu 60 Meter tiefen Wurzeln kein Wasser mehr bekommen und sind vertrocknet. Da sie einigermaßen windgeschützt stehen, sind sie bis heute in diesem "Tal des Todes" erhalten.
Dead Vlei

Ich umrunde die Düne, um zum Dead Vlei zu kommen. Hier treffe ich die wieder, die komplett über die Düne gegangen sind. In dem von Dünen umgebenen Tal hat es vor rund 1.000 Jahren während der Regenzeit einen Fluss gegeben, dem die Dünen irgendwann den Weg abgeschnitten haben.

Dead Vlei
Dead Vlei

Die Bäume haben dann trotz ihrer bis zu 60 Meter tiefen Wurzeln kein Wasser mehr bekommen und sind vertrocknet. Da sie einigermaßen windgeschützt stehen, sind sie bis heute in diesem „Tal des Todes“ erhalten.

das musste sein ...

Die rötliche Farbe der Dünen beruht auf dem hohen Eisenanteil, der über die Jahre oxydiert ist. Die Dünen haben also Rost angesetzt. Der Eisenanteil ist auch dafür verantwortlich, dass ein Kompass kein geeignetes Hilfsmittel ist, wenn man sich verlaufen hat. Es werden immer andere Richtungen angezeigt, weil die Stärke des Erdmechanismus nicht gegen das lokale Eisen ankommt. Hier wurde der Kreiselkompass erfunden …

Naturkunde

Am Nachmittag machen wir einen Ausflug in die andere Richtung und lernen etwas über Flora und Fauna. Ich kann den Kot von Springbock und Oryx unterscheiden, was schwieriger ist (beides wie Hasenködel), als den Kot des Schakals zu erkennen, der aufgrund der verspeisten Knochen weiß ist.

Am Nachmittag machen wir einen Ausflug in die andere Richtung und lernen etwas über Flora und Fauna. Ich kann den Kot von Springbock und Oryx unterscheiden, was schwieriger ist (beides wie Hasenködel), als den Kot des Schakals zu erkennen, der aufgrund der verspeisten Knochen weiß ist.

Wir beenden den Nachmittag mit einem Sundowner auf einer kleinen Anhöhe. Der Land-Rover erweist sich als perfektes Safari-Fahrzeug: Außen kann man an einer Seite einen kleinen Tisch für Getränke und Häppchen hochklappen. Suama hat leider die Gläser vergessen. Die Weinflaschen bleiben geschlossen; Brian und ich trinken Bier, die Ladys Sweppes Limonade mit einem – lt. Aufdruck – 25%igen Zuckergehalt.

Das Licht der aufgehenden Sonne taucht die Landschaft in unwirkliche Farben und betont die Konturen der Dünen durch ein Spiel von Licht und Schatten. Durch den Sand fährt es sich manchmal wie auf Eis, manchmal etwas bumpy ... Schließlich erreichen wir Big Daddy.

Wir erfahren von Suama, dass die Einheimischen am liebsten Fleisch essen – zusammen mit Porridge. Das erklärt die Figurprobleme einiger – meist weiblicher – Mitarbeiter des Camps. Aber vielleicht haben die damit gar kein Problem.

Sossusvlei, Kulala Camp (30.04.-01.05.2015)

Um 07:00 geht es los zum lokalen Flughafen Eros. Was für ein Name für ein relativ trostloses Stückchen Erde. Wir fliegen zusammen mit einem älteren englischen Ehepaar und verstehen schnell den Sinn der Vorgaben für die Größe der Gepäckstücke. Unsere Taschen werden durch eine kleine Luke gepfercht. Nach vier Taschen geht dort nichts mehr.

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Ähnlich das Einsteigen: Sitz nach vorne, rauf auf den Plastiktritt, reinkrabbeln, nach hinten quetschen, nächster das gleiche, Sitz nach vorne, in der letzten Reihe könne, Beine sortiert werden, nächster reinkrabbeln, Pilotensitz nach vorne schieben, Beine sortieren. Ich darf auf der anderen Seite vorne einsteigen und bei Bedarf dem Piloten helfen. Dabei muss ich in der engen Kabine auf Kuschelkurs mit unserem Captain gehen.

Die Geräte werden gecheckt. Ich prüfe mit und glaube, dass der Chef alles richtig macht. Plötzlich zieht er an seinem Steuerknüppel und die Kopie auf meiner Seite kommt meinem Bauch bedrohlich nahe. Irgendwas (Gaspedal, Bremse?) bewegt sich unter meinen Füßen. wahrscheinlich ist es besser, meine Beine in eine angewinkelte, leicht gekippte Neutralstellung zu bringen  und die Pedalerie in Ruhe zu lassen.

Wir starten. Auch aus der Luft betrachtet wird Windhoek nicht viel attraktiver. Aber schon schnell ist unter uns nur noch Wüste. Ab und zu ein paar Büsche, ein paar Bäume an den Rändern von ausgetrockneten Flussläufen.

Weshalb schaukelte es ausgerechnet über den Bergen, wo es keine Möglichkeit für eine Notlandung gibt? Entschädigt werden wir durch unendliche Momente der Schwerelosigkeit (= wenn der Passagier noch lange nicht so weit gesackt ist, wie das Flugzeug), für die man sonst viel Aufwand betreiben muss.
Flug Richtung Sossusvlei

Das Land wurde immer karger, Vegetation von oben war kaum noch zu erkennen. Ein Streifen in der Wüste entpuppte sich als die Landebahn, die wir nach ca. 1 Stunde erreichten.

Ein Streifen in der Wüste entpuppt sich als die Landebahn, die wir nach ca. 1 Stunde erreichen.
Airstrip

Suama – unser weiblicher Guide – klärt uns über die Anpassungsfähigkeit der Oryx-Antilope auf. Dieses Tier braucht wochenlang kein Wasser. Im Nasen- und Rachenraum verfügt es über eine Art Klimatisierung, mit der es das Blut herunter kühlt, bevor dieses das Gehirn erreicht.

Suama klärte uns über die Anpassungsfähigkeit der Oryx-Antilope auf. Dieses Tier braucht wochenlang kein Wasser. Im Nasen- und Rachenraum verfügt es über eine Art Klimatisierung, mit der es das Blut herunter kühlt, bevor dieses das Gehirn erreicht.
Oryx

Im Kulala Camp angekommen, werden wir mit den Sicherheitseinrichtungen vertraut gemacht. Wenn sich irgendetwas Gefährliches ereignet, können wir eine Pressluftsirene betätigen, die wir im Zimmer finden würden (statt 3 Mal die 1 für einen Anruf bei der Rezeption).

Sicherheitsausstattung in der Hütte: falls mal ein Löwe kommt ...
Sicherheitsausstattung in der Hütte: falls mal ein Löwe kommt …

Jedes Zimmer ist eine selbständige Hütte. Wir haben die Zimmer-Nr. 1. Das bedeutet den weitesten Weg zum Haupthaus. Wir sind der Außenposten zur Wüste und hoffen, die Fauna wird unseren Mut würdigen und unser Bedürfnis nach alleiniger Nutzung unserer Hütte respektieren. Etwas ungewohnt Die Hütten lassen sich nicht abschließen, aber was soll`s, Skorpione können keine Türklinke drücken.

Wir sind der Außenposten zur Wüste und hoffen, die Fauna wird unseren Mut würdigen und unser Bedürfnis nach alleiniger Nutzung unserer Hütte respektieren. Etwas ungewohnt Die Hütten lassen sich nicht abschließen, aber was soll`s, Skorpione können keine Türklinke drücken.
Unsere Unterkunft

Sesriem Canyon

Am Nachmittag geht es los zum ersten Ausflug.

Oryx
Oryx

Ziel ist das Sesriem Canyon. Die Entstehung des Canyons liegt etwa 15 bis 18 Mio Jahre zurück. Auf dem Weg haben wir Glück und sehen neben Oryx und Springbock neben Straußen auch Warzenschweine. Diese Tiere sind hier nur selten anzutreffen. Wir erfahren, dass sie sich mitunter eine Höhle mit den nachaktiven Hyänen teilen. Die Warzenschweine kommen nachts, wenn die Hyänen weg sind. Da man sich aber nicht ganz sicher sein kann, gehen die Warzenschweine rückwärts in die Höhle; dann können sie schneller laufen, wenn eine Hyäne ihre Zeit verschlafen hat und in ihrer Höhle überrascht wird (später erfahren wir, dass das Teilen der Höhle wohl nur eine schöne Geschichte ist).

Am Nachmittag geht es los zum ersten Ausflug. Ziel ist das Sesriem Canyon.
Auf dem Weg zum Sesriem Canyon.

Nach einem recht beschwerlichen Abstieg ins Canon haben wir wieder Glück und entdecken eine Hornotter. Diese Schlange ist so selten zu finden, dass es selbst für Suama da erste Mal ist. Die Schlange kann im Canyon nicht entkommen und gibt ihren Fluchtversuch schnell auf Nun muss sie sich von allen Seiten fotografieren lassen.

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Kein Wunder, dass man diese Schlange so selten sieht; die Anpassung an die Umgebung ist perfekt. Auf den Fotos ist die Schlange kaum zu erkennen, auch wenn diese aus sehr kurzem Abstand fotografiert wurde.

Mit Brian, Jean und unserem Guide Suama im Sesriem Canyon. Die Entstehung des Canyons liegt etwa 15 bis 18 Mio Jahre zurück.
Mit Brian, Jean und unserem Guide Suama im Sesriem Canyon.

Sundowner

Highlight des Tages ist die Fahrt jenseits der befestigten Wege mit Schwung („a little bit bumpy“) auf eine kleine Anhöhe. Hier warten wir auf den Sonnenuntergang, zusammen mit den beiden Engländern.

Highlight des Tages ist die Fahrt jenseits der befestigten Wege mit Schwung ("a little bit bumpy") auf eine kleine Anhöhe. Hier warten wir auf den Sonnenuntergang, zusammen mit den beiden Engländern. Suama hat alles dabei, ein paar Snacks, Rotwein, gekühlten Weißwein und Bier. Das Timing ist perfekt, der grandiose Sonnenuntergang lässt nicht lange auf sich warten.
Sundowner

Suama hat alles dabei, ein paar Snacks, Rotwein, gekühlten Weißwein und Bier. Das Timing ist perfekt, der grandiose Sonnenuntergang lässt nicht lange auf sich warten.

Sonnenunter- und Mondaufgang
Sonnenunter- und Mondaufgang

Im Camp angekommen, können wir unsere Hütte nur mit einer Taschenlampe erreichen, denn es ist stockdunkel, obwohl es erst 18:30 ist. Nach dem Dinner geht es gleich ins Bett, denn wir werden am nächsten Tag früh um 5:00 geweckt.

Besucher in der Hütte

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In der Nacht werde ich wach und muss eigentlich zur Toilette. Aber ich traue mich nicht aus dem Moskito-Netz, dem letzten Schutz. Irgendein Tier ist im Zelt. Das schmatzt  so ähnlich wie Murphy, wenn er ins Bett will, und es bewegt sich langsam parallel zum Bett, ausgerechnet auf meiner Seite. Da es mir ausgeschlossen erscheint, dass es sich um einen Malteser oder ähnlichen Schoßhund handelt, gehe ich die in Frage kommenden Tiere durch. Antilopen wären mir noch am sympathischsten, scheiden aber aus, weil das Etwas kleiner sein muss, und Schlangen schmatzen nicht (oder doch?). So ein Mist: Die Pressluft-Tröte ist unerreichbar und meine Blase nur noch schwer unter Kontrolle zu halten. Aber ich komme an die Taschenlampe auf der Ablage am Bettende. Langsam zurückfallen lassen und dann Spot an … das feine Moskitonetz reflektiert den Strahl der Taschenlampe so stark, dass ich nichts erkennen kann. Aber nun weiß der Besucher, mit wem er es zu tun hat. Die Taschenlampe war also ein taktischer Fehler. Aber vielleicht hat sie ja den Eindringling verjagt. Ich stelle mich tot. Nichts zu hören … aber da ist er wieder mit diesem aufdringlichen schmatzen. Meine Blase braucht eine Entscheidung, zu der ich mich aber noch nicht durchringen kann. Noch bin ich allerdings Herr des Verfahrens; wenn Susan wach wird, muss ich den Beschützer spielen, eine Rolle, die mir nur bedingt zusagt. Inzwischen ist Wind weniger geworden und der Eindringlich etwas ruhiger.  Als es windstill ist, scheint sich der Besucher hingelegt zu haben. Ich wage es, das Moskitonetz zu verlassen, leuchte den Boden ab. Nichts zusehen. Schnell zur Toilette.

Ich habe Susan wach gemacht. Sie will ebenfalls die Toilette aufsuchen und ich biete ihr die Taschenlampe an. „Wieso das denn?“ … ich dachte ja nur … Es bleibt windstill, die Klettverschlüsse an den Fenstern reiben nicht mehr aneinander; kein schmatzendes Geräusch mehr …

Ausflug in die Dünen (01.05.2015)

Um 05:00 ist die Nacht zu Ende. Um 06:00 starten wir Richtung Dünen. Unsere Gruppe wird um ein französisches Paar mit drei Kindern verstärkt. Der Land-Rover ist voll. Auf dem Wagenboden läuft Wasser. Es gibt keinen Verursacher, auf den man schimpfen kann. Ich habe meine Wasserflasche nicht richtig verschlossen.

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Bei Ankunft im Camp bekommt jeder seine Wasserflasche, die er an einem Wasserspender beliebig füllen kann. Dies vermeidet Plastikmüll. Ökologisches Verhalten ist hier vorgegeben. Warmes Wasser wird durch die Sonne erzeugt. Damit beim Duschen das erste kalte Wasser aus der Leitung nicht im Abfluss verlorengeht, sind wir gehalten, es in einem Eimer aufzufangen, damit es noch zur Reinigung des Zimmers verwendet werden kann. Der Strom kommt aus einer Solaranlage. Nachts sollen also möglichst alle Verbraucher abgeschaltet sein, Akkus nur tagsüber geladen werden.

Um 05:00 ist die Nacht zu Ende. Um 06:00 starten wir Richtung Dünen (Sossusvlei).
Richtung Sossusvlei

Wir fahren durch eine Hochebene, die gesäumt ist von bis zu 300 Meter hohen Dünen. Die Bilder, die man von Fotos und Filmen kennt, beziehen sich nicht auf ein kleines Areal; wir fahren jetzt schon eine Stunde durch die Dünenlandschaft und lassen sogar das bekannte Foto-Motiv – die Düne 45 – links liegen. Irgendwann ist die befestigte Straße zu Ende und es geht nur noch für Geländewagen weiter. Das Licht der aufgehenden Sonne taucht die Landschaft in unwirkliche Farben und betont die Konturen der Dünen durch ein Spiel von Licht und Schatten. Durch den Sand fährt es sich manchmal wie auf Eis, manchmal etwas bumpy …  Schließlich erreichen wir Big Daddy. Wie der Name vermuten lässt, eine besonders hohe Düne. Wir halten und bereiten uns für den Aufstieg vor.

Wir fahren durch eine Hochebene, die gesäumt ist von bis zu 300 Meter hohen Dünen. Die Bilder, die man von Fotos und Filmen kennt, beziehen sich nicht auf ein kleines Areal; wir fahren jetzt schon eine Stunde durch die Dünenlandschaft* und lassen sogar das bekannte Foto-Motiv - die Düne 45 - links liegen.
Düne 45

Auf dem Weg zu Big Daddy machen wir erste Bekanntschaft mit einem Sandsturm. Während des Aufstiegs auf dem Kamm verstärkt sich das zu einem gefühlten Orkan.

Auf dem Weg zu Big Daddy machen wir erste Bekanntschaft mit einem Sandsturm. Während des Aufstiegs auf dem Kamm verstärkt sich das zu einem gefühlten Orkan.
Auf dem Weg zu Big Daddy

Von unten ergibt das die tollen Filmaufnahmen, in denen der Sand über den Dünenkamm fegt, auf der Düne ist das einfach nur die Hölle. Dazu passt es, dass man bei jedem Schritt in den weichen Sand einsinkt und immer wieder zur Seite vom Dünenkamm weg rutscht. Weshalb musste es ausgerechnet Big Daddy sein?

Von unten ergibt das die tollen Filmaufnahmen, in denen der Sand über den Dünenkamm fegt, auf der Düne ist das einfach nur die Hölle.
Big Daddy

Irgendwann gebe ich auf und mache mich an den Abstieg. Das ist deutlich leichter. Da wir sehr früh sind, sind wir fast die einzigen am Berg. Ich muss bei meinem Abstieg also nicht auf Gegenverkehr achten.

Dead Vlei (hinter Big Daddy). Hier hat es vor rund 1.000 Jahren während der Regenzeit einen Fluss gegeben, dem die Dünen irgendwann den Weg abgeschnitten haben. Die Bäume haben dann trotz ihrer bis zu 60 Meter tiefen Wurzeln kein Wasser mehr bekommen und sind vertrocknet. Da sie einigermaßen windgeschützt stehen, sind sie bis heute in diesem "Tal des Todes" erhalten.
Dead Vlei

Ich umrunde die Düne, um zum Dead Vlei zu kommen. Hier treffe ich die wieder, die komplett über die Düne gegangen sind. In dem von Dünen umgebenen Tal hat es vor rund 1.000 Jahren während der Regenzeit einen Fluss gegeben, dem die Dünen irgendwann den Weg abgeschnitten haben.

Dead Vlei
Dead Vlei

Die Bäume haben dann trotz ihrer bis zu 60 Meter tiefen Wurzeln kein Wasser mehr bekommen und sind vertrocknet. Da sie einigermaßen windgeschützt stehen, sind sie bis heute in diesem „Tal des Todes“ erhalten.

das musste sein ...

Die rötliche Farbe der Dünen beruht auf dem hohen Eisenanteil, der über die Jahre oxydiert ist. Die Dünen haben also Rost angesetzt. Der Eisenanteil ist auch dafür verantwortlich, dass ein Kompass kein geeignetes Hilfsmittel ist, wenn man sich verlaufen hat. Es werden immer andere Richtungen angezeigt, weil die Stärke des Erdmechanismus nicht gegen das lokale Eisen ankommt. Hier wurde der Kreiselkompass erfunden …

Naturkunde

Am Nachmittag machen wir einen Ausflug in die andere Richtung und lernen etwas über Flora und Fauna. Ich kann den Kot von Springbock und Oryx unterscheiden, was schwieriger ist (beides wie Hasenködel), als den Kot des Schakals zu erkennen, der aufgrund der verspeisten Knochen weiß ist.

Am Nachmittag machen wir einen Ausflug in die andere Richtung und lernen etwas über Flora und Fauna. Ich kann den Kot von Springbock und Oryx unterscheiden, was schwieriger ist (beides wie Hasenködel), als den Kot des Schakals zu erkennen, der aufgrund der verspeisten Knochen weiß ist.

Wir beenden den Nachmittag mit einem Sundowner auf einer kleinen Anhöhe. Der Land-Rover erweist sich als perfektes Safari-Fahrzeug: Außen kann man an einer Seite einen kleinen Tisch für Getränke und Häppchen hochklappen. Suama hat leider die Gläser vergessen. Die Weinflaschen bleiben geschlossen; Brian und ich trinken Bier, die Ladys Sweppes Limonade mit einem – lt. Aufdruck – 25%igen Zuckergehalt.

Das Licht der aufgehenden Sonne taucht die Landschaft in unwirkliche Farben und betont die Konturen der Dünen durch ein Spiel von Licht und Schatten. Durch den Sand fährt es sich manchmal wie auf Eis, manchmal etwas bumpy ... Schließlich erreichen wir Big Daddy.

Wir erfahren von Suama, dass die Einheimischen am liebsten Fleisch essen – zusammen mit Porridge. Das erklärt die Figurprobleme einiger – meist weiblicher – Mitarbeiter des Camps. Aber vielleicht haben die damit gar kein Problem.

Windhoek (29.04.2015)

Nach rund 18 Stunden landen wir in Windhoek oder besser: auf dem neuen Flughafen von Windhoek mitten in der Wüste. In einem kleinen Raum sammeln sich die Passagiere, um ein Einreisepapier auszufüllen. Wohl dem, der einen Kuli dabei hat. Wir müssen uns einen teilen und finden uns daher im mittleren Teil der Schlange vor den Einreise-Kontrolleuren wieder. Eine unverständliche Frage ignoriere ich und werde trotzdem – wohl für die geduldige Warterei – mit einem Stempel in den Reisepass belohnt.

Transfer

Für den Transfer – rund 50 km – teilen wir uns ein Fahrzeug mit einem deutschen Ehepaar, etwa in unserem Alter. Die erzählen von ihren Reiseplänen. Eine Gruppenrundreise mit Geländewagen, er darf das Versorgungsfahrzeug fahren. Nicht schlecht. Sie schlafen in kleinen Zelten auf Iso-Matten. Auch wenn sie sich die etwas dickeren gekauft haben, haben wir Mitleid, lassen uns aber nichts anmerken und wünschen zum Abschied alles Gute und einen starken Rücken.

Das Hotel Olive

Unser Hotel ist super, das Zimmer riesig und sehr aufwändig und geschmackvoll eingerichtet, wenn auch im Detail nicht immer ganz praktisch. So kämpfen wir mit gefühlten 20 Lichtschaltern, um irgendwo Licht zu bekommen und vor allem, es auszuschalten. Eine indirekte Beleuchtung rund um das Bett schaffen wir nicht und brauchen Hilfe.

Eine Unsitte aus europäischen Design-Hotels hat Windhoek erreicht: Toiletten mit Glastüren, hier in der Ausführung mit 20 cm Spalt oben und unten. Wer nachts zur Toilette geht, muss also zwangsläufig das ganze Zimmer mitbeleuchten und lässt den Partner an jedem Detail des Endes unserer persönlichen Nahrungskette teilhaben.

Die Stadt Windhoek

Unsere Frage an der Rezeption, ob wir das Stadtzentrum zu Fuß erreichen können, wird nicht richtig verstanden. Das liegt wohl daran, dass die Frage aus einheimischer Sicht völlig abwegig ist. Kein Mensch geht hier zu Fuß durch die Vororte. Obwohl es wohl nur 20 Minuten wären, wird uns ein Taxi gerufen; wir sollen für die Rückfahrt mit dem Fahrer gleich eine Zeit vereinbaren und bloß kein Taxi am Straßenrand anhalten. So gebrieft geht es ins Centrum von Windhoek. Auf der Fahrt sehen wir nichts, was uns ein „Oh, guckmal“ entlockt. Im Centrum angekommen, ändert sich unser Bild der Stadt nicht. Nichts, was sich für ein Foto lohnt.

Auch die alten Straßennamen aus der „deutschen“ Zeit tragen nicht dazu bei, dass man sich heimisch fühlt (Schützenstrasse, Schanzengasse usw.).

Windhoek - Wir werden von ein paar Einheimischen in perfektem Deutsch angesprochen. Sie seien als Kinder im Rahmen eines Entwicklungshilfeprojekts nach Rostock gebracht worden und dort aufgewachsen. Das Projekt sei mit der Wende beendet worden. Nun versucht man ein Treffen der Kinder von damals zu organisieren, damit diese sich nach 25 Jahren wiedersehen können. Wir geben etwas Geld - wo doch Rostock Bremens Partnerstadt ist - und können uns in eine Spenderliste eintragen, in die sich schon viele vor uns mit Spendenbetrag eingetragen haben. Eine gute Tat am Tag ...
Windhoek

Wir werden von ein paar Einheimischen in perfektem Deutsch angesprochen. Sie seien als Kinder im Rahmen eines Entwicklungshilfeprojekts nach Rostock gebracht worden und dort aufgewachsen. Das Projekt sei mit der Wende beendet worden. Nun versucht man ein Treffen der Kinder von damals zu organisieren, damit diese sich nach 25 Jahren wiedersehen können. Wir geben etwas Geld – wo doch Rostock Bremens Partnerstadt ist – und können uns in eine Spenderliste eintragen, in die sich schon viele vor uns mit Spendenbetrag eingetragen haben. Eine gute Tat am Tag …

Wir verabschieden uns von unseren neuen Freunden und gehen am Park vorbei zur Christuskirche, ein hübsches Gebäude aus der Zeit um 1900 in der Mitte eines Verkehrsknotenpunkts. Gleich im Eingang liegen Zeitungsausschnitte mit der Überschrift „Wieder Touristen mit dem Rostock-Trick betrogen“, „Polizei will gegen Rostock-Betrüger vorgehen“. Vielleicht hätten wir die Kirche zuerst besuchen sollen …

Wir verabschieden uns von unseren neuen Freunden und gehen am Park vorbei zur evangelischen Christuskirche, ein hübsches Gebäude aus der Zeit um 1900 in der Mitte eines Verkehrsknotenpunkts. Gleich im Eingang liegen Zeitungsausschnitte mit der Überschrift "Wieder Touristen mit dem Rostock-Trick betrogen", "Polizei will gegen Rostock-Betrüger vorgehen". Vielleicht hätten wir die Kirche zuerst besuchen sollen ...
Evangelische Christuskirche

Wir kommen mit einem Mitarbeiter der Kirche ins Gespräch. Die deutsche Gemeinde von Windhoek umfasst 2.300 Mitglieder. Jeden Sonntag gibt es einen Gottesdienst in deutscher Sprache.

Wir kommen mit einem Mitarbeiter der Kirche ins Gespräch. Die deutsche Gemeinde von Windhoek umfasst 2.300 Mitglieder. Jeden Sonntag gibt es einen Gottesdienst in deutscher Sprache.
Das Denkmal des Staatsgründers vor der Christuskirche hat das alte Reiterdenkmal ersetzt

Ansonsten werden die zwei Stunden sehr lang, die wir für unseren Stadtrundgang vorgesehen haben. Auch der „Tintenpalast“ (Regierungssitz und Parlament – siehe oben das Titelbild) ist in unmittelbarer Nähe.

Namibia

Wir haben das Land von Ende April bis zum 15.05.2015 bereist und sind dann weiter nach Botswana und über Zimbabwe (Victoria Falls) wieder zurück.

Reiseroute in Namibia
Reiseroute in Namibia

Zunächst ein paar Infos:

Fläche:   824.116 qkm (Vergleich Deutschland 357.340 qkm)
Einwohner:        2,1 Mio.
Bruttoinlandsprodukt/Einwohner: 8.200 US$

Namibia wurde 1884 „deutsches Schutzgebiet“. Es blieb bis zum Ende des ersten Weltkriegs dt. Kolonie. Am 09.07.1915 kapitulierten die deutschen Truppen in Namibia vor der Armee der Unionstruppen Südafrikas. 1920 wurde Namibia vom Völkerbund unter südafrikanisches Mandat gestellt. Der namibische Befreiungskampf führte am 21.03.1990 zur Unabhängigkeit.

Der deutsche Einfluss ist bis heute spürbar: 32 % der weißen Bevölkerung sprechen als Muttersprache deutsch (0,9 % der Gesamtbevölkerung). Aufgrund er Missionierung in der „deutschen Zeit“ sind heute 87 % der Namibier Christen (davon 50 % Lutheraner 20 % Katholiken). Die restlichen 13 % sind überwiegend Anhänger von Naturreligionen. Die Anzahl der Muslime wird auf wenige 1.000 geschätzt.

Namibia ist eine stabile parlamentarische Demokratie. Nach wie vor ist die aus der sozialistischen Befreiungsarmee hervorgegangene SWAPO die absolut stärkste politische Kraft.

Etwa die Hälfte der Bevölkerung lebt unterhalb der internationalen Armutsgrenze; ca. 14 % leiden unter AIDS.

Das Land ist von zwei Wüsten begrenzt: Im Westen durch die Namib, im Osten durch die Kalahari. Dazwischen liegt das Binnenhochland, durchschnittlich 1.700 Meter hoch (Windhoek sogar 2.000 Meter hoch). Der höchste Berg „Königstein“ liegt ca. 2.600 Meter über dem Meeresspiegel (an der Küste 200 km nördlich von Swakopmund).

Verarbeitende Industrie spielt in Namibia keine nennenswerte Rolle. Die bedeutenden Wirtschaftszweige sind Bergbau (Uran, Diamanten, aber auch Kupfer, Gold, Blei, und Zinn), Fischfang, Landwirtschaft und der Tourismus (14 % der Gesamtwirtschaftsleistung). Die Arbeitslosenquote beträgt ca. 28% (2014).

Es bestehen starke wirtschaftliche Abhängigkeiten vom großen Nachbarn Südafrika. So wird z. B. praktisch das gesamte Gemüse aus Südafrika importiert (aber der Schwarzafrikaner bevorzugt ohnehin Fleisch und Getreidebrei). Eine Währungspolitik spart sich Namibia: Der namibische Dollar ist im Wert identisch mit dem südafrikanischen Rand.


 

Afrikanische Verwaltung

Ein großen Problem stellt auch in Namibia die wenig effiziente und korrupte Verwaltung dar, mit der erstaunlich offen umgegangen wird: In Swakopmund kaufen wir uns eine Zeitung, die Beiträge sowohl in deutsch als auch auf englisch enthält. Das Land hat einen neuen Landwirtschaftsminister bekommen, der offenbar über wenig Erfahrung verfügte; jedenfalls war über die Zustände in seiner Behörde sehr erschrocken. Am auffälligsten war für ihn, dass kaum jemand an seinem Arbeitsplatz war. Überall leere Schreibtische. Daraufhin wurde zwei Maßnahmen beschlossen:

  • Um 08:00 Uhr werden die Türen abgeschlossen. So kann festgestellt werden, wer zu spät kommt; der bleibt draußen und muss mit Repressalien rechnen.
  • Alle Abteilungsleiter werden aufgefordert, ihre Mitarbeiter persönlich kennen zu lernen. So sollen die festgestellt werden, die schon länger überhaupt nicht mehr zum Dienst erscheinen.