Hoi An – 23.-25.03.2014

Fahrt nach Hoi An – 23.03.2014

Heute ist Reisetag. Wir verlassen die drittgrößte Stadt Vietnams Hue über die Hauptverkehrsstraße – die Nord-Süd-Achse zwischen Hanoi und Saigon – Richtung Süden. Hauptverkehrsstraße klingt richtig groß. Es handelt sich jedoch durchgängig um eine zweispurige Landstraße. Dabei hat man fast immer das Gefühl, in einer geschlossenen Ortschaft zu sein, denn auch hier haben seine Leute rechts und links der Straße kleine Geschäfte, Restaurants, Karaoke Bars oder Werkstätten gebaut. Entsprechend langsam geht es voran. Die Mopeds bestimmen die Geschwindigkeit.

LKW am Wolkenpass
LKW am Wolkenpass

DSC06572Wir erreichen schließlich die Berge; es geht über den Wolkenpass. Das machen wir eher aus Spaß, denn man könnte auch durch einen 10 Km langen Tunnel (den längsten Tunnel Süd-Ost-Asiens), der erst vor ein paar Jahren fertig geworden ist. Der Pass ist noch nicht einmal 600 Meter hoch, macht seinem Namen aber alle Ehre: oben ist es wolkig. Logischerweise hatte der Pass in den Kriegen große strategische Bedeutung; entsprechend finden sich oben noch alte Befestigungstürme und Bunker. Bis zum Mittelalter trennte der Pass – bis zur Jahrhundertwende gab es nur Treppen – die Vietnamesen im Norden vom Königreich der Cham im Süden.

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Danang

Wir erreichen schließlich Danang. Die Stadt war im Vietnam-Krieg ein Hauptstützpunkt der Amerikaner. Bis zu 40.000 GIs waren hier stationiert. Nach dem Krieg haben seine Leute die amerikanischen Anlagen vollständig abgerissen und die Stadt praktisch komplett neu aufgebaut. Danang ist daher heute eine der modernsten Städte Vietnams. Hübsch gelegen in einer großen Bucht mit langen Sandstränden – die sind inzwischen an Investoren verkauft – entwickelt sich Danang zu einem der Hauptbadeorte Vietnams.

DSC06582Wir besuchen hier das Cham-Museum. Das Königreich wurde erst im Mittelalter durch die Vietnamesen besiegt und hatte einst Handelsbeziehungen bis Konstantinopel. Das Volk war völlig in Vergessenheit geraten; es lebt heute als ethnische Minderheit in zwei kleinen Regionen im Süden. Die Franzosen haben einige Siedlungen und Tempelanlagen gefunden und die Reste freigelegt. Einige Teile davon gibt es im Cham-Museum zu sehen.

Wir werden gefragt, ob wir typische

Nudelsuppe aus Danang

möchten. Ein Angebot, was man nicht abschlagen kann. Unser Platz ist nah der Küche und so bekommen wir (leider) mit, wie alles zubereitet wird. Die Stäbchen werden vorher mit einem Lappen abgerieben; das fängt doch schon mal engagiert an. Wir sehen dann leider auch, dass der Lappen zum Tisch abwischen, Hände abtrocknen und was auch immer verwendet wird. Aber die Nudelsuppe schmeckt gut. Ebenso wie der grüne Tee, der unaufgefordert gereicht wird (hier haben wir auch mitbekommen, wie die Teegläser „behandelt“ wurden). Unser Immunsystem wird trainiert und wir lernen, dass es besser ist, nah am Eingang, weit weg von der „Zubereitungs-Zone“ entfernt zu sitzen, um die Phantasie nicht unnötig mit Bildern zu füttern.

Hoin An – 24.03.2014

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Hoi An hat Glück gehabt. Schon im Mittelalter ist die Stadt ein wichtiger Hafen gewesen. Dieser ist aber im 19. Jahrhundert versandet und so hat Danang die Funktion übernommen. Da Hoi An als eher kleine Stadt damit keine strategische Bedeutung mehr hatte, sind die ganzen Kriege an ihr vorbeigegangen. Hoi An ist damit nie zerstört worden und hat seine sehr schöne Altstadt behalten. Der Ort hat – von einem Fluss durchzogen – eine angenehme, ruhige Atmosphäre. Es macht Spaß, hier zu bummeln. Das haben allerdings auch viele andere entdeckt und so ist hier die Touristen-Dichte deutlich höher als in den anderen Städten.

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Japanische Brücke

Wir besichtigen das Sa Huynh Museum: Die Geschichte von Hoi An geht zu zurück bis 900 n. Ch. Viele Exponate zeugen von den Handelsbeziehungen der Stadt. Es hatten sich viele Japaner und Chinesen angesiedelt, die ihre eigenen Stadtbezirke errichteten. 1945 haben die Japaner die Stadt komplett verlassen und ihre Häuser an die Chinesen verkauft.

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Die beiden Stadtteile wurden verbunden durch die Japanische Brücke (siehe oben das Titelbild): Zwei putzige Figuren auf beiden Seiten der Brücke erinnern an den Baubeginn (Jahr des Affen) und die Fertigstellung (Jahr des Hundes). Das war den Erbauern jeweils ein kleiner Altar wert.

Phuc Kein Versammlungshalle: Die Chinesen aus einer bestimmten Region haben ihre Versammlungen in dieser Halle abgehalten. Auch hier geht es nicht ohne Altar; dieser dient dazu, dem Schutzgott der Seefahrer Opfer bringen zu können.

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Chinesische Versammlungshalle

Haus der Familie Tran: Zwei wohlhabende Familien haben ihr altes, sehr schönes Haus als Geschäftsmodell entdeckt und laden Interessierte – gegen Entgelt – zu einer Besichtigung ein. So auch die Familie Tran. Das Haus ist komplett aus Holz gebaut und setzt sich aus mehreren Teilen mit einem Innenhof zusammen.

Seidenraupen
Seidenraupen

Schließlich besuchen wir einen etwas romantisch als Handwerkerhof beschriebenen Komplex. Letztlich geht es natürlich auch hier ums Geschäft. Interessant ist allerdings die Seidenherstellung gewesen. Wir sehen lebende Seidenraupen auf Maulbeerblättern in unterschiedlichem Alter bis zur Verpuppung, ebenso das Kochen der Puppen, das Spinnen und Weben der Seide.

Morgen haben wir 6 Stunden Zugfahrt Richtung Süden vor uns …

Hue – 21.-23.03.2014

Hue – die alte Kaiserstadt

Nach kurzem Flug erreichen wir Hue. Nach der 3,5-Mio-Metropole Hanoi wirkt Hue mit rund 320.000 Einwohnern fast beschaulich (hat aber genauso viele Mopeds). Aber wir kommen erst gar nicht hin, sondern werden am Flughafen abgeholt und sofort geht es los:

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Fahrt mit einem alten „Drachenboot“ auf dem Parfüm-Fluss. Da um diese Zeit noch nicht viel los ist, haben wir ein kleines privates Boot. Zwei kleine Globalisierungs-Plastik-Stühle. Fertig.

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Unterwegs kommen wir an unserem Hotel vorbei, dass wir erst am Nachmittag erreichen.

Ziel ist die

Thien-Mu-Pagode: 1601 errichtet hat die Pagode rituellen Kultstatus und für Buddhisten eine besondere Bedeutung. Hier ist das Auto ausgestellt, mit dem der Mönch Thich Quang Duc 1963 nach Saigon gefahren war und sich aus Protest gegen die Religions-Politik des Diem-Regimes angesteckt hat. Da ein Foto-Reporter informiert war, gingen die Bilder um die Welt.

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Thien-Mu-Pagode

Angeschlossen ist eine Schule für Mönche. Die noch unentschlossenen Schüler sind daran zu erkennen, dass sie noch eine lange Haarsträhne tragen. Nach ihrer endgültigen Entscheidung ist der Kopf komplett kahl rasiert.

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Als frühere Hauptstadt (bis 1945) und Sitz der Kaiser gibt es im Umland jede Menge Kaisergräber. Wir besichtigen drei davon. Das klingt unspektakulär; die haben aber Ausmaße von mehr als 20 Hektar. Wir sind vom Flug für das unerwartet heiße Wetter völlig falsch angezogen und schwitzen leise vor uns hin.

Die Bezeichnung „Grabmal“ wird den Anlagen nicht gerecht. Das Mausoleum von Minh Mang wurde 1843 und damit erst zwei Jahre nach dem Tod des Kaisers fertig.

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Im Minh Mang Grabmal

Sein Nachfolger hat sich aber nicht lumpen lassen; die Anlage ist beeindruckend. Der Kaiser Tu Duc (gestorben 1883) hat es schlauer gemacht und sein Grabmal selbst geplant und sich hier – zu Lebzeiten – lieber aufgehalten als im Palast.

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Tu Duc Grabmal

Das lässt sich nachvollziehen, denn die Anlagen sind großzügig und in eine sehr schöne – teilweise künstlich angelegte – Landschaft eingebettet.

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Tu Duc Grabmal

Das Grabmal von Khai Dinh (gestorben 1925) schließlich ist komplett aus Beton gebaut.

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Khai Dinh Grabmal …

Das Ganze wirkt ein bisschen unwirklich; offenbar französisch inspiriert, der Beton hat sich inzwischen teilweise schwarz verfärbt.

... auch innen alles aus Beton
… auch innen alles aus Beton
Khai Dinh Grabmal
Khai Dinh Grabmal

Inzwischen sind wir komplett durchgeschwitzt, die Blase ist voll, der Magen leer (das Frühstück als letzte Mahlzeit liegt 9 Stunden zurück) … aber wir haben es geschafft und erreichen das Hotel. Susan bestellt eine Nudelsuppe; mit Hühnchen gibt es die nicht mehr, also mit Fleisch. Die Suppe kommt; der in Streifen geschnittene Pansen fällt sofort auf. Hundebesitzer haben dafür einen Blick. Ich muss nicht probieren, auch wenn Susan sagt, es schmeckt nicht schlecht, denn ich hatte Pansen-Suppe 1976 schon mal in Istanbul. Abends bestellt sich Susan dann aber vegetarisch.

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Zweiter Tag in Hue – 22.03.2014

Prinzessin-Wetter

Es ist nieselig und nur etwa 20 Grad warm. Viel zu kalt für diese Jahreszeit. Das nennt man hier Prinzessinwetter. Die Geschichte dazu handelt von einer Prinzessin, die ihrem Mann einen Pullover stricken wollte. Sie begann im Sommer. Sie war hübsch, aber nicht sehr schnell und daher erst im März fertig, als es schon warm war. Nun sollte der Mann den Pullover ausprobieren, aber es war viel zu heiß. Da hat der Kaiser Kälte bestellt: Prinzessin-Wetter.

Gartenhäuser

Darunter konnten wir uns zunächst überhaupt nichts vorstellen. Es ging durch kleine Gassen in eine private Wohnung, die um die Jahrhundertwende von einem Mandarin bewohnt wurde. Heute wohnt dort eine uralte Enkelin des Mandarin mit einer „Dienerin“. Der Zustand des Gebäudes entspricht noch weitgehend dem am Anfang des 20. Jahrhunderts. Wir werden hinein gebeten und mit grünem Tee, einem Keks und Obst bewirtet.

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Nach einem kurzen „Gespräch“ – es geht u. a. auch um meine Größe – öffnet sie ein Nebengebäude; dieses ist allein der Ahnenverehrung vorbehalten. Hier stehen mehrere Altare für verschiedene Vorfahren, jedes mit den obligatorischen Opfergaben.

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Uns war anfangs etwas unwohl, die privaten Räume der uns unbekannten Person zu betreten und quasi zu „besichtigen“. Dieses Gefühl verging aber, denn wir hatten das Gefühl, dass es für die alte Dame auch eine willkommene Abwechslung war, und natürlich auch ein Geschäft. Denn selbstverständlich haben wir etwas Geld da gelassen. Wir wurden freundlich verabschiedet und bekamen jeder eine Mandarine mit auf den Weg.

Die Zitadelle – der Kaiserpalast

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Bis 1945 war Hue Sitz der vietnamesischen Kaiser. Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Kaiser nach der Besetzung von den Franzosen allerdings entmachtet.

DSC06518Von der Macht und dem Reichtum der Kaiser und des Volkes zeugt der alte Kaiserpalast. Ein Areal von 120 Hektar, umschlossen von einer 10 km langen und 5 Meter breiten Mauer. Vieles war durch die Kriege zerstört, einiges ist aber wieder aufgebaut, etliche Gebäude sind restauriert, einige befinden sich in der Restauration. Einen Eindruck von der Anlage in seiner Gesamtheit können Fotos nicht vermitteln; in den schönsten Gebäuden ist das Fotografieren verboten.

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Kaiser und Könige haben es sich überall auf der Welt gleich nett gemacht. Für Nebenfrauen und Konkubinen gab es innerhalb der verbotenen Stadt eigene Bereiche. Die Konkubinen kamen entweder vom Land oder waren Töchter von Mandarinen. Für Konkubinen gab es 10 Ränge; sie konnten sich hocharbeiten, mussten aber auch intelligent sein. So wurde uns erklärt.

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In der verbotenen Stadt durften sich außer der kaiserlichen Familie keine Männer aufhalten; die Söhne nur bis zum 10. Lebensjahr, ansonsten nur die Hauptfrau, die Nebenfrauen und die Konkubinen. Daneben aber auch Eunuchen und homosexuelle Männer. Da diese keine Kinder hatten, wurde für sie extra ein Tempel errichtet, weil sie ja keiner als Ahne verehren würde; das war ein kleiner Ersatz.

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Susan mit unserem vietnamesischen Begleiter

Dong Ba Markt

Ein vietnamesischer Markt im Regen hat seinen besonderen Reiz. Man kann sich vorstellen, wie es hier erst in der Regenzeit zugehen muss. Wie schon in Hanoi sind die Gänge komplett mit Waren zugestellt; diese türmen sich teilweise mehrere Meter hoch. Hier gibt es buchstäblich alles; diese Märkte sind Vorgänger der Shopping Malls.

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Halong Bay – 17.-19.03.2014

Start der Cruise – 17.03.2014

Die Bucht im Golf von Tonkin ist UNESCO-Welterbe und hat eine Größe von ca. 1.500 Quadratkilometern mit rund 2.000 Kalksandsteinfelsen. Es handelt sich also nicht nur um einziges Postkartenmotiv, sondern um ein sehr großes Areal, das in dieser Form einzigartig auf der Welt ist. Natürlich ist man hier nicht allein. Zahlreiche kleine (nachempfundene) Dschunken, teilweise mit Übernachtungsmöglichkeiten, teilweise mit Tagesgästen ziehen ihre Kreise um die Inseln. Es ist aber – noch – alles andere als überlaufen. Geplant ist aber offenbar, die Orte um die Bay touristisch zu erschließen und damit die Zahl der Tagesgäste zu erhöhen. Davon zeugt auch eine Eisenbahn, die Halong City mit Hanoi verbinden soll (die Fertigstellung ist aber noch nicht abzusehen). Aufpassen müssen die Vietnamesen, dass ihr Schmuckstück nicht verdreckt. Es schwimmt schon jetzt viel Unrat im Wasser, insbesondere bei einer Kajak-Fahrt haben wir viele tote, kleine Fische gesehen. – Trotzdem: Ein einmaliges Erlebnis.DSC06047

Nach etwa vier Stunden und zwei Stopps in Touristen-Shops mit allerlei vietnamesischer Folklore und Perlen erreichen wir an der Halong Bay Cat Hai, den Hafen. Unser Schiff ist überwältigend. Wir haben ein kostenloses Upgrade unserer Kabine auf einem anderen Schiff erhalten. Die Kabine und das Bad (mit Whirlpool + Dusche) sind riesig. Es sind noch zwei Amerikaner, vier Franzosen und zwei Österreicher an Bord. Lange nicht ausgebucht.

DSC06079Kurz nach dem Ablegen in die sehr diesige Bucht gibt es Lunch: Vorspeise, Suppe und Meeresfrüchte-Platte. Ich esse das erste Mal in meinem Leben Austern (sie sind ohne Würgereiz drin geblieben). Aber der Fisch war lecker …

Es folgt ein straffes Programm. Wir verlassen unser Schiff zwei Mal zu Ausflügen mit kleineren Booten. Es geht durch eine recht schmale und sehr flache Einfahrt durch einen natürlichen Tunnel in einen „Cave“, knapp 60 Meter Durchmesser und mindestens ebenso hoch.

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Von dem Krater sind nicht nur wir beeindruckt; an diesem nur von der Wasserseite zugänglichen Cave haben auch Affen gefallen gefunden und sich hier angesiedelt. Einen haben wir gesehen. Er war kurz verschwunden, nachdem er von Chinesen auf einem vorausfahrenden Boot mit Bananen beschmissen wurde. Als wir vorbeifuhren, kam er zurück und hat die Bananen eingesammelt. Auch die Affen mögen hier keine Chinesen.

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Der zweite Ausflug galt einer riesigen Höhle, deren Eingang nach einer kurzen Kraxelei erreicht wurde. Unsere vietnamesische Begleitung hat uns überall in der Höhle auf Gesteinsformationen hingewiesen, die überraschend auftauchen und wie irgendwelche Tiere oder Könige aussehen. Deshalb heißt die Höhle auch Überraschungs-Höhle. Ich finde eher überraschend, was unsere Begleiterin für eine Phantasie hat.

Schwimmendes Dorf
Schwimmendes Dorf

Der morgige Tag beginnt um 06:30 mit Tai Chi. Das ist kein grüner Tee, dafür freiwillig.

18.03.2014 – Cruise durch die Halong Bay

Auch wenn es wieder neblig ist, die Fahrt durch die Bay ist sehr beeindruckend. Man hat ein schlechtes Gewissen, kurz in die Kabine zu gehen und damit die Landschaft nicht genügend zu würdigen, denn die Natur hat sich so viel Mühe gegeben, wie sonst kaum auf der Welt.

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Leben in der Halong Bay

Wir sind heute umgestiegen auf ein kleineres Explorer-Boot. Da wir insgesamt nur sechs Personen sind, ist aber auch das sehr großzügig. Vor der ersten Station müssen wir uns entscheiden, Fahrräder oder hinten auf einem Moped. Eine schwierige Entscheidung, wenn man weder den Weg noch die Fahrräder kennt. Wir entscheiden uns für Fahrräder (Susan nimmt auf dem Rückweg einen Moped-Rücksitz, da sie die Fahrräder nun kannte). Wir fahren in ein kleines Dorf mitten auf einer Insel. Unser vietnamesischer Begleiter führt uns in das Haus einer 95-Jahre-alten Frau, die hier ganz allein lebt und keine Angehörigen mehr hat. Eine Matratze, ein kleines Schränkchen, das ist so ziemlich alles, was sie besitzt. Ich gebe ihr etwas Geld.

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Wir gehen durchs Dorf, schauen in eine Schulklasse und in den Kindergarten. Der Lehrer macht keinen sehr motivierten Eindruck. Wir erfahren, dass die Lehrer hier für zwei Jahre auf die Insel zwangsverpflichtet werden. Das erklärt einiges.

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Die Kinder im Kindergarten mussten sich gerade zum Schlafen hinlegen: Zwei Reihen hintereinander, dicht an dicht nebeneinander auf dem Fußboden. Ein niedliches Bild, ich habe mich aber nicht getraut zu fotografieren: Die Kinder, die ja eigentlich schlafen sollten, haben schon so eins auf den Deckel bekommen, weil sie uns durchs Fenster zugelächelt haben.

Wir setzen unseren Weg durch das Dorf fort und gehen in den Urwald. Es gibt jede Menge – meist schwarze – Schmetterlinge.

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Was jetzt folgt, scheint eine kleine Rache unseres vietnamesischen Begleiters für die Kriege der Vergangenheit zu sein 😉 Ein uns begleitendes Paar sind Franzosen, die anderen Amerikaner!. Es geht immer weiter in den Dschungel, der Weg wird immer enger, der Boden ist glitschig, mal geht es steil hoch, mal sind kleine Bäche zu durch- bzw. überschreiten.

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Der Weg endet in einer Höhle. Unser Begleiter erzählt uns, dass hier viele Bomben gefallen sind und sich die Bewohner in der Höhle versteckt und so überlebt hatten.

Es geht den gleichen Weg zurück, wieder vorbei an der 95-jährigen, jetzt steht hier auch ein Mann rauchend in der Tür, ein anderer liegt in der Hängematte … (bestimmt keine Angehörigen der alten Dame) und zurück auf das Boot. Es gibt ein Super-Essen, viele verschiedene vietnamesische Spezialitäten in kleinen Schalen serviert. Ich esse mit Stäbchen, als wenn ich nie etwas anderes gemacht habe. Finde ich. Einer der vietnamesischen Begleiter fragt, ob ich nicht doch lieber Besteck haben möchte. Wie soll ich das verstehen? Ich lehne dankend ab.

Die nächste Station ist eine Kanu-Tour. Das schwierigste ist das Einsteigen. Ich habe mit Sicherheit Abzüge in der B-Note bekommen, aber von den vietnamesischen Helfern lacht keiner. Die sind echt nett.

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Die Fahrt mit dem Kanu führt uns durch zwei relativ enge Passagen in einen im Übrigen völlig umschlossenen See. Bis auf Vogelstimmen dringt kein Geräusch bis hierher vor. Ein selten zu erlebendes Gefühl totaler Ruhe.

Nach insgesamt mindestens einer Stunde geht es wieder zurück. Morgen werde ich Muskelkater haben. Auf der Rückfahrt nimmt der Nebel noch weiter zu. Andere Boote tauchen wie aus dem Nichts vor uns auf. Ein bisschen spooky.

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19.03.2014

Ti Top

Einen Wecker müssen wir nicht stellen; um 06:30 werden die Maschinen angeschmissen und der Anker eingeholt. Wir werden zu einer kleinen Insel mit Badestrand gefahren: Ti Top.

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Hier kann man 400 steile Treppenstufen zu einer Aussichtsplattform krabbeln. Aber es ist so neblig und nieselt leicht, dass wir schon nach der halben Strecke den Strand kaum noch erkennen. Da die meisten diesen Ausflug angesichts des Wetters ohnehin geschwänzt haben, denken wir, dass der halbe Weg ausreicht und kehren zurück. Erst jetzt gibt es Frühstück.

Der Weg nach zurück nach Hanoi

Auf dem Weg zurück versuche ich, Regeln für das Verwenden der Lichthupe zu ergründen. In folgenden Fällen wird die Lichthupe eingesetzt:

  • Achtung ich komme!
  • Ich überhole Dich links!
  • Ich überhole Dich rechts!
  • Warte, ich überhole Dich später!

Und wenn die richtige Hupe eingesetzt wird, will man sagen „meine Hand schmerzt vom Lichthupen“.

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Infrastruktur

Unser vietnamesischer Begleiter Ly Tat Thang erzählt uns oft von dem, was seine Leute alles bauen wollen: Eine U-Bahn in Hanoi, eine weiteres Kohlekraftwerk an der Küste, eine Eisenbahn zwischen Hanoi und der Halong Bay. Davon ist auch schon einiges zu sehen: Eine lange Brücke, die irgendwo über einer Siedlung endet, Beton-Schwellen, aufgereiht und gestapelt in einer Dimension wie die Chinesische Mauer. Auf die Frage, wann die Strecke denn fertig sei: das weiß man nicht, kommt drauf an, ob seine Leute das Geld haben oder nicht. Hoffen wir, dass die Beton-Schwellen dann noch in Ordnung sind.

Da man im Verhältnis zur Menge der Mopeds und LKW relativ wenig Busse sieht, meine Frage nach öffentlichem Nahverkehr: Früher hatten seine Leute eine Straßenbahn in Hanoi, aber man sieht ja selbst, der viele Verkehr, da gab es zu viele Unfälle und die Straßenbahn wurde abgeschafft. Das ist Pragmatismus.

Es bleibt zu hoffen, dass Vietnam von seinen Infrastruktur-Problemen nicht überrollt wird.

Besuch der der But Thap Pagode

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Irgendwann biegen wir auf der Straße ab und fahren etliche Kilometer auf einem Deich. Rechts kleine Dörfer, links Reisfelder und auf beiden Seiten Wasserbüffel.

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Schließlich erreichen wir ein zunächst unscheinbares Gebäude, die But Thap Pagode. Wir sind aber sehr schnell von der Schönheit und Größe des Gebäudes eingenommen. Einen chinesischen Mönch hat es vor Urzeiten hierher verschlagen und er hat dieses Kloster gegründet. Es ist noch nicht lange her – Klaus Kinkel war Außenminister -, da wurde es mit deutscher Hilfe renoviert bzw. wieder aufgebaut. Im Gegensatz zu den Pagoden im Süden sind die im Norden nicht so bunt. Für uns sehr ungewohnt sind die Opfer, die in der Pagode erbracht werden.

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Vor dem Altar sind Keks-Schachteln, Türme mit Wasserflaschen, vor einem Altar auch Bierdosen geopfert worden. Was man eben so braucht als Mönch. Denn anders als im Süden gibt es hier keine Bettelmönche; den Mönchen hier werden die Dinge gebracht.

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Wir bekommen von unserem vietnamesischen Begleiter Räucherstäbchen, entzünden diese und können sie vor einem Altar unserer Wahl aufstellen.

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Wir hören ein bisschen von der Religion. Nach dem Tod kommt man unter die Erde. Hier sind 10 Wächter an denen man vorbei muss und die wissen, was man für ein Mensch war. Mit diesen 10 Wächtern konnte man sich in der Pagode schon bekannt machen; rechts und links waren 10 Figuren symbolisch für die Wächter aufgestellt.

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Hanoi – 16.u.19.-21.03.2014

Ankunft in Hanoi – 16.03.2014

Vorbemerkung

Erst zwei Tage vor Abflug haben wir in einem Forum gelesen, dass der Vietnamese an sich – zumindest gegenüber Ausländern – eher unfreundlich ist. Es kann schon mal passieren, dass man aus einem Geschäft geworfen wird, bevor man überhaupt eine Frage gestellt hat oder dass man in einem Restaurant nicht bedient wird. Dass könne nun daran liegen, dass dies der Mentalität ganz allgemein entspricht oder daran, dass es sich um ein kommunistisches Land handelt. Hier ist (noch) der Ladenbesitzer König und nicht der Kunde.

Um es vorwegzunehmen: Wir haben nirgends eine Bestätigung dafür gefunden.

Währung: Die Lire Asiens

Der Kurs zum Euro steht 1:29.190. 50 Euro sind also schon rund 1,5 Mio in der Landeswährung. Die Umrechnung ist also eine große Herausforderung. Nicht grundsätzlich, aber ob es nun 10.000 oder 100.000 sind. Die Währung selbst kann man sich einfach merken: Dong

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Möglicherweise wurde sie benannt nach einem früheren vietnamesischen Finanzminister namens Dong Chi Chot (der damals vergeblich gegen die Inflation kämpfte). „Dong Dong“ steht für „ziemlich teuer“ und „Ding Dong“ für „etwas billiger“. Ein Chor, der nur für Geld singt, heißt „Dong Cho Sac ken“ (diese Bezeichnung wurde später von einem russischen Männer-Chor übernommen …).

Hanoi – der erste Kontakt: Globalisierungsstühle

Der Transfer ins Hotel hat geklappt und rund eine Stunde gedauert. Es gibt ein Merkmal, dass Regionen auf der Welt nur schwer unterscheidbar macht. Ganz egal, ob man in eine spanische Stadt, nach Marrakesch oder eben Hanoi hineinfährt. Eines haben alle gemeinsam: In den Werkstätten, kleinen Bars usw. stehen immer die gleichen Plastikstühle vor der Tür, auf die man auch bei uns vor 15 Jahren stolz war, wenn diese – billig im Baumarkt erworben – den Balkon geziert haben. Geflochtene, getischlerte oder sonstwie handwerklich hergestellte Stühle sind der Globalisierung zum Opfer gefallen.

Globalisierungsstühle, in Vietnam wird auch gern das Hockermodell genommen
Globalisierungsstühle, in Vietnam auch gern als Hockermodell

Apropos Globalisierung: Im Flughafen von Singapur ist mir eine Leuchtwerbung aufgefallen, die – sogar in der gleichen Größe – auch im Flughafen von Frankfurt platziert war (Nissan GT-R).

17.03.2014

Fahrt auf Vietnams Straßen

Um 7:45 werden wir abgeholt und dürfen den Verkehr auf vietnamesischen Straßen genießen – glücklicherweise nur in der zweiten Reihe. Es herrscht das Prinzip „alles im Fluss“, was wahrscheinlich noch auf Konfuzius zurückgeht. Wer bremst, hat verloren. Auch der Querverkehr schlängelt sich irgendwie durch, gehalten wird nur wenn der unmittelbare Vordermann steht – und das darf der nicht. Auf die Frage nach Verkehrsregeln meint der Reiseleiter, „Ja haben wir, wir haben Rechtsverkehr“, um gleich zu ergänzen, dass Autos meistens links fahren, weil rechts alles mit Mopeds voll ist.

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Hanoi

Unser vietnamesischer Begleiter im Norden Ly Tat Thang spricht immer von „meine Leute“ und so werde ich von „seine Leute“ sprechen, wenn ich Vietnamesen meine.

Fahrräder > Mopeds > Autos

Früher hatten seine Leute nur Fahrräder, heute haben sie Mopeds, was ein relativ teurer Spaß ist, denn ein Moped kostet hier umgerechnet zwischen 2.000 und 3.000 Dollar und das Durchschnittseinkommen beträgt nur 300 Dollar. Aber es scheint jeder ein Moped zu haben; das wichtigste Bauteil ist die Hupe.

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Sobald seine Leute Geld haben (der Reiseleiter weiß auch nicht woher), kaufen sie Autos, die hier dank einer 100%igen Luxussteuer doppelt so teuer sind wie bei uns. Man wünscht seinen Leuten Wohlstand, nur dann würde sich hier nichts mehr bewegen. Auf den Straßen verursachen schon die Mopeds Staus.

Über die Kriege in Vietnam

Unser vietnamesischer Begleiter erzählt u. a. von den vielen Kriegen. Bis 1945 war Vietnam von den Japanern besetzt. Danach wurde es auch nicht viel besser. Nach dem Indochina-Krieg und dem Krieg gegen die Amerikaner folgte noch in den 70ern ein Grenzkrieg mit China. Seine Leute hatten die Franzosen, die Amerikaner und die Chinesen vertrieben. Respekt.

Ich habe diese Erzählungen und eigene Recherchen gesondert dargestellt. Siehe >hier

Eine kleine, mir bis dahin unbekannte Geschichte: Im Krieg mit Amerika haben seine Leute Raketen aus der Sowjetunion bekommen. Diese konnten ca. 10.000 Meter hoch fliegen. Die B52-Bomber der Amerikaner flogen 13.000 Meter hoch und fühlten sich daher sicher. Ein Irrtum. Techniker von seine Leute bauten die Raketen so um, dass sie mehr als 13.000 Meter geschafft haben. Damit holten sie etliche B52 runter, was wohl dazu geführt hat, dass die Amerikaner endgültig die Lust an Vietnam verloren hatten. Seine Leute bekamen darauf hin Besuch von den Russen, die wissen wollten, wie man ihre Raketen tunen kann.

Auf die Kriege folgte dann die harte Zeit des Kommunismus. Es gab zwar Geld, aber nichts zu kaufen. Lebensmittel erhielten seine Leute nur auf Bezugsschein (u. a. 300 Gramm Fleisch/Monat). Das wurde erst besser mit Einführung kapitalistischer Mechanismen. Die Bauern konnten privat wirtschaften (jeder bekam zur Bewirtschaftung 300 qm), jeder konnte privatwirtschaftlich aktiv werden. Auf der Strecke zur Halong Bay haben seine Leute nun jede Menge Geschäfte aufgemacht. Fast die gesamte Strecke war gesäumt von kleinen Werkstätten, Verkaufsständen usw., selten breiter als vier Meter. Friseure brauchten gar kein Gebäude, sondern nur einen Spiegel und einen Stuhl auf dem Fußweg.

Chinesen und Schumi

Auf Chinesen sind seine Leute nicht gut zu sprechen. Das Gespräch mit dem Reiseleiter kam kurz auf Schuhmacher, ob er noch im Koma liege. Als wir erzählten, dass sein Helm kaputt gegangen ist, meinte er nur, „der kam bestimmt aus China. Früher hatten meine Leute auch Motorrad-Helme aus China. Viele Verletzungen. Heute machen wir selber. Ist besser“.

Hanoi am Abend

Die Stadt hört abends nicht auf zu leben. In der Nähe vom Hotel gibt es in Sichtweite einen kleinen Park. Hier übt eine kleine Gruppe seiner Leute Standardtänze; die Musik kommt aus einem Radio. Morgens um 07:00 Uhr spielen seine Leute auf dem hier sehr breiten Fußweg Federball, wie wir aus dem Hotelzimmer sehen konnten. Jetzt stellen wir fest, dass hier sogar Felder auf dem Boden gezeichnet sind.

Federball vor unserem Hotel
Federball vor unserem Hotel

Besichtigung Hanoi – 20.03.2014

Stadtrundfahrt

Vielleicht gibt es in Vietnam Gegenden, in denen das möglich ist. Wir haben bisher ja noch nicht viel gesehen, würden aber erst einmal nicht empfehlen, mit einem Mietwagen auf eigene Faust Vietnam zu erkunden. Jedenfalls nicht Hanoi. Der Verkehr folgt eigenen Regeln, das ist nichts für europäische Nerven. Selbst wenn man sein Ziel erreichen würde, Parkplätze gibt es ohnehin nicht. Dort stehen schon Hunderte Mopeds. Wir erreichen schließlich unser erstes Ziel:

Das Ho-Chi-Minh-Mausoleum

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Meine Generation erinnert sich noch, dass Ende der 60er bei uns „Ho-Ho-Ho-Tschi-Minh“ skandiert wurde. Wir haben nun Gelegenheit, das Mausoleum dieses Mannes, der auch bei uns viele Jünger gehabt hat, zu besuchen (was er mit uns zu tun gehabt hat, hat sich mir damals allerdings nicht erschlossen). 1969 gestorben wurde sein Wunsch, verbrannt und in allen Teilen des Landes als Asche verstreut zu werden, ignoriert. Stattdessen wurde ein riesiges Mausoleum errichtet und sein Leichnam bis heute zur Schau gestellt. Die Entscheidung seiner Nachfolger ist allerdings nachvollziehbar, denn Ho-Chi-Minh hat als Gründer des modernen Vietnam eine enorme Symbolkraft für die Einheit der Nation. Es scheint, dass jedes Schulkind seiner Leute das Mausoleum besucht haben muss. Und die meisten waren heute vor Ort.

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Die Schlangen waren kilometerlang, überwiegend junge vietnamesische Schüler in ihren Uniformen. Für die bin ich mit meinen zwei Metern eine willkommene Abwechslung beim Schlange stehen und es gibt viele freundliche Hallos und gemeinsame Fotos.

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Als wir dann endlich das Mausoleum betreten, kann man sich der Faszination nicht entziehen. Auf der anderen Seite ist man auch froh, wieder raus zu sein, denn man muss sich solidarisch zeigen und wird als Besucher ebenfalls runtergekühlt.

Fast nur noch für westliche Touristen interessant sind die Nebengebäude. Dazu gehört das alte Wohnhaus von Ho-Chi-Minh, in dem er sehr bescheiden gelebt hat. Später wurde ein Pfahlbau errichtet, unten mit einem sehr einfachen Sitzungssaal für das Politbüro (11 Mitglieder), oben ein Schlaf- und ein Esszimmer mit karger Möblierung.

Einsäulen-Pagode auf dem Gelände des Mausoläums
Einsäulen-Pagode auf dem Gelände des Mausoläums

Weiter geht es dann zum:

Ethnolgisches Museum

Ich bin hier noch zur Toilette und kann auch nur jedem empfehlen, die Toiletten in einem Museum zu benutzen. Vielleicht ist das überhaupt ein Grund, weshalb die Museen hier relativ gut frequentiert sind.

Mittag-Essen

Weiter geht es zu einem Mittag-Essen in ein kleines typisches Restaurant. Typisch für seine Leute, nicht für Touristen. Susan gab mir Desinfektionsmittel für die Hände. Nachdem der Reiseleiter uns die Stäbchen gereicht hat (er hat unten angefasst …), hat Susan auch ihre Stäbchen desinfiziert. Es gab kleine Frühlingsrollen, einen Haufen Reisnudeln und etwas später eine Art Suppe zum Stippen. Guten Appetit! Nach ein paar Happen fragt uns der Reiseleiter, ob wir etwas Knoblauch und Peperoni möchten. Wir bejahen dankend und denken, dass er uns die kleinen Schälchen rüberschiebt. Aber er ist ein hilfsbereiter Mann, nimmt das Kleingehackte mit seinen Stäbchen, befördert es in unsere Schälchen und rührt mit seinen Stäbchen jeweils ein paar Mal um (muss nun Desinfektionsmittel hinterher gekippt werden?). Mir hat er auch geholfen und mit seinen Stäbchen ein paar Nudeln in meine Schale transportiert. Wir sind eine große Familie. Ich wurde irgendwann von den Stäbchen befreit und habe mit einem Löffel weiter gegessen. Dieser war eigentlich für den Salat gedacht, der in einer Art Tupper-Dose serviert (und von uns bisher ignoriert) wurde.

Es war lecker, aber unglaublich scharf. Abgerundet wurde das mit einem Tee und Kaffee. Ich wurde mehrfach gefragt, ob ich den Kaffee nicht doch mit Milch wollte. Als der Kaffee kam, habe ich verstanden, weshalb. Das war ein schwarzes Loch.

Mit allen Getränken haben wir für drei Personen deutlich weniger als 10 Euro bezahlt.

Wo die Suppe zubereitet wurde, haben wir gar nicht gesehen, aber wo das Geschirr gespült wurde ...
Wo die Suppe zubereitet wurde, haben wir gar nicht gesehen, aber wo das Geschirr gespült wurde …

Der Literatur-Tempel

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Weshalb Tempel? Es handelt sich historisch um eine Schule. Die Schlauesten aus jedem Dorf kamen in die nächst größere Stadt, die Schlauesten aus der nächstgrößeren Stadt in die Bezirksstädte, bis es schließlich eine Elite nach Hanoi geschafft hatte.

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Und wer hier – im Literatur-Tempel – seine Prüfungen bestanden hatte, konnte Mandarin werden (hoher Beamter).

Der Schulgong (kein Scherz)
Der Schulgong (kein Scherz)

Der Tempel ist nun Konfuzius geweiht. Einen Mittelpunkt stellt der Konfuzius-Altar dar, dem damals sogar der Kaiser und Mandarine Opfer darbrachten. Auch heute werden hier noch Opfer abgelegt.

Konfuzius-Altar
Konfuzius-Altar

Stadt-Centrum und Toiletten

Muße beim Brettspiel
Muße beim Brettspiel

Wir haben uns dann zu Fuß aufgemacht durch die Altstadt. Geschäft an Geschäft, straßenweise sortiert nach Branchen. Metallverarbeitung, Bastmatten, Kleidung, Schuhe usw. Durch dieses Gewusel schärfen wir unser Gefühl für den Verkehr seiner Leute. Hoch verdichtetes Centrum ist dann ein Marktgebäude. Die Gänge zwischen den Waren messen nur noch einen halben Meter, auch die Gerüche komprimieren sich. Susan muss zur Toilette. Der Reiseleiter meint noch „keine gute Idee“, weist aber den Weg. Ich bekomme noch mit, dass für 1.000 Dong zwei Stücke Papier ausgehändigt werden, den Rest kenne ich nur vom Hörensagen:

Es öffnet sich ein großer Raum mit weiter verdichteten Gerüchen und kleinen Verschlägen. Susan sucht verzweifelt den Ausgang, wird aber von den Frauen freundlich dazu gebeten, einen freien Verschlag aufzusuchen (da behaupte noch mal jemand, die Nord-Vietnamesen seien unfreundlich). Augen zu und Hosen runter. Die Wände zwischen den Verschlägen sind multifunktional, knapp einen Meter hoch: Sinkt man in sich zusammen, ist man für sich (wenn vorne Türen wären), hebt man den Kopf, kann man zur Seite kommunizieren.

Wasserpuppen-Theater

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Schließlich erreichen wir das Wasserpuppen-Theater. Ich habe das Gefühl, in einer Reihe mit vietnamesischen Kindersitzen gelandet zu sein. Aber es ist überall so eng und ausgebucht. Das Geschehen auf der Bühne (einem großen Wasserbecken) wird unterstützt durch vietnamesische Musik eines kleinen Orchesters mit bis zu drei weiblichen Stimmen. Kinder hätten gewaltigen Spaß gehabt, das Theater war aber ausschließlich von Erwachsenen und – soweit ersichtlich – ausschließlich von Touristen besucht. Wenn man schon mal da ist …

Schauspieler am Ende der Vorstellung
Schauspieler am Ende der Vorstellung

Abreise – 21.03.2014

Hanoi – Fazit

Wir sind heute schon um 05:00 Uhr aufgestanden. Der Flug nach Hue startet früh. Auf dem Flughafen bleibt Zeit für kurzes Fazit:

Da wir uns in einem relativ „geschützten Bereich“ bewegt haben, haben wir seine Leute sicher nicht richtig kennengelernt, aber unfreundliche Menschen sind uns nicht begegnet. Wir konnten uns auch in den engen Altstadtgassen bewegen, ohne dass man dauernd zum Kauf von Brauch-ich-nicht animiert wurde. Wir wurden seltener angebettelt als in der Bremer Innenstadt.

Noch einmal: Der Verkehr

Wir haben eine vier- bis fünfspurige Straße (vor dem Wasserpuppen-Theater) erfolgreich überquert und können daher mitreden. Bei Beginn der Überquerung war die Straße leer, dann sprang irgendwo eine Ampel auf Grün. Eine Wolke von Mopeds kam auf uns zu. Nicht hinschauen und weitergehen. Hat geklappt. Wenn man sich das genauer ansieht, weiß man weshalb:

Einerseits ist da die durch Mopeds bestimmte Geschwindigkeit von max. 40 km/h. Damit reicht es aus, wenn einen ein Moped in ca. 8 Meter Entfernung wahrnimmt, die Geschwindigkeit schätzen kann und danach entscheidet, links oder rechts an einem vorbeizufahren. Dazu müssen die Mopeds ihren Abstand zu einander nur wenig verringern, die Geschwindigkeit kann beibehalten werden. Das Prinzip funktioniert, so lange man als Fußgänger seine (einschätzbare) Geschwindigkeit beibehält, nicht anhält, nicht anfängt zu laufen und man als Gruppe nebeneinander und nicht hintereinander geht (denn das wäre von den Mopeds nicht mehr einfach zu umfahren).

Vietnam – Infos

Vietnam

landkarteVietnam

Unsere Reiseroute: Hanoi > Halong Bay (Haiphong) > Hanoi > Flug nach Hue > Hoi An > Da Nang > mit dem Zug nach Qui Nhon > Nha Trang > Dalat > Saigon.

Vietnam ist etwas kleiner als die Bundesrepublik bei einer etwas größeren Einwohnerzahl:

Fläche: 331.689 km2- –zum Vergleich BRD 357.121 km2

3/4 der Fläche besteht aus Bergen und Hochebenen (höchster Berg Phan-xi-Pang 3.144 m). Der übrige Teil des Landes ist daher vergleichsweise dicht besiedelt.

Einwohner: ca. 91,5 Mio. (2012) – zum Vergleich: BRD 80 Mio

  • Die Mehrheit der Bevölkerung lebt in den Flussdeltas des Roten Flusses (im Norden) und des Mekong (im Süden).
  • 88 % der Bevölkerung sind ethnische Vietnamesen
  • Die Mehrheit der Vietnamesen bekennt sich zu keiner Kirche (ca. 81 %). Ca. 20 Mio. Buddhisten, 6 Mio. Katholiken.

BIP / Einwohner: 1.374 $ – zum Vergleich: BRD 43.742 €


Während der „freien“ Tage in Nha Trang habe ich ein bisschen recherchiert und die nachfolgenden Themen aufbereitet und dargestellt.

Die Kriege in Vietnam

Vietnam befand sich in den Jahren 1941 bis 1975 praktisch permanent im Kriegszustand. Vor diesem Hintergrund ist es fast erstaunlich, welchen Stand das Land heute erreicht hat. Die gesamte Wirtschaft, die Infrastrukturmaßnahmen waren bis 1975 komplett den Kriegszielen untergeordnet. Vietnam ist daher nur mit Kenntnis seiner Kriege richtig zu verstehen. Die Fremdherrschaft Vietnams geht aber bereits bis 1862 zurück.

Vietnam als französische Kolonie

1858 hatten französische Kanonenboote Da Nang angegriffen. Anlass waren Ausschreitungen der Bevölkerung gegen französische Missionare, die geschützt werden sollten (solche Kriegsgründe kommen einem bekannt vor). Ab 1882 musste Vietnam dann Land an Frankreich abtreten; die vietnamesischen Kaiser mussten die Errichtung französischer Protektorate akzeptieren. Die Landbevölkerung verarmte, eine Großgrundbesitzerschicht entstand. Die chinesische Minderheit arrangierte sich offenbar besser mit der neuen Kolonialmacht, jedenfalls gewannen sie die ökonomische Herrschaft.

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Bootsfahrt auf einer Insel im Mekong

In diese Zeit viel der Aufstieg von Ho Chi Minh (1890-1969), Sohn eines vietnamesischen Mandarin und sehr gut gebildet, hatte er in Frankreich Kontakt mit dem Kommunismus gehabt. Bereits 1929 einte er die kommunistischen Parteien in Vietnam (ein Aufstand 1930 schlug allerdings fehl).

Vietnam im zweiten Weltkrieg

Im zweiten Weltkrieg fiel ganz Indochina unter den Einfluss der Japaner (die Franzosen hatten in dieser Zeit andere Sorgen). Auch wenn die Franzosen zunächst formal die Verwaltung kontrollierten, handelte es sich um eine Art Doppelherrschaft in Vietnam. Die Japaner begannen das Land auszuplündern und hatten viel Reis aus dem Süden nach Japan gebracht und dort als Treibstoff für Militärfahrzeuge oder Kraftwerke verarbeitet. Traditionell wurde aber Nord-Vietnam seit der Jahrhundertwende aus dem Süden mit Reis versorgt. Diese Lieferinfrastruktur war damit nicht mehr vorhanden, als 1944/1945 eine Dürre im Norden und Überschwemmungen im Süden zusätzlich zu erheblichen Ernteausfällen führten. Dies kumulierte zu einer großen Hungersnot mit (je nach Quelle) 1 bis 2 Mio Toten, was 5-10 % der Gesamtbevölkerung ausmachte.

Die Kooperation der Franzosen mit den Japanern hatte angesichts der Allianzen im zweiten Weltkrieg schon etwas Merkwürdiges. Das fanden die Japaner irgendwann auch und überraschten die 30.000 Mann starke Kolonial-Armee der Franzosen im März 1945 mit einer Entwaffnung.

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Ho Chi Minh Denkmal in Saigon vor dem Rathaus

Ho Chi Minh war 1941 aus dem Exil zurückgekehrt und hatte die Widerstandsgruppen geeint. Mit diesen kämpfte er – nicht ganz erfolglos – gegen die Japaner. Dabei wurde er von den USA, seinem späteren Gegner, unterstützt (Parallelen hat es später in Afghanistan gegeben). Nachdem Japan 1945 den Krieg verlorenen hatte, konnte Ho Chi Minh das Machtvakuum füllen und rief am 25.08.1945 die Demokratische Republik Vietnams aus. Er berief sich dabei u. a. auf die Unabhängigkeitserklärung der USA von 1776. Vietnam war damit die erste unabhängige Republik Südostasiens.

1945 folgten turbulente Zeiten:

  • Auf der Postdamer Konferenz fiel Vietnam in den Herrschaftsbereich der Briten
  • Nach Aufständen im Süden Vietnams mussten die Japaner gebeten werden, für Ordnung zu sorgen
  • Im Norden marschierten noch 1945 chinesische Truppen ein, um die Japaner zu entwaffnen
  • Die Franzosen erzwangen die Wiedererrichtung ihres Kolonialreiches im Süden Vietnams; am 05.10.1945 landeten französische Truppen in Saigon

Indochinakrieg

Der Griff der Franzosen auf Nordvietnam führte 1946 schließlich zum Beginn des Indochinakriegs.

Unmittelbarer Anlass für den Krieg war der Beschuss von Haiphong durch einen französischen Kreuzer, bei dem 6.000 – überwiegend – Zivilisten ums Leben kamen. Angeblich hatten die Franzosen Vietnamesen, die an einer Reisausgabestelle angestanden hatten, mit Truppen der Viet Minh verwechselt.

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Insel im Mekong

Nach anfänglichen militärischen Erfolgen der Franzosen, gelang es den Viet-Minh – auch mit Unterstützung des inzwischen kommunistischen China – die Franzosen aus den ersten nördlichen Provinzen zu vertreiben. Trotz erheblicher Unterstützung der USA erlitt die französische Armee 1954 eine vernichtende Niederlage. Die daraufhin geführten Friedensverhandlungen führten zur Teilung Vietnams entlang des 17. Breitengrades (nördlich der natürlichen Grenzen zwischen Nord- und Südvietnam, dem „Wolkenpass“). Die USA erkannten dieses Abkommen nicht an.

Der Indochina-Krieg fand mit nicht unwesentlicher Beteiligung von Deutschen statt. Es kämpften ca. 35.000 Legionäre für die Franzosen (etwa 2/3 aller Fremdenlegionäre). Rund 10.000 Legionäre starben insgesamt, davon waren etwa die Hälfte Deutsche. 1.400 Deutsche desertierten und kämpften für die Viet Minh weiter.

Das Ergebnis der Friedensverhandlungen – die Genfer Vereinbarung – stellte die von Ho Chi Minh ausgerufene Republik allerdings nicht wieder her. Die Viet Minh sollte sich lediglich zurückziehen. 1956 sollten dann Wahlen für ganz Vietnam stattfinden. Dazu kam es allerdings nicht. Unter Einfluss der Amerikaner wurde 1955 nach Scheinwahlen ein Premierminister ernannt, die Grenze zum Norden geschlossen und die vereinbarten Wahlen wurden verhindert. Die Amerikaner befürchteten einen Wahlsieg der Viet Minh und dann „ganz Südost-Asien an den Kommunismus zu verlieren;“ diese Auffassung wurde als Domino-Theorie bezeichnet und diente letztlich als politische Begründung für den amerikanischen Einstieg in den Krieg.

Der amerikanische Vietnam-Krieg

Der amerikanische Krieg schloss sich unmittelbar an, begann 1955 und endete 1975.

Die Viet Minh fühlten sich letztlich durch den Friedensvertrag (Genfer Vereinbarung) und durch die verhinderten Wahlen betrogen und versuchten, die von den USA eingesetzte Regierung in Süd-Vietnam zu stürzen und das Land wiederzuvereinigen.

Die Viet Minh fanden in der Bevölkerung Süd-Vietnams nicht zuletzt deshalb breite Zustimmung, weil das dort eingesetzte Regime unter Ngo Dinh Diem willkürlich agierte. Echte Gewaltenteilung gab es nicht. Bei der Postenvergabe wurden Katholiken aus dem Norden (Diem war Katholik) bevorteilt. Die traditionell toleranten Buddhisten – 90 % der Bevölkerung – wurden nur noch als Verein und nicht mehr als Religion anerkannt (später – 1963 – wurde in Hue die buddhistische Flagge verboten). Bergvölker wurden umgesiedelt, das Land enteignet und an meist katholische Anhänger übergeben. Indem das Regime Diem Verwandte und Anhänger in Leitungsämter hievte, zerstörte es die traditionelle dörfliche Selbstverwaltung (Kommunalwahlen wurden später ganz abgeschafft). Eine Kampagne „Denunziert die Kommunisten“ diente häufig dazu, unliebsame Personen unbefristet zu verhaften oder unter Hausarrest zu stellen. Die USA reagierten auf den Widerstand der Bevölkerung, in dem sie zunächst „nur“ Militärberater schickten, die das Militär auch im Bekämpfen von Aufständischen schulte.

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Fernmeldeanlagen im Palast der Wiedervereinigung in Saigon

Um ein Eingreifen amerikanischer Truppen zu verhindern, erhielten die Viet Minh nur politische (und keine militärische) Unterstützung durch die Regierung in Nord-Vietnam.Die Viet Minh führten dagegen in den Dörfern Verfahren zur Förderung der Eigenverantwortung und Umverteilung des Landes ein. Ende 1961 kontrollierten sie 75% der ländlichen Gebiete Südvietnams.

1962 erhöhte Kennedy die Anzahl der „Militärberater“ in Vietnam auf zunächst 16.575. in diesem Jahr flog die Air Force bereits 50.000 Luftangriffe auf vietnamesische Dörfer und setzt dabei schon jetzt Napalm ein.

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Viel zu spät – erst 1963 – forcierten die Amerikaner einen Putsch des korrupten Diem-Regimes in Süd-Vietnam. Gleichwohl wurde dieser Putsch durch vietnamesische Offiziere später als Fehler beurteilt, weil er die USA noch stärker an Südvietnam gebunden hatte. Aus dem von Kennedy ursprünglich für 1965 vorgesehenen Abzug der Militärberater wurde nichts.

Das militärische Engagement der USA verlief bis dahin eher unauffällig und geheim unter Beteiligung des CIA. Politisch sollte der Kriegseinsatz vom US-Kongress abgesegnet werden. Mangels Kriegsanlass und bevorstehender Wahlen verzögerte sich das.

Ab September 1964 entsandte nun auch Nord-Vietnam offiziell Kampftruppen. Der Kriegsanlass war für die Amerikaner schnell gefunden: Das US-Kriegsschiff USS Maddox forschte die vietnamesische Volksarmee elektronisch aus (das hat also eine lange Geschichte …). Die Küstenwache entsandte darauf hin im August 1964 drei Schnellboote zur Maddox, die nun an einen Torpedoangriff glaubte und eines der Boote versenkte. Ein anderes US-Schiff meldete während eines Gewitters irrtümlich ebenfalls Torpedo-Angriffe. Dem US-Präsidenten Johnson wurde nur ein Teil des Funkverkehrs vorgelegt (nicht mehr den Irrtum über die vermeintlichen Torpedoangriffe). Daraufhin wurden Angriffe auf Hanoi befohlen.

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Zurückgelassener oder erbeuteter Hubschrauber im Kriegsmuseum (Saigon)

Ab Februar 1965 begann das Bombardement auf Nord-Vietnam und die Verlegung sehr großer amerikanischer Truppenteile nach Vietnam. 1969 begann unter Nixon der Rückzug der Truppen. Im Zusammenhang mit erneuten Bombardierungen durch die Amerikaner kam es 1973 zu einem Waffenstillstand. Der Krieg war aber letztlich erst im Mai 1975 mit der vollständigen Eroberung des Südens durch die nordvietnamesischen Truppen beendet. Es starben 4 Mio. vietnamesische Zivilisten, 1,3 Mio. vietnamesische Soldaten sowie 58.000 US-GIs.

Die USA hatten das Gegenteil von dem erreicht, was sie erreichen wollten; ganz Indochina wurde kommunistisch regiert. Dies geschah zeitnah zur Entwicklung in Vietnam:

  • Im April 1975 haben die Roten Khmer in Kambodscha die Macht übernommen
  • Im Dezember 1975 folgte die Machtübernahme der Pathet Lao in Laos.

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Der Chinesisch-Vietnamesische Krieg

Am 17.02.1979 marschierte die Armee der Volksrepublik China in Vietnam ein. Die Chinesen gaben diesem Einmarsch den beschönigenden Namen „Erziehungsfeldzug“ oder „Strafexpedition“. Vorausgegangen waren Grenzstreitigkeiten zwischen China und Vietnam. Es gab gegenseitige Schuldzuweisungen für Zwischenfälle an den Grenzen (die Chinesen meldeten 3.535 von den Vietnamesen, die Vietnamesen 2.158 von den Chinesen verursachte Zwischenfälle).

Am 17.02.1979 griffen die chinesischen Truppen jedenfalls an insgesamt 26 Stellen der 1.347 km langen gemeinsamen Grenze an. Obwohl China 200.000 Mann und ein Fünftel seiner Luftstreitkräfte einsetze, kamen sie gegen die Vietnamesen kaum voran. Erst nach massivem Panzereinsatz konnten die Chinesen nach 10 Tagen bis zu 40 km Geländegewinn verbuchen. Nach dreiwöchigem Gefecht mit sehr hohen Verlusten (40 bis 60.000 gefallene Vietnamesen) erklärten beide Seiten, den Krieg gewonnen zu haben. Die Chinesen zogen sich zurück. Anlass war letztlich der Einmarsch von Vietnams Truppen in Kambodscha Anfang 1979, um die Terror-Herrschaft der Steinzeit-Kommunisten um Pol Pot zu beenden, wodurch die Chinesen ihren Einflussbereich gefährdet sahen. Aus einem Gespräch mit einem unserer vietnamesischen Begleiter wurde deutlich, dass die Vietnamesen stolz auf diese Aktion sind, mit der sie im Ergebnis ein Volk befreit haben, ohne davon selbst einen Vorteil gehabt zu haben. Es sind allerdings Zweifel angebracht, ob sich die Vietnamesen auch ohne die chinesische Intervention so schnell aus Kambodscha zurückgezogen hätten (die letzten vietnamesischen Truppen wurden erst 1989 aus Kambodscha abgezogen).

Danach kam es zu weiteren Grenzverletzungen. 1987 drang eine ganze chinesische Division in den Norden Vietnams ein.

Seit 2001 ist der Konflikt beigelegt und die Grenzstreitigkeiten sind per Vertrag ausgeräumt. Ein weiterer Konflikt mit China besteht um die Spratly und Paracel-Inseln; dabei sind auch Brunei, Malaysia, Taiwan und die Philippinen beteiligt.

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An der Landstraße südlich des Wolkenpasses (vor Nha Trang)

Die Nachkriegszeit

Die unmittelbaren Kriegsfolgen

Am Ende des Vietnam-Krieges lag das Land am Boden:

  • 1 Mio Kriegswitwen
  • fast 1 Mio Waisenkinder
  • 200.000 Behinderte
  • 200.000 Prostituierte
  • 3,5 Mio Landminen und 300.000 Tonnen nicht explodiere Kriegsmunition
  • 21 Mio Bombenkrater

Dazu kam die Belastung mit Herbiziden wie Agent Orange, die großflächig eingesetzt waren. Da die amerikanischen Chemie-Firmen mit der Produktion nicht nachkamen, erhöhten sie die Temperatur bei der Herstellung, was zu einem deutlichen Anstieg des Dioxin-Gehaltes führte. Die US-Hersteller hatten gegenseitig Geheimhaltung vereinbart, dass Dioxin innere Organe schwer schädigt. Damals wahrscheinlich unbekannt war die Erbgut-Schädigung durch das Dioxin, die bis heute ein großes Problem darstellt. Geschätzte 24.000 Quadratkilometer sind dauerhaft mit Dioxinen belastet. Gerade aktuell ging es in einem Zeitungsbericht in einer vietnamesischen Zeitung um den mit Dioxin verseuchten Flugplatz von Danang, dessen Boden komplett gereinigt werden soll (fast 40 Jahre nach Kriegsende). Der Flugplatz wurde damals von der US-Airforce genutzt.

Vietnam wurde von den USA nicht entschädigt. Im Gegenteil: 1993 musste Vietnams Regierung die Schulden des früheren Süd-Vietnams übernehmen. 2007 wurde erstmals überhaupt eine Entschädigung bewilligt, und zwar 400.000 Dollar für die Beseitigung der Kontaminierung des Flugplatzes in Danang (siehe oben). Der Betrag wurde 2009 verdoppelt. Entschädigungsklagen krebskranker Vietnamesen wurden von US-Gerichten abgewiesen.

Nach der Wiedervereinigung

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Im Palast der Wiedervereinigung (Saigon)

Vor diesem Hintergrund begann die inzwischen allein regierende kommunistische Partei 1978 auch im Süden mit Verstaatlichungen und Umstellung der Landwirtschaft in Kooperativen. Diese Zwangsmaßnahmen führten zu massenhafter Flucht aus Vietnam (die Zahlen schwanken zwischen 500.000 und 1,5 Mio). Die – meist chinesischstämmigen – Vietnamesen flüchteten über den Pazifik (Ausgangspunkt war oft die Halong Bay); viele dieser Boat people erreichten ihr Ziel nicht, sondern ertranken (wahrscheinlich mehr als die Hälfte).Der planwirtschaftlich organisierte Norden traf auf den marktwirtschaftlich organisierten Süden, dessen Wirtschaft aber überwiegend vom Zustrom amerikanischen Geldes abhing. Rund 700.000 Süd-Vietnamesen waren bei Amerikanern beschäftigt gewesen und nun arbeitslos.

Ein Wirtschaftsembargo (bis 1994) und das Verhindern von IWF-Krediten durch die USA (bis 1993) wirkten als zusätzlicher negativer Verstärker. Wegen des Embargos gab es in Vietnam bis 1994 für den Individualverkehr z. B. keine Mopeds (nur Fahrräder), die Fischerboote hatten noch keine Motoren.

Die Unproduktivität der Staatsbetriebe, die kollektivierte Landwirtschaft, die Handelshindernisse und die massiven Umweltschäden führten zur weiteren Verarmung der Bevölkerung. Bis 1982 gab es Lebensmittelmarken. Das vietnamesische Volk war komplett unterernährt.

Die vietnamesische Wirtschaft

Wirtschaftsreformen

Erst 1986 wurden die ersten Reformen eingeleitet („Politik der Erneuerung“), die Ende der 90er zu greifen begannen. Anfang 1990 begann die Abschaffung der Kollektivierung der Landwirtschaft, die Zulassung von privaten Geschäften. Zeitgleich endete die internationale Isolation. Das Land öffnete sich für ausländische Investitionen. Die Versorgungslage der Bevölkerung verbesserte sich spürbar.

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Fischer und Fischfarmen in der Nähe von Nha Trang

Unsere vietnamesischen Begleiter schilderten die Zeit bis 1990 als ziemlich dramatisch. Die Leute hatten zwar Geld, es gab aber nichts zu kaufen. Das hat sich bis heute völlig verändert. Wer Geld hat, kann alles kaufen. In – aus unserer Sicht – heruntergekommenen Vororten stehen kleine Autohäuser, in denen Luxus-PKW angeboten werden.

Auf dem X. Parteikongress 2006 wurde beschlossen, Vietnam bis 2020 zum Industrieland zu entwickeln. Dieses Datum wurde auch in vielen aktuellen Zeitungsberichten beschworen, in dem große Investitionsprojekte gepriesen wurden.

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Markt in Dalat

Landwirtschaft

Auch die Landwirtschaft hat an Produktivität deutlich zugelegt. Vietnam ist heute zweitgrößter Reis- und Kaffee-Exporteur. Etwa 65% der Arbeitskräfte sind in der Landwirtschaft tätig.

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Teeplantage im Süden

Industrie

Entscheidend für das Wirtschaftswachstum ist die Industrie. Hergestellt werden insbesondere Textilien (an einer Seidensticker-Fabrik sind wir vorbeigekommen), Schuhe, Elektronik (um Hanoi haben wir zwei Werke von Canon, eines von Foxconn und eines von Panasonic gesehen), aber auch Autos; fast jeder Konzern unterhält in Vietnam Montagestätten.


 

Die Beziehung der DDR zu Vietnam

Kaffee

Die Entwicklung der Kaffee-Erzeugung zum zweitgrößten Exporteur hat Vietnam der DDR zu verdanken. Das „sozialistische Bruderland“ wollte seinen Kaffeebedarf decken, ohne wertvolle Devisen dafür ausgeben zu müssen. Die Anbauflächen für Kaffee wurden daher von 22.000 Hektar in 1980 auf 0,5 Mio Hektar heute vervielfacht.

LKW

Auch viele LKW hat Vietnam der DDR zu verdanken. Insbesondere 1990 hat Vietnam viele IFA-LKW im „Ausverkauf“ von der untergegangenen DDR erworben, weil diese im wiedervereinigten Deutschland praktisch nicht mehr zu verkaufen waren. In Vietnam sind diese LKW auch heute noch beliebt. Sie gelten als robust und man kann sie relativ leicht reparieren. Ersatzteile können selbst gebaut werden.

Ausbildung und Vertragsarbeiter

Insbesondere nach Ende des Vietnam-Kriegs sind viele Vietnamesen in die DDR gekommen, davon die meisten als sog. Vertragsarbeiter. Die wurden für Arbeiten angeheuert, für die in der DDR keine Menschen zu finden waren. Darüber hinaus wurden aber auch insgesamt ca. 10.000 Vietnamesen in der DDR ausgebildet. Zu diesem Kreis gehörten unsere vietnamesischen Begleiter. Es mussten schon in Vietnam bestimmte Prüfungen erfolgreich absolviert sein, um in die DDR zu dürfen. Es war also eher eine Elite, die diese Möglichkeit bekam. Nach der Ausbildung konnte sich eine Tätigkeit als Gruppenleiter für die vietnamesischen Vertragsarbeiter anschließen oder einfach die Rückkehr in das Heimatland.

Diese Vietnamesen fühlten sich damals in der DDR privilegiert. Sie wohnten frei und bekamen während der Ausbildung 270 Ost-Mark monatlich (so zumindest einer unserer Begleiter). Sie nutzten die Möglichkeit, in der DDR zu reisen (in den ohnehin schon preiswerten öffentlichen Verkehrsmitteln zahlten sie nur 25%) und andere Vietnamesen zu besuchen. Sie bauten so eine Art Netzwerk auf.

Nur einer unserer vietnamesischen Begleiter ist auch noch zur Zeit der Wende in der DDR gewesen und auch durch den Westen gereist.

Von der Ausbildung hatten die meisten nichts gehabt. Ein zum Maschinenbau-Ingenieur ausgebildeter Mann bedauerte, dass es bei seiner Rückkehr in Vietnam keine Maschinen und damit keine Arbeit gab. Ein anderer arbeitet heute hauptberuflich als Parkplatzwächter, ein weiterer hatte für die Armee gearbeitet. Diese als deutschsprechende Reiseleiter tätigen Vietnamesen sind inzwischen alle über 60. Allen gemeinsam war ein unglaubliches Detailwissen über ihr Land und dessen Geschichte.


 

Der Tourismus in Vietnam

Erst Ende der 90er begann der Tourismus in Vietnam eine Rolle zu spielen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass man sich erst seit 1997 völlig frei im Land bewegen kann (es besteht aber weiterhin Visa-Pflicht). Seit der Jahrtausendwende boomt der Tourismus. Dabei spielen nicht nur europäische Besucher eine Rolle. Insbesondere Asiaten fahren gern nach Vietnam, weil die klassischen „Strand-Urlaubsländer“ wie Phillipinen und Indonesien nach Terroranschlägen usw. nicht mehr als sicher gelten. Vietnam gilt dagegen als friedliches Land mit geringer Kriminalitätsrate.

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Unser Hotelstrand in Nha Trang

Zahlen

Verlässliche Zahlen habe ich nur bis 2010 gefunden. Danach besuchten in diesem Jahr ca. 5 Mio. Touristen das Land (2004 knapp 3 Mio.). Davon stellen die Chinesen mit knapp 1 Mio. (2004 knapp 800.000) die größte Gruppe (vor Südkorea, USA und Japan mit jeweils knapp 500.000). Frankreich stellt die größte europäische Gruppe (2010 knapp 200.000).

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Unser Hotel in Hoi An

Service

Die touristische Infrastruktur ist also noch relativ neu. Es wird gar nicht so einfach – bzw. unmöglich – sein, ausgebildetes Personal zu bekommen. Man muss sich nur vorstellen, dass die Beschäftigten in einem nach unseren Maßstäben Mittelklasse-Hotel jeden Arbeitstag in einen völlig anderen Kulturkreis eintauchen. Andere Benimm-Regeln, andere Haustechnik, andere Hygiene-Standards. Eine Service-Kraft an der Bar erzählte uns, dass sie sich eine Wohnung mit Eltern, Geschwistern und Großeltern teilt. Es war für sie unvorstellbar, dass unsere Töchter eigene Wohnungen haben.

In den von uns besuchten Hotels spricht das Personal aber mindestens ein paar angelernte Floskeln englisch. Die Aussprache verselbständigt sich dabei manchmal. Es dauert dann, bis man „Pu Du wans i dissit“ als eine Frage nach Dessert entschlüsselt.

Aber wo wir auch hingekommen sind, sind wir zuvorkommend und freundlich aufgenommen worden.

Beschallung

Fast allen besuchten Hotels war – und wenn es nur zum Frühstück war – gemeinsam, dass man mit fieser Musik beschallt wurde und das in einer Endlosschleife. Angesagt sind Dinge wie „Ricky King and his magic Guitar“. In unserem Hotel in Nha Trang lief seine Erfolgs-CD „Griechische Volkslieder oder was man dafür hält“; jede halbe Stunde ist Sirtaki dran. Nächstes Mal spendieren wir eine zweite CD. Auch wenn die Beschallung dezent erfolgt, ist eine Interpretation als subtile Form der Folter nicht abwegig.

Getoppt werden kann das allerdings durch Live-Musik. In Hanoi spielte ein heimischer Musikant zum Essen auf einem elektrisch verstärkten vietnamesischen Ein-Saiten-Instrument. Diese Bauart lässt nicht viele Variationen zu, erinnert entfernt an singende Säge. Trotz der Exotik kamen einem die Klänge bekannt vor: Der Solist intonierte freie Interpretationen von „Warum ist es am Rhein so schön“ und ähnlichen deutschen Volksliedern. Auch der Kanon „Bruder Jakob wurde einstimmig vietnamesiert. Ein schöner Versuch.

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Orchester im Wasserpuppentheater (Hanoi)

Der Fairness halber muss allerdings erwähnt werden, dass wir in Nha Trang Musik vom Feinsten hatten. Eine singende Klavierspielerin, die beides gut konnte, und ein Trio – zwei Gitarren, Kontrabass – die auf Zuruf fast alles spielen – und dreistimmig singen – konnten, was man von ihnen wollte.


 

Der Glaube der Vietnamesen

Long Son Pagode in der Nähe von Nha Trang
Long Son Pagode in der Nähe von Nha Trang

Verlässliche Zahlen über die Religionszugehörigkeit seiner Leute sind kaum zu bekommen. Schätzungen gehen von ca. 20 Mio Buddhisten und 6 Mio Katholiken aus; dies wären damit die größten Kirchen. 81% seiner Leute sollen Atheisten sein. Wenn man den Alltag beobachtet, hat man einen etwas anderen Eindruck:

Der Ahnenkult

Der Ahnenkult spielt eine entscheidende Rolle. In jedem Wohnhaus, was wir sehen, jedem kleinen Familien-Restaurant, gibt es einen kleinen Altar für die Ahnen. Das deckt sich mit den Erzählungen unserer vietnamesischen Begleiter. Auch in ihren Wohnungen gibt es kleine Altäre. Früher seien diese aufwändiger gewesen, wegen der geringen Größe der Wohnungen hat sich auch die Form der Altäre angepasst.

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Altar am Straßenrand (Kippen statt Räucherkerzen

Wie viel vom Ahnenkult auf dem Buddhismus beruht, ist für uns schwer zu erkennen.Eine kleine Begebenheit im Restaurant in Hanoi: Eine Angestellte kniet vor dem Altar, legt die Hände wie zum Gebet zusammen, verbeugt sich und nimmt eine Frucht mit, die vielleicht in der Küche benötigt wird. Das ganze wirkte wie die Entschuldigung für die Wegnahme von Opfergaben.

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Gräber mitten in den Feldern (hier südlich von Saigon am Mekong)

Buddhismus

Uns stellt sich der Buddhismus in Vietnam wie folgt dar:

Der Glaube besagt, dass man nach seinem Tod unter der Erde weiterlebt. Es warten dort 10 Wächter, die wissen, ob man zu Lebzeiten ein guter Mensch war. Das bestimmt, wie gut man es da unten hat. Die 10 Wächterfiguren sieht man in vielen Pagoden meist 5 zur linken und 5 zur rechten Seite.

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Wächter in der But Thap Pagode (zwischen Hanoi und Halong Bay)

Wenn die Menschen beten, reicht es aus, dass einer aus der Familie zu einer Pagode geht; er kann als Vertreter für die ganze Familie gehen und die Wünsche vortragen. Er muss am Anfang des Gebetes aber immer den jeweiligen Namen sagen, damit die Götter wissen, um wessen Wünsche es sich handelt.

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Linh Phuoc Pagode (Dalat) – Susan klebt einen Wunsch an die Götter an eine Glocke

Aber allein kommt man unten nicht zu Recht. Die Nachfahren müssen für einen Sorgen. Sie überlegen, was die Ahnen unten wohl brauchen und kaufen dies aus Papier. Dafür gibt es extra Geschäfte. Beliebt ist natürlich vor allem Papiergeld, dann kann der Verstorbene selbst entscheiden. Diese Stellvertreter-Gegenstände werden verbrannt. Wichtig ist nur, dass Zettel mit dem Namen des Verstorbenen angebracht werden, damit die Sachen unten richtig zugeordnet werden können.

Räucherstäbchen in der Chinesische Versammlungshalle (Hoi An)
Räucherstäbchen in der Chinesische Versammlungshalle (Hoi An)

Bettelmönche wie in Thailand gibt es in Vietnam nicht. Die Mönche werden durch Opfergaben, insbesondere in Form von Geld, finanziert. Überall in den Pagoden gibt es entsprechende Möglichkeiten, Geld zu opfern.

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Opfergaben (Wasser, Bier, Kekse) in der But Thap Pagode(zwischen Hanoi und Halong Bay)

Seine Leute übernehmen gern aus anderen Religionen. So wird Weihnachten überall gefeiert, Ostern und Pfingsten allerdings nur von den Christen. Weihnachten sind – bei allen – sogar Tannenbäume beliebt.Es werden drei Buddhas unterschieden: Der Buddha der Vergangenheit (als Gründer der Lehre), der Buddha der Gegenwart und der Buddha der Zukunft, der die Menschen in einigen Tausend Jahren erlösen soll.

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Jadekaiser Pagode (Saigon)

Aberglaube

Was seinen Leuten gemeinsam zu sein scheint, ist der Aberglaube. In unserem Auto haben wir hinter der Frontscheibe eine kleine Buddha-Statue und auf dem Tacho soll ein kleiner Buddha-Aufkleber wahrscheinlich die Geister der Radar-Geschwindigkeitsmesser gütig stimmen.

Auch in den Tempeln und Pagoden gibt es viele Götter mit Sonderaufgaben, zum Schutz der Fischer, für Fruchtbarkeit, Gesundheit und immer wieder für Reichtum. Für diese Götter gibt es genauso Opfergaben und Räucherkerzen wie für die Buddhas.

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Aus Vereinfachungsgründen gibt es vorformulierte Wünsche. Dann muss man nicht mehr selber schreiben (Thien-Hau-Pagode in Saigon).

Das Arbeitsleben ist nach unserem Kalender organisiert. Für wichtige Ereignisse, Heirat, Moped oder Hauskauf, wird allerdings ein guter Tag nach dem Mondkalender bestimmt. Dazu wird auch gern ein Wahrsager bemüht, der sich mit den guten Tagen auskennt.

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Linh Phuoc Pagode in der Nähe von Dalat (sieht für uns ziemlich kitschig aus)

Seine Leute und der Fußball

Wenn wir erzählt haben, dass wir aus Bremen kommen, war die Reaktion eigentlich immer gleich „wöda bämen“. Irgendwann haben wir verstanden, dass das unser Fußballverein sein sollte. Auffällig war zwar, dass sich alle Deutsch sprechenden Begleiter – teilweise sehr gut – über deutschen Fußball auskannten; die hatten ja hier gelebt. Wir haben noch viel über Rehagel und die alten DDR-Spieler gelernt. Aber auch seine Leute, die in den Hotels arbeiteten, kannten zumindest die Namen der deutschen Vereine. Für uns überraschend: die Bundesliga wird hier aufmerksam verfolgt. Wir haben durch Zufall im Hotel einen vietnamesischen TV-Sender gefunden, der gerade das Spiel Werder:Freiburg (0:3) übertragen hatte mit originärem vietnamesischen Kommentator. In einer ausschließlich von seinen Leuten besuchten Bar liefen zwei Fußballspiele: eines davon war Bundesliga. Das nenne ich mal Globalisierung.


Vietnam heute – exemplarische Betrachtungen

Politik und Medien

Vietnam ist unverändert ein kommunistisches Land. Darüber täuscht die 1986 eingeleitete Politik der Erneuerung nur wenig hinweg. Privatwirtschaft ist möglich, was aber nicht für die Industrien (Stahl, Bergbau, Energie, Zement usw.) gilt. Auch Eigentum an Grundstücken scheint möglich zu sein. Es war aber nicht genau herauszubekommen, ob das „echtes“ Eigentum ist oder eher ein zeitlich begrenztes Recht, eine Art Erbbaurecht (wie in Singapur).

Auch die Presse ist staatlich. Die Zeitung ist inhaltlich fast immer gleich aufgebaut: Auf den ersten beiden Seiten gibt es Berichte über den Abschluss von internationalen Kooperationen im Bereich Bildung, Wirtschaft, was auch immer. Meist wird sogar über Abkommen mit zwei verschiedenen Staaten berichtet. Dann folgen kritische Berichte über das eigene Land: wo muss sich das Volk mehr anstrengen, wo muss der Staat aktiv werden. Häufig werden auch ökologische Probleme thematisiert; das entsprechende Bewusstsein ist also da und wird „von oben“ offensichtlich auch geschärft.

So scheinen die Vietnamesen in vielen Fragen keine Ratschläge zu benötigen. Die Probleme sind bekannt, nur die Lösung ist nicht immer so einfach. Uns war z. B. die Verschmutzung des Wassers in der Halong Bay mit Müll aufgefallen. Zwei Wochen später stand in der Zeitung, dass die Fischer den Auftrag bekommen haben, die Halong Bay davon zu befreien.

Wirtschaft

Aktuell werden Kreditprogramme zur Ankurbelung der privaten Wirtschaft angekündigt. In vietnamesischen Zeitungen wurden Beträge von 2,38 Billionen Dollars allein zugunsten der Thien Thanh Group genannt, darüber hinaus haben Banken Kreditmittel in Höhe von 3,32 Billionen bereitgestellt (Quelle: Viet Nam News vom 26.03.2014). Hoffentlich ist da kein Fehler beim Umrechnen passiert …

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Das Transportwesen …

Zurück zu kleinen Beträgen: Löhne und Gehälter werden an seine Leute grundsätzlich in bar ausgezahlt. Das gilt auch z. B. für Angestellte der internationalen Hotels. Der Durchschnittslohn beträgt in den Städten etwa 300 Euro. Eine Reinigungskraft in einem Hotel verdient etwa 200 Euro.

Das Hauptproblem ist, dass Kern-Industrien immer noch staatlich sind. Das von Vietnam selbst gesteckte Ziel, bis 2020 eine Industrienation zu werden, soll lt. einem UNO-Bericht nur schwer zu erreichen sein. Zu viele Bereiche sind ineffizient. Das muss wohl als klare Kritik an der Planwirtschaft bewertet werden. Aber immerhin: die staatliche Presse hat darüber berichtet.

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… noch Potenzial

Ebenso wurde darüber berichtet, dass die staatlichen Lobster-Farmen ihre Ziele nicht erreicht haben. Es hat einen 20(!!)-Jahresplan gegeben, der verfehlt wurde.

Es bleibt abzuwarten, wann sich Vietnam auch hinsichtlich der Industrien öffnet und die Planwirtschaft aufgibt.

Handelsstufen

Es gibt in Vietnam noch kaum Supermärkte. Die Versorgung für den Alltag erfolgt auf den großen Märkten und Markthallen oder bei den unzähligen kleinen mobilen und stationären Händlern an der Straße, wobei die meisten auf eine Warengruppe spezialisiert sind. Dabei gibt es offenbar sehr viele Handelsstufen:

In China-Town in Saigon unterscheiden sich die Geschäfte auf den ersten Blick kaum von anderen. Wir erhielten aber die Info, dass es sich nur um Großhändler handelt. Hier werden nur große Gebinde abgegeben. Kräuter in KG, Stoffe in Metern, Opfergaben in Kartons usw. Wenn in diesen kleinen Läden schon die Großhändler sitzen, muss es noch eine Handelsstufe darüber geben. Bei diesen Großhändlern kaufen jedenfalls die Händler auf den Märkten ein, bei den Händlern auf den Märkten die Straßenhändler (die ja nur jeweils wenig Ware mitführen können), die aber ihren Marktvorteil haben, weil sie näher an den Verbrauchern sind, und eine günstigere Kostenstruktur aufweisen (die Straßenhändler arbeiten illegal, zahlen also weder für einen Standplatz noch Steuern).

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Lebensmittel – wahlweise zubereitet – in Hanoi

Bei den vielen Händlern an den Landstraßen können die Mopedfahrer (u. a.) Benzin literweise etwas teurer als an der Tankstelle kaufen (dort haben es die Händler in 20-Liter-Kanistern gekauft). Das hat aber den Vorteil, dass die Moped-Fahrer nicht aufpassen müssen und einfach ihren Tank leer fahren können, denn ganz egal, wo man ausrollt, wird man immer einen Liter Sprit kaufen können.

Infrastruktur

Schon im Juni 2010 wurde von der National-Versammlung der Bau einer Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Hanoi und Saigon beschlossen. Kosten: 56 Billionen Dollar. Ursprünglich war als Fertigstellung 2020 avisiert. Das darf aber bezweifelt werden; es gibt – soweit ersichtlich – noch keine konkreten Planungen.

Dabei wären Infrastrukturmaßnahmen wichtig. Die Hauptbahnverbindung zwischen Hanoi und Saigon ist zurzeit überwiegend einspurig. Die Anzahl der Zugverbindungen kann also gar nicht ohne weiteres erhöht werden, weil Begegnungen nur in bestimmten Bereichen möglich sind.

Bahnhof in Quy Nhon
Bahnhof in Quy Nhon

Auf den Straßen sieht es ähnlich aus. Die Hauptstraße zwischen Hanoi und Saigon ist – abgesehen von einigen Stadtdurchfahrten – zweispurig. Das klappt zurzeit noch einigermaßen, weil die Geschwindigkeit von Mopeds und LKW bestimmt wird. Sollte sich der Individualverkehr auch nur ein bisschen vom Moped zum Auto verlagern, würde nichts mehr gehen.

Dabei können aber noch freie Ressourcen genutzt werden. In der vietnamesischen Zeitung wurde bemängelt, dass das Transportwesen in Vietnam das teuerste in Südost-Asien ist. Es gibt 11.000 überwiegend kleine Unternehmer mit Transportlizenzen (3.000 für Personen-, 8.000 für Güterbeförderung). 70% der Rückfahrten erfolgen jedoch mit leeren LKW, weil es keine Logistik für die weitere Transport-Vermittlung gibt.

LKW am Wolkenpass
Leerer LKW am Wolkenpass

Hinsichtlich der Straßen gibt es ein deutliches Nord-Südgefälle. Um Saigon sind wir sogar auf Autobahnen gefahren. Wo die Straßen im Norden noch gebaut werden (fast die gesamte Strecke zwischen Hanoi und der Halong Bay), sind sie im Süden bereits fertig.

Das gilt z. B. auch für eine U-Bahn. während sich diese in Hanoi noch in der Planung befindet, ist in Saigon mit dem Bau bereits begonnen.

Dalat in der Nähe des Marktes
Dalat in der Nähe des Marktes

Gemeinsam ist den Metropolen die schlechte Luft. Nicht umsonst werden Gesichtsmasken verwendet. Das wirkt, als wenn sich eine Nation geschlossen zu einem Banküberfall vorbereitet. Die Masken sollen übrigens nicht nur vor dem Smog schützen, sondern auch vor der Sonne. Insbesondere bei den Asiatinnen gilt eine weiße Haut als schick.

In den Restaurants

In den Restaurants von etwas besseren Hotels kann man immer auch europäisch essen. Das ist aber deutlich teurer als die vietnamesische Küche. Ich vermute, dass es damit zusammenhängt, dass Zutaten – wie z. B. Filetsteak vom Angus – importiert werden und möglicherweise mit Eingangsabgaben belastet sind.

Es gibt ein klares Stadt/Land-Preisgefälle. In Hanoi war das Hotelrestaurant am teuersten (und nicht besonders gut). Hier konnte man aber auch leicht auf andere Restaurants ausweichen. In Hue, Hoi An, Nha Trang oder Dalat und auch in Saigon konnten wir selbst in den Hotel-Restaurants vietnamesische Gerichte für ca. 8 Euro bestellen; das Essen war immer gut, teilweise exzellent. Für ein Bier ist in den Hotels mit ca. 3 Euro zu rechnen. Wein ist überall relativ teuer. Ein Glas mit 0,1 liegt regelmäßig über 6 Euro. Dabei gibt es einheimischen Wein; den haben wir aber nur in Dalat bekommen. Der kostet weniger als die Hälfte und ist nicht schlecht.

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Schnelle Mahlzeit am Straßenrand (Hanoi)

In den typischen kleinen Restaurants wird man auch für 1,50 Euro satt. Dabei kann es durchaus passieren, dass man als Europäer andere Preise zahlt; es bleibt aber billig, wie auch das Ambiente und die Hygiene …

Wohnungen und Grundstücke

Die Grundstückspreise in den Städten explodieren. Vor einigen Jahren kostete eine Wohnung in Nha Trang noch 2.000 Dollar, heute sind es 50.000 Dollar.

in den Wohnungen gibt es (meist) Strom (hier Hanoi)
in den Wohnungen gibt es (meist) Strom (hier Hanoi)

In Saigon im Zentrum belaufen sich die Mieten für eine Wohnung auf mehr als ein Durchschnittsgehalt. Unser vietnamesischer Begleiter – er sprach offensichtlich von seiner eigenen Situation, ohne das ausdrücklich zu sagen – teilte sich eine 100qm-Wohnung mit etwa 10 Personen. Das sei normal in Saigon. Der Wunsch möglichst im Zentrum zu wohnen ist groß. Eine kleine Siedlung mit Wellblechhütten am Mekong soll aufgelöst und die Leute in neu gebaute Blocks an der Peripherie umgesiedelt werden. Die Leute wehren sich mit Händen und Füßen.

Sprache

Schon im 18. Jahrhundert hat ein französischer Missionar für die Schriftsprache eine Alphabetisierungsnorm entwickelt (mit unglaublich vielen Akzenten oben und unten, die die Aussprache regeln). Die Wörter im vietnamesischen sind nie länger als fünf Buchstaben. So sind z. B. auch die Städtenamen Ha Noi und Sai Gon eigentlich jeweils zwei Wörter. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde diese Schriftsprache auch verbindlich eingeführt.

Einer unserer vietnamesischen Begleiter hat uns über seine Sprache aufgeklärt. Das ist total einfach: Es gibt keine Zeiten, keine Konjugationen. Verben werden immer im Infinitiv verwendet. Das muss man sich etwa so vorstellen:

  • Er gehen Hause heute
  • Wir gehen Hause gestern

Es ist ja klar, was Vergangenheit, was Einzahl und was Mehrzahl ist. Die Schwierigkeit liegt aber in der Aussprache. Es gibt unglaublich viele gleiche Wörter, die sich aber in der Aussprache, insbesondere in der Tonhöhe unterscheiden. Das ist für uns eine Herausforderung. Es hat jedenfalls immer zur Erheiterung beigetragen, wenn ich Bestellungen in der Landessprache versucht habe.

Die Asiaten

Für uns sehen ja alle Asiaten irgendwie gleich aus. Natürlich haben wir versucht herauszubekommen, ob es sich bei Gruppen, denen wir begegnet sind, um Vietnamesen, Chinesen, Thais oder was auch immer handelt. Beim Besuch des Palastes der Wiedervereinigung wies unser vietnamesischer Begleiter auf eine andere Reisegruppe und meinte „Koreaner“. Das war die Chance; ich fragte ihn, woran er das erkennt: „An der Sprache“. Immerhin beruhigend, dass er da auch nicht weiter ist als wir.

Aber: Nord-Vietnamesen können wir schon von denen aus den Süden unterscheiden. Die Hautfarbe ist im Norden generell heller als im Süden, die Sprache klingt härter; im Süden ist der Dialekt weicher. Unser vietnamesischer Begleiter im Süden, Herr Dung, wollte uns in einem Restaurant helfen. Er meinte, dass er auch aufpassen muss, dass er keine Touristen-Preise bezahlt, da man ihn sowohl an der Hautfarbe als auch am Dialekt als Mann aus Saigon erkennen würde – weniger als 300 km von seiner Heimat entfernt.

 

Singapur -13.-15.03.2014

Singapur im Überblick

Singapur_MapSingapur ist etwas kleiner als Berlin bei einer deutlich größeren Einwohnerzahl:

Fläche: 712 km2zum Vergleich Berlin: 891 km2
Einwohner: ca. 5,3 Mio – zum Vergleich: Berlin 3,37 Mio
BIP / Einwohner: 49.271 $ – zum Vergleich: BRD 43.742 €

Der Stadtstaat verteilt sich auf eine Hauptinsel, drei größere Inseln und 56 weitere kleine Inseln. Er liegt zwischen Malaysia und Indonesien.

  •  76,8 % der Bevölkerung sind Chinesen, 13,8 % Malaien, 7,9 % Inder, 1,4 % andere.
  •  In Singapur halten sich ca. 1,2 Mio Gastarbeiter und Ausländer (ohne den Status als Staatsbürger oder Permanent Resident) ständig in Singapur auf.
  •  Es gibt vier Amtssprachen: Chinesisch, Englisch, Malaiisch und Tamil.
  •  ca. 33% der Bevölkerung sind Buddhisten, 18% Christen, 11% Taoisten und 5,1% Hindus; 17% bekennen sich zu keiner Religion.

Singapurs Rolle in Südostasien

Singapur spielt als Bankenzentrum in Asien eine ähnliche Rolle wie die Schweiz in Europa. Politische Stabilität und ein etabliertes Bankgeheimnis machen Singapur zum Ziel von Schwarzgeld aus den von Korruption gebeutelten Nachbarstaaten. Nachdem die Schweiz ihr Bankgeheimnis lockern musste, ist viel Vermögen aus der Schweiz nach Singapur abgewandert. In Singapur wird 14% des grenzüberschreitend angelegten Weltvermögens verwaltet (Quelle: Spiegel 44/2013 S. 75). Niedrige Steuersätze von max. 20%, für Unternehmen von 17%, machen den Stadtstaat attraktiv für Firmenniederlassungen. So unterhält die deutsche Bank dort eine Niederlassung mit mehr als 2.100 Beschäftigten. Die Deutsche Bank hat in Singapur im Freihafen Platz für 200 Tonnen Gold angemietet. Produziert wird in Singapur allerdings fast nichts mehr; das passiert in den deutlich billigeren Nachbarstaaten.

DSC05884Offenbar wird gut in die Infrastruktur investiert. Singapur führt die Liste der TUSS- und PIRLS-Studie 2011 an (Anteil der Viertklässler, die ein hohes schulisches Niveau erreichen). Deutschland befindet sich hier auf Platz 22; Hongkong übrigens auf Platz 3 (Quelle TIMSS & PIRLS Study Center, Boston College).

Politische und wirtschaftliche Entwicklung

Fullerton Hotel im Vordergrund
Fullerton Hotel im Vordergrund

Singapur ist schon während der Zeit als britische Kolonie aufgrund seiner günstigen Lage ein wichtiger Warenumschlagplatz gewesen. 1963 in eine Föderation entlassen, wurde Singapur erst 1965 unabhängig, und das letztlich nur, weil in Singapur damals Unruhen herrschten und in Malaysia befürchtet wurde, dass diese auf ihr Land übergreifen konnten. Singapur wurde also aus der Föderation quasi rausgeschmissen. In Singapur waren dann viele Probleme wie Massenarbeitslosigkeit, Knappheit an Ressourcen (Wohnraum, Rohstoffe, Ackerland) zu lösen.

Singapur ist im Prinzip eine parlamentarische Demokratie. Es gab aber auch schon mal 18 Jahre (bis 2011) überhaupt keine Wahl, weil die Wahlkommission nur einen Kandidaten für das Amt des Präsidenten akzeptierte …

China Town
China Town

Heute gibt es zahlreiche (vermeintliche?) Widersprüche. Singapur zählt zu den am stärksten deregulierten und privatisierten Volkswirtschaften der Welt. Andererseits ist der Wohnungsmarkt stark reguliert.[1] Es gibt z. B. ein Gesetz, nach dem eine staatliche Lizenz erforderlich ist, wenn mehr als drei Menschen öffentlich über Politik, Religion oder innere Angelegenheiten des Staates reden wollen. Politische Freiheit sieht anders aus. Aber das autoritäre politische Staatswesen ist geprägt von konfuzianisch geprägter Ethik, Korruption eher nicht vorhanden.

[1] Diese Information stammt von Wikipedia und ist auch nicht falsch. Während der Stadtrundfahrt erhielten wir die Information, dass Singapur bei Wohnungen eine Eigentumsquote von über 90% hat. Finanzierungshilfen sind Teil des staatlichen Sozialsystems (dazu später mehr). Vor diesem Hintergrund muss man dann „staatliche Regulierung“ allerdings auch bewerten.

Freiheit sieht anders aus. Aber das autoritäre politische Staatswesen ist geprägt von konfuzianisch geprägter Ethik, Korruption eher nicht vorhanden.

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Raffles Hotel

Singapur – 13.03.2014

Die Gangway aus dem Flugzeug war mit dickem Teppich belegt. Dieser setzte sich – wenn auch nicht mehr ganz so dick – im gesamten Flughafengebäude fort. Wie man den wohl immer sauber bekommt … ?

Raus aus der Flughafen-Halle empfing uns Singapur mit 38 Grad feuchter Wärme.

Das erste einheimische Essen

Wegen der Zeitumstellung konnten wir vom Frühstück im Flieger direkt zum Abendessen übergehen. Um vorsichtig anzufangen, wollten wir es erst einmal im Hotel versuchen. Hier gab es gleich mehrere Restaurants. In ein italienisches zu gehen, erschien uns in Singapur unpassend. Und so viel die Wahl letztlich auf „Cantonesische Küche“. Am Tisch fiel sofort auf: Nur Stäbchen. Mist! Unserer Wahl fiel schließlich auf Peking-Ente, die man bei uns wegen der erforderlichen Vorbestellung eigentlich nie isst. Damit es nicht so langweilig wird, sollte es als zweites Gericht eine andere Zubereitungsart der Ente sein.

Die sich daran anschließende Bestellung dauerte ewig. Hier nur einige Ergebnisse der Unterhaltung: Bei der anderen Zubereitungsart der Ente sollte es sich ebenfalls um Peking-Ente handeln (weshalb stand das dann separat und kostete 2 Singapur-Dollar weniger?). Als ich die Frage aufschnappte, ob unsere reizende Bedienung etwas für uns vorbereiten sollte, war ich mit meinem „Yes please“ sehr schnell. Die Frage, ob die Haut extra serviert werden sollte, verneinten wir. Eine gute Wahl, so würde sie es auch am liebsten mögen. Ein solches Urteil von Einheimischen muss nicht immer eine Empfehlung sein, in diesem Fall fühlten wir uns aber gut beraten.

Aber zuerst gab es einen „Gruß aus der Küche“. Sah aus wie frittierte Fischhaut, roch wie frittierte Fischhaut, war frittierte Fischhaut.

Es dauerte nicht lange und uns wurde dann eine halbe Ente im Stück präsentiert. Jetzt begann die Vorbereitung. Die Ente wurde filetiert, kleine Stücke in dünne Reisfladen gelegt und gefaltet. Die chinesische Antwort auf die Tortilla. Das Ganze wurde in einer Holzkiste serviert. Lecker.

Peking Ente
Peking Ente

Stadtrundfahrt – 14.03.2014

Die Reiseleiterin während einer Stadtrundfahrt war Deutsche und lebte schon seit 30 Jahren in Singapur. Damals sei die Stadt noch eine stinkende Kloake gewesen. Erst in den letzten 20 Jahren begann die Entwicklung zum heutigen Singapur; mit Todes- und Prügelstrafe aber so gut wie keiner Kriminalität. Polizei ist praktisch nirgends präsent. Die Abschreckung reicht offenbar aus.

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Auf der Stadtrundfahrt haben wir die ersten Häuser gesehen, die älter als 20 Jahre sind. Die Ethnien hatten früher ihre eigenen Stadtteile (Inder, Malayen, Chinesen). Diese Bezirke mussten Neubauten weichen, so dass von der eigentlichen Altstadt nicht mehr viel zu sehen ist. Little India besteht nur aus ein paar Straßenzügen. China-Town lohnt allerdings noch einen Besuch. Bemerkenswert ist in Singapur die Nähe von Moschee, buddhistischem Tempel und christlicher Kirche.

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Man respektiert sich und geht sich nicht gegenseitig auf die Nerven: Der Muezzin verzichtet auf seine lautstarken Aufrufe zum Gebet, die christlichen Kirchen auf ihr Glockengeläut und die Hindus auf ihre Trommeln. Alles nicht freiwillig, aber Teil einer Vereinbarung.

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Masjid Sultanspalast

Abends durch Singapur

Ich hatte Plakate gesehen, dass die Rolling Stones morgen in Singapur auftreten. Der Concierge meinte aber: Ausverkauft. Schade.[1]

[1] Das Konzert haben wir dann am 19.06.2014 in Düsseldorf nachgeholt.

Die Aussage „keine Polizei-Präsenz“ muss ich etwas relativieren. Wenn man genau hinsieht, erkennt man überall Überwachungskameras.

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Kameras an einem U-Bahn-Ausgang

So what … Wir machen uns auf den Weg durchs abendliche Singapur und werden Zeuge eine abendlichen Laser-Show über der Marina Bay. Irgendwann erreichen wir Boat Quay, die Schlachte von Singapur, nur größer und lauter. Die Preise sind relativ hoch. Ein Bier (0,3) ist hier nicht unter 6 Euro zu bekommen. Diese Preise gelten auch für die schicken Boulevards und Malls. Wir schlagen uns bis China-Town durch (noch traditionell mit Stadtplan, obwohl ich die Karte von Singapur auf dem Handy habe). Eine ganz andere Welt. Hier kostet alles weniger als die Hälfte. Man könnte für 4 Euro gut satt werden, wobei viel „Was ist denn das?“ angeboten wird.

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Hier gibt es noch viele Gar-Küchen. Diese wurden aber auf feste Plätze verwiesen und werden stark kontrolliert. Die hygienischen Verhältnisse sollen daher sehr gut sein. Das gilt auch für eine öffentliche Toilette auf einer „Fressmeile“ in China-Town. 

Wir probieren Kokos-Nuss-Milch (aus der frischen Kokos-Nuss, die direkt mit einem riesigen Messer aufgeschlagen wird, Strohhalm rein und fertig) und ein Tiger-Bier.

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Das Sozialsystem in Singapur

Von der Reiseleiterin haben wir einige Dinge über das Sozialsystem erfahren:

In Singapur beträgt die Eigentumsquote bei Wohnungen mehr als 90%. Wer nur wenig verdient, hat Anspruch auf subventionierte Wohnungen. Die Finanzierung erfolgt auf doppelte Art und Weise über einen Sozialfonds. Wer arbeitet, zahlt hier etwa 20% (+ ein paar Zuschläge) ein. Dieses Geld wird teilweise zur Wohnungsfinanzierung zur Verfügung gestellt, teilweise kann der Eigentümer seinen Finanzierungsanteil für die Wohnung ebenfalls über diesen Fond finanzieren. Im Ergebnis bezahlen untere Einkommensschichten ihre Wohnungen so allein durch die Beiträge in den Sozialfonds.

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Buddha Tempel

Eine Arbeitslosenversicherung und Arbeitslosengeld gibt es nicht. Die Arbeitslosenquote beträgt aber auch nur 1,9%.

Eine Krankenversicherung ist ebenfalls unbekannt, die Krankenhausversorgung allerdings frei. Dafür gibt es bestimmte Quoten: Wer ein billiges Krankenhaus wählt, hat ein bisschen für den Arzt frei, wer teuer wählt, zahlt insoweit selbst.

Das System scheint zu funktionieren. Einen wesentlichen Teil wird dazu auch die Erziehung beitragen, die stark konfuzianisch geprägt ist. „Disziplin, Manieren, Respekt vor dem Alter“ (Original-Ton Reiseleiterin) sind hier Tugenden, die von Kindes Beinen an selbstverständlich sind. Wir haben viele Schulkinder (alle in Uniform) gesehen, die von den jeweiligen Aufsichtspersonen immer schnell in Reih und Glied gebracht wurden. Mädchen mit langen Haaren dürfen nur mit Zöpfen oder Pferdeschwanz in die Schule. Den Jungen sagt der Lehrer, wenn es Zeit für den Friseur wird.

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Botanischer Garten

Während es früher unterschiedliche Stadtviertel für die einzelnen Ethnien gab, passt man jetzt auf: Sobald in einem neuen Wohnviertel eine Ethnie einen bestimmten Anteil erreicht hat, dürfen hier z. B. keine Chinesen mehr einziehen, sondern nur noch Malayen oder Inder – und umgekehrt. Ghettos sollen vermieden werden. 

15.03.2014

Frühstück

Das Frühstücksbuffet ist unglaublich vielfältig. Es gibt viele Abteilungen „Was ist denn das?“ (z. B. Aloe Vera-Kompott: lecker) und eine Abteilung „Wir schmeißen nichts weg“. Hier kann man Teile von Tieren in unterschiedlichen Aggregatzuständen bewundern. Das wäre immerhin die Möglichkeit, sich der heimischen Küche vorsichtig zu nähern. Wir haben aber entschieden, uns zur Gruppe der temporären Vegetarier zu bekennen und verzichten darauf, unsere Sensorik weiter zu entwickeln.

Auf zum National Museum

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Das National Museum

Danach geht es zu Fuß Richtung National Museum. Was nervt, ist – wie auch schon zeitweise in den vorangegangenen Tagen – ein leichter Brandgeruch. Der kommt aus Indonesien herüber und stammt von den Brandrodungen. Und ich dachte, dies passiert eher heimlich.

Das Museum hat sich gelohnt. Liebevoll gestaltete Räume informieren über die Geschichte Singapurs. Nur ein Detail: Die fliegenden Küchen – die Hawker – hatten Ende des 19. Jahrhunderts insbesondere deshalb ihre Existenzberechtigung, weil das Verhältnis männlich/weiblich 90/10 war. In der Männergesellschaft dienten diese also der allgemeinen Nahrungsversorgung, waren – ohne große Wege – überall verfügbar.

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Selbstversuch

Auf dem Rückweg – bei wieder rund 38 Grad und sehr hoher Luftfeuchtigkeit – entschieden wir uns für eine Annäherung an die einheimische Ernährungsgewohnheiten und bestellten landestypische Eisbecher. Da kann man nicht viel falsch machen – dachten wir. Susan hatte Matcha; dies bestand überwiegend aus einem grünen Sorbet. Eher geschmacksneutral mit leichter Fischnote. Wir tippen auf Algen (bei unserem letzten Frühstück haben wir das als Saft getrunken; das Zeug nennt sich hier Sea-Gras).[1] Ich hatte das konzentriert als grüne Kugel, da war der Geschmack schon intensiver. Beide hatten wir eine dunkelbraune Eis-Kugel mit Spuren von Schalen, die auf braune Bohnen schließen ließen. Bei mir war das Bohnen- und Algen-Eis gebettet auf mehreren eckigen Flummi-Ballen, offenbar irgendein Abfallprodukt der heimischen Kautschuk-Industrie.

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Wir haben Fotos gemacht und diese gleich online gestellt, um nachfolgende Generationen zu warnen.

[1] Später stellte sich heraus, dass es sich bei Matcha wohl um einen Tee handelt.

Der letzte Abend in Singapur

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Hindu Tempel

Wir haben unser Geld gezählt (ca. 35 Euro) und beschlossen, nichts mehr umzutauschen. Auf zu einer Mall in der Nähe und dort einen der Nachfolger der Gar-Küchen aufgesucht. Es handelte sich nicht um eine der Luxus-Malls, entsprechend preiswert war das kulinarische Angebot bei einer enormen Auswahl: Thai, cantonesisch, indisch, japanisch, Nudeln- oder Reisspezialisten. Die Auswahl war schnell getroffen. Kurz in der Schlange warten, dann wurde uns ein Tisch zugewiesen. Fisch-Curry für ca. 8 Euro, Nudeln mit Hähnchen-Filet ca. 7 Euro, einheimischen Tiger-Bier mit knapp 6 Euro ziemlich teuer. Das Essen war lecker, das Bier auch.

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Abendliche Laser-Show vor Marina Sands

Wir haben uns dann wieder zu Fuß aufgemacht durch das abendliche Singapur; ein paar Singapur-Dollar wollten ja auch noch hier bleiben. Vielleicht ist es nicht besonders schlau, Singapur ausgerechnet zu Fuß zu erkunden; denn das U-Bahn und Busnetz ist gut und sehr preiswert. Auch Taxen sind überall verfügbar und sollen ebenfalls preiswert sein. Aber zu Fuß bekommt man irgendwie mehr von der Atmosphäre einer Stadt mit. Dazu gehört eben auch die Temperatur mit knapp 40 Grad – auch abends. Wir sind schließlich nur rund 150 km vom Äquator entfernt.

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An diesem Abend haben wir aber eine Entdeckung gemacht und eine Erklärung dafür gefunden, weshalb auf den Straßen relativ wenig Menschen zu sehen sind: Das Leben spielt sich unter der Erde ab. Malls werden unterirdisch durch andere Malls verbunden. Wir hätten den Weg vom Hotel zum Museum vom Vormittag fast komplett klimatisiert unterirdisch zurücklegen können. Und dieser Weg wäre letztlich nichts anderes als eine Shopping-Mall gewesen.

Fazit

Wir haben Singapur in der trockensten Zeit seit der Gründung erlebt (mehr als 5 Wochen ohne Regen). Für die Stadt ist das insofern problematisch, als sie nur noch die Hälfte des Trinkwassers aus Malaysia importiert und die andere Hälfte selbst produziert. Dazu gehört auch das Auffangen von Regenwasser. In der Zeitung gab es daher schon Tipps zum Wasser sparen. Aber an unserem Abreisetag hat es geregnet – und wie.

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Oben auf dem Hotel Marina Sands

Wir hatten drei wunderschöne Tage in einem sehr schönen Hotel. Mit Singapur haben wir eine Metropole erlebt, die in den letzten 30 Jahren einen beispielhaften Aufstieg erlebt hat, der insbesondere basiert auf

  • Hafen und Handel,
  • Dienstleistungen (insbesondere wohl Finanzsektor)
  • und schon an dritter Stelle Tourismus.

Klassische Produktion trägt kaum noch zur Wirtschaftsleistung bei.

Singapur, die Stadt der kilometerlangen Einkaufs-Malls mit Marken-Shops vom Feinsten auf mehreren Ebenen. Die ganze Stadt hat eine positive Ausstrahlung, auch wenn man überall sieht, dass es wenig gewachsene Strukturen gibt, sondern alles am Reißbrett geplant wurde. Zur Ausstrahlung tragen aber auch die Menschen bei, wobei jeder auf seine Art glücklich zu sein scheint. Das ist natürlich eine oberflächliche Betrachtung, aber unser Eindruck.

Simbabwe – Victoria Falls (20.05.-21.05.2015)

Zimbabwe

Fläche: 390.757 qkm (Vergleich Deutschland 357.340 qkm)
Einwohner:        13,0 Mio.
Bruttoinlandsprodukt/Einwohner: 355 US$

Zimbabwe hieß früher Rhodesien. Eine weiße Minderheitsregierung erklärte 1965 einseitig die Unabhängigkeit von Großbritannien, blieb aber zunächst innerhalb der unter der britischen Krone.

Anders als Namibia und Botswana ist Zimbabwe inzwischen eine Diktatur und wird seit 1980 von Mugabe regiert, der die demokratischen Strukturen langsam auflöste und seine Macht 2013 nur durch Wahlfälschungen weiter sichern konnte. Das Land ist deutlich ärmer, was man allerdings in der von uns bereisten Gegend um die Victoria-Fälle nicht merkt. Die wirtschaftlichen Probleme verschärften sich seit 1980, weil viele Einwohner europäischer Herkunft das Land verlassen haben. Das ist u. a. auf die seit dem Jahr 2000 erfolgten Enteignungen (mehr als 11 Mio ha) zurückzuführen. Seit 2005 ist insgesamt ein Bevölkerungsrückgang zu verzeichnen, der auch auf Abwanderung zurückzuführen ist.

Während sich Namibia nur die eigene Währungspolitik spart und die Währung an den südafrikanischen Rand koppelt, verzichtet Zimbabwe komplett auf eine eigene Währung, die u. a. wegen Inflation weitgehend wertlos geworden war. Es wird praktisch ausschließlich in amerikanischen Dollar bezahlt, aber auch der Euro und der Rand sind als Währung zugelassen.

In Simbabwe beträgt der Anteil der Christen sogar 85 %.


 

Auf nach Zimbabwe (20.05.2015)

Mit einem Zwschenstopp geht es mit einer kleinen Maschine zum Airport Kansane, der an der Grenze zu Simbabwe liegt.

Brandschutz am Air-Strip: Vier Sandeimer
Brandschutz am Air-Strip: Vier Sandeimer

Nach den Ausreiseformalitäten in Botswana geht es ein paar 100 Meter weiter, wo uns unfreundliche Beamte erwarten und das Eintrittsgeld für Zimbabwe als Visum kassieren. Eine gefühlte Ewigkeit führt uns dann eine schnurgerade Straße durch eine Landschaft wie in der Geest. Dichtes Buschwerk und Bäume rechts und links. Auch der Fahrer schläft fast ein …

Das Elephant Camp

Elefant im Elephant Camp
Elefant im Elephant Camp. Es handelt sich um ehemalige Arbeitselefanten, die hier ihr „Gnadenbrot“ bekommen.

Den Namen „Camp“ hat es eigentlich nicht verdient. Denn „Camp“ bedeutet wecken zwischen 05:00 und spätestens 06:00 Uhr. Hier wird gar nicht geweckt, Frühstück frühestens 07:30. Wir werden trotzdem gegen 06:00 wach, sind längst zu Naturburschen mutiert, deren Tagesrhythmus durch Sonnenauf- und -untergang bestimmt wird. Und nun dieser Hauch von Zivilisation: Das erste Gebäude mit festem Mauerwerk statt Zeltplanen seit etwa drei Wochen, und WLAN …

In Sichtweite die Victoria Fälle
Von der Terrasse in Sichtweite die Victoria Fälle

Sambesi

Am Nachmittag brechen wir auf zu einer Bootstour auf dem Sambesi. Würden nicht manchmal Hippos schnaufen, könnte man glauben, man sei auf dem Rhein unterwegs, denn die Vegetation an den flachen Ufern wirkt genauso.

Flusspferde im Sambesi
Flusspferde im Sambesi

Regelmäßig weist der Captain auf Vögel am Flussufer hin. Unseren englischen Freunden hätte es gefallen.

Kudu zum Dinner

Zum Dinner gibt Kudu-Filets. Oryx haben wir schon häufig gegessen. Das war immer lecker. Kudu schmeckt so ähnlich, wie das Tier aussieht. Etwas gröber und „dunkelbraun“. Ich schwanke zwischen „ganz ok“ und ein bisschen eklig.

Auch wenn man den Dunst über den Victoria Fällen vom Camp aus sehen kann, erst als wir im Bett liegen, hört man die Fälle auch. So ähnlich wie bei einem Urlaub am Meer.

Gepard zum Frühstück (21.05.2015)

Nach dem Frühstück gibt es Gepard. Das Camp kümmert sich um einen Geparden, der als Baby - nachdem Löwen seine Mutter getötet hatten - mit der Flasche aufgezogen wurde und Auswilderungsversuche erfolglos blieben.
Der Gepard Sylvester

Nach dem Frühstück gibt es Gepard. Das Camp kümmert sich um einen Geparden, der als Baby – nachdem Löwen seine Mutter getötet hatten – mit der Flasche aufgezogen wurde und Auswilderungsversuche erfolglos blieben. Es ist schon ein besonderer Moment, wenn ein ausgewachsener Gepard auf die Terrasse kommt, während man gerade seine Kaffeetasse zum Mund führt. Das Tier ist viel größer, als ich es mir vorgestellt habe. Wir können ganz nah heran und ihn sogar streicheln. – Hard to beat.

Das Tier ist viel größer, als ich es mir vorgestellt habe. Wir können ganz nah heran und ihn sogar streicheln. - Hard to beat.

Victoria-Falls

Auf dem Weg zu den Falls machen wir halt bei einem Baobab, mit 1.700 Jahren der älteste Baum Zimbabwes und deshalb von zwei Wärtern bewacht.
Baobab

Auf dem Weg zu den Falls machen wir halt bei einem Baobab, mit 1.700 Jahren der älteste Baum Zimbabwes und deshalb von zwei Wärtern bewacht.

Helicopterflug über die Victoria-Fälle
Helicopterflug über die Victoria-Fälle

Am Anfang steht ein kurzer Helicopter-Flug. Obwohl wir mit fünf Personen in eine Kleinstkabine geschoben wird, in der jeder auf dem Schoß des anderen zu sitzen scheint – und leider kann man sich die Schöße nicht aussuchen -, gelingt das Atmen und den Blick über die grandiosen Fälle zu genießen – das lenkt etwas vom ungewollten Hautkontakt zu den mitfliegenden Amerikanern ab.

Hier stürzt der Sambesi auf einer Breite von 1.700 Meter bis zu 110 Meter tief in eine nur etwa 50 Meter weite Schlucht.
Hier stürzt der Sambesi auf einer Breite von 1.700 Meter bis zu 110 Meter tief in eine nur etwa 50 Meter weite Schlucht.

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An den Fällen angekommen, gibt es einen Regenüberzieher und einen Schirm. Mein Versuch, den Regenschirm abzuwehren, bleibt erfolglos. Glücklicherweise, denn der Weg gegenüber den Fällen erweist sich teilweise als Dauerdusche mit 500% Luftfeuchtigkeit.

Kaum zu glauben, dass ausgerechnet dieser Teil der Fälle ab etwa Oktober völlig trocken ist, weil der Flusslauf dann nur noch wenig Wasser führt.

Anders als vom Helicopter aus kann man die gewaltige Schönheit der Fälle bei dem Spaziergang teilweise nur erahnen, man steht in einer Dunstwolke. Kaum zu glauben, dass ausgerechnet dieser Teil der Fälle ab etwa Oktober völlig trocken ist, weil der Flusslauf dann nur noch wenig Wasser führt.

Anders als vom Helicopter aus kann man die gewaltige Schönheit der Fälle bei dem Spaziergang teilweise nur erahnen, man steht in einer Dunstwolke.
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Brücke nach Sambia
Brücke nach Sambia

Okavango-Delta – Botswana (16.05.-19.05.2015)

Botswana

Fläche:                  581.730 qkm (Vergleich Deutschland 357.340 qkm)
Einwohner:        2,0 Mio. (davon etwa 2 % europäischer Abstammung)
Bruttoinlandsprodukt/Einwohner: 7.800 US$

map. Botswana
Reiseroute

Botswana ist etwas kleiner als Namibia, aber ähnlich dünn besiedelt. Der größte Teil der Landesfläche besteht ebenfalls aus Wüste bzw. Halbwüste. Das Land war britische Kolonie und ist seit 1966 eine selbständige Republik. Es gilt als Muster für Demokratie in Afrika. Es gibt kaum Korruption (die niedrigste in ganz Afrika; der Korruptionsindex ist geringer als z. B. in Spanien, Italien oder Polen). Die Währung – der Pula – ist entsprechend stabil. Aber Botswana ist eines der Länder mit einer sehr hohen HIV-Infektionsrate (23% aller Erwachsenen).

Auch hier sind als Folge der Missionierung etwa 50 % der Bevölkerung Christen (meist Protestanten).

Neben den Bodenschätzen (70% des Exports entfallen auf Diamanten), der Fleischproduktion spielt der Tourismus eine große wirtschaftliche Rolle.


Okavango-Delta – Kanana Bush Camp (16.05.2015)

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Das Camp ist praktisch nur durch die Luft zu erreichen, denn es liegt mitten im Okavango-Delta und ist von zahlreichen Wasserläufen umgeben.

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Auf dem Weg vom Air-Strip zum Camp sehen wir schon einen Leoparden und zwei sehr relaxte Löwenmännchen.

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Insbesondere für einen Leoparden haben wir schon deutlich mehr Aufwand betrieben.

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Am Nachmittag geht es dann noch einmal raus in die völlig veränderte Landschaft. Aufgrund des Wasserreichtums ist alles grün. Lässt man den Blick schweifen, könnte es sich auch um eine Gegend in Niedersachsen, wenn nicht gerade eine Giraffe herumsteht.

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So schön das Camp ist, das Dinner war das lausigste, was wir je bekommen haben. Fast rohe Kartoffeln, mit einem Klacks farb- und geschmackloser Reis-Pampe („Risotto“) und einem Stück Knochen vom Ochsenschwanz (aber am nächsten Tag haben war es schon viel besser).

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Unsere Unterkunft. Direkt in den Weidegründen der Flusspferde. Morgens werden wir von bewaffneter Begleitung abgeholt und nach Sonnenuntergang wieder entsprechend eskortiert.

Während in den Camps in der Wüste oder Halbwüste nachts der Wind meist der lauteste Begleiter war, machen wir hier eine neue Erfahrung.

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Nachtaktiver Krachmacher

Tausende von kleinen Fröschen sorgen für eine gewaltige Geräuschkulisse, aber nur bis etwa 03:00 Uhr. Gegen 05:00 beginnen dann allerdings die Vögel mit ihrem Konzert. Man hätte also eine ruhige Stunde, wenn nicht die Flusspferde – die nachts auf der Suche nach Grünzeug quer durch das Camp marschieren – mit ihrem riesigen Resonanzkörper grunzen würden.

Die Afrikaner haben hier teilweise putzige Vornamen. Waren es in Namibia auch bei den Schwarzen noch uns geläufige Namen wie Johann oder Richard, treffen wir hier auf Owner, Foster (wie das Bier), Lucky oder Barbie (die glücklicherweise noch sehr schlank ist).

Mokoro-Tour (17.05.2015)

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Nach dem Frühstück (wecken um 06:00 Uhr) geht es zunächst mit einem ziemlich flotten Boot durch die Sümpfe. Auf einer Insel steigen wir um in ein Mokoro. Ein Einbaum (der inzwischen aus einer Plastikpalme hergestellt wird), der von Foster mit einer Stange – fast wie eine Gondel in Venedig – durch die Sümpfe manövriert wird. Eine herrliche Landschaft, unzählige Vögel und Tiere am Ufer.

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Letschwe – eine Antilope, die ausschließlich am seichten Wasser lebt

Der Blick auf die unbeschreibliche Natur wird nur unterbrochen durch Überlegungen „Wie komme ich aus diesem Ding bloß wieder raus“. Da wir einen „Bush-Stop“ brauchen, können wir das gleich ausprobieren. Wir setzen auf einer Insel auf und versuchen, Leben in die eingeschlafenen Beine zu bringen. Es klappt. Toilette auch.

Safari zu Fuß (18.05.2015

Bevor wir zum nächsten Camp aufbrechen, unternehmen wir einen Walk durch die Wildnis. Obwohl wir sehr viel leiser sind als im Auto, kommen wir als „Fußgänger“ weit weniger nah an die Tiere heran als im Jeep. Die Fahrzeuge sind den Tieren offenbar geläufiger.

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Wir beobachten Stachelschweine beim Sex; das hat sogar unser Guide noch nicht gesehen.

Warzenschweine haben Spaß
Warzenschweine haben Spaß

Obwohl der Guide ein Gewehr bei sich hat, ist die Entspannung weg, als wir auf frische Spuren eines Leoparden treffen. Er muss ganz in der Nähe sein, war aber offenbar schon bei der Jagd in der Nacht erfolgreich.

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Okuti Camp

Auf zum nächsten Camp. Wir haben ein riesiges Zelt, allerdings mit einem ziemlich kleinen Bett. Das sei die Honeymoon-Suite. Die heißt wahrscheinlich so, weil in dieser kleinen Schlafstelle kuscheln gar nicht zu vermeiden ist. in der Nacht wird es lausig kalt. Morgens waren es nur 7 Grad. Da hat man sich Afrika anders vorgestellt.

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Links ist unser Zelt im Okuti-Camp

19.05.2015

Menschen, putziger als Tiere

Wir haben ja schon Menschen unterschiedlichster Nationalitäten und Mentalitäten kennengelernt. Eine Amerikanerin ist mit ihrem Mann und den zwei Töchtern unterwegs und im Busch immer mit Kamera und einem riesigen Stativ. Wenn sie das Stativ aufgebaut hat, sind die Tiere immer schon weg. Sie hält aber optimistisch an ihrer Strategie fest.

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Ältere Engländer erschweren regelmäßig das Vorankommen. Da es auf der Insel offenbar nur wenige Vögel gibt, wollen sie dieses Defizit in Afrika ausgleichen. Bei jedem kleinen Piepmatz muss der Jeep anhalten und unter lautem „Ah“, „Oh“ und „beautiful“ wird die Kamera gezückt und diskutiert, um welche Spezies es sich handeln könnte.

„Can we stop please?“ – Das Auto hält an.
„I think there was a yellow-green Woover Weafer with nice colours“
„Can we go back please?“ – Der Jeep setzt zurück.
„I think there where two!“
Der Jeep hält; alle Augen links. Nichts außer Wildnis.
„I think it is gone.“ – Dann fahren wir weiter

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Unterwegs notiert er alle Namen der gesehenen Tiere (daher auch das genaue Nachfragen nach den Bezeichnungen). In der Pause werden diese mit einer vorbereiteten Liste verglichen und dort abgehakt. So haken sich die beiden durch Afrika.

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Die englischen Birdwatcher: Ja wo laufen sie denn …

Über Geschmack lässt sich nicht streiten

Heute gibt es wieder Bush-Lunch.

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An einem See mit Krokodilen und Nilpferden ist eine Tafel vorbereitet.

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Im Gespräch geht es um die Essgewohnheiten der unterschiedlichen Nationalitäten. Die Afrikaner vom Camp verziehen das Gesicht, wenn sie hören, dass in Asien Schlangen, Ratten oder Hunde gegessen werden. Ihnen wird richtig schlecht, als sie hören, dass insbesondere in Frankreich Froschschenkel als Delikatesse gelten.

Bootstour mit Engländern

Nachmittags geht es auf zu einem Trip ins Delta. Die gleiche Besetzung wie am Vormittag im Jeep. Das gleiche Spielchen: „Can we stop? I think there was a little Red headed Wakong Peepmatz“. Der Guide geht mit seinem Boot genauso brutal um, wie mit seinem Jeep. Auf dem Rückweg werden wir noch kurz verfolgt von einem Hippo, dass wir aber erfolgreich abhängen.

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Morgen reisen wir ab. Die Schweizer sind morgen allein unterwegs mit den englischen Vogelfreunden. Ein Ganztagesausflug, sie freuen sich schon …

 

Etosha, Ongama, Okonjima, Maun (12.-15.05.2015)

Fahrt durch den Etosha zum Ongama Tree Top Camp (12.05.2015)

Falco – unser neuer Guide – ist Deutsch-Namibier aus Swakopmund. „Die schönste Stadt der Welt“ wie er meint. Wir sind höflich und widersprechen nicht.

Hier im Park schlafen die Nashörner direkt an der Straße. Kein Vergleich mit den scheuen Nashörnern im Damaraland.
Hier im Park schlafen die Nashörner direkt an der Straße. Kein Vergleich mit den scheuen Nashörnern im Damaraland.

Er hat es schwer mit uns, weil wir schon ziemlich alles an Tieren gesehen haben und uns die Fahrt zum nächsten Camp durch den Etosha Park führt; den größten Teil der Strecke sind wir gestern schon mit Zuma gefahren. Aber es ist ganz interessant, nun Erklärungen auf Deutsch zu hören.

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Das Ongama Tree Top Camp ist komplett auf Stelzen gebaut, so dass die bewaffnete Begleitung am Abend entbehrlich ist. Löwen mögen keine Treppen (bei Leoparden wäre ich mir da nicht so sicher …).

Ongama Tree Top Camp
Ongama Tree Top Camp

Wir schlafen „offen“, d. h., die Plane nach vorn zum Wasserloch bleibt offen. Eine neue Erfahrung.

Außenduschen (Photomitte) kennen wir schon aus anderen Camps. Genauso offen wie hier unsere Schlafstelle …

Dachs im Bett

Kein Vergleich mit dem, was ich beim Einsteigen ins Bett erlebt habe: ich fühle etwas Warmes, flauschiges mit Kurzhaarfell. Dieses Etwas stellt sich tot, bewegt sich nicht und entpuppt sich letztlich als Wärmflasche mit Frotteebezug … An sich eine gute Idee, aber eine Ankündigung wäre nett gewesen. In der nächsten Hütte schläft ein Schweizer Paar, dass wir schon im vorherigen Camp kennengelernt haben. Hier ist die Frau zuerst ins Bett gekrabbelt und hat fast einen Herzkasper gekriegt.

13.05.2015: Etosha National Park

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Morgens vor unserer Hütte

Vormittags geht es noch einmal in den Etosha Park. Wir fahren zur Etosha-Pfanne. Ein riesiger ausgetrockneter See. Die Vegetation um die Pfanne und die Pfanne selbst erinnern an das Wattenmeer bei Ebbe.

Etosha-Pfanne
Etosha-Pfanne

Hier machen wir einen Test: Falco bringt den Verbandskasten des Autos 100 Schritte in die platte „Pfanne“ und wir sollen diese mit geschlossenen Augen erreichen. Susan driftet nach links und meine Abweichung nach rechts beträgt fast 20 %. Dieser Test hilft uns, wenn wir uns mal in der Wüste verirren …

Abreise (14.05.2015)

Für uns ist ein gesonderter Tisch zum Frühstück gedeckt inkl. einer Flasche Sekt (ich habe Geburtstag). Nach Sekt ist uns allerdings um diese Zeit noch nicht.

Okonjima Bush Camp

Unsere nächste Station auf dem Weg nach Windhoek liegt in Otjiwarongo. Das Camp ist sehr luxuriös. Unsere Unterkunft ist gemauert (keine Zeltwände mehr) und lässt sich sogar abschließen. Das sind wir nicht mehr gewohnt. Das Camp arbeitet mit der AfriCat Foundation zusammen, ist also spezialisiert auf Geparden und Leoparden. Auf geht es also am Nachmittag zur Suche nach den Katzen mit dem modischen Fell. Beide gelten als sehr schwierig aufzuspüren. Da in dem Reservat insbesondere die ausgewilderten Tiere mit einem kleinen Sender versehen sind, versucht unser Guide die Tiere mit einem Empfänger zu orten. Wir kommen so bis auf ca. 15 Meter an einen Leoparden heran, haben aber keine Chance, weil er sich im dichten Busch versteckt hält. Auf dem Rückweg haben wir aber Glück, steigen aus dem Wagen und kommen bis auf wenige Meter an drei schlafende Geparden heran. Hard to beat!

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Susan hat geplaudert und so weiß Rick – unser Katzen-Spürhund – dass ich Geburtstag habe.  Er holt eine Gitarre und am Lagerfeuer gibt es dann „Oh Baby, I love your way“ (oder so ähnlich) und natürlich „Happy Birthday“.  Auch mit ausreichendem Abstand vom Feuer sitze ich wie auf Kohlen, denn ich muss noch duschen und es bleibt nicht mehr viel Zeit zum Dinner.

Wir haben zum Dinner einen Tisch mit unseren Schweizer Bekannten und Falco. Die Zeit ist jetzt reif für den Sekt, den das Haus auch hier bereitgesellt hat. Ein schöner Abend.

Leopard und Flug nach Maun (15.05.2015)

Wieder früh aufstehen, denn schon vor dem Frühstück geht mit Rick erneut los, um den Leoparden zu sehen. Viel Zeit haben wir nicht, weil wir um spätestens 09:00 los müssen, wenn wir unseren Flieger in Windhoek erreichen wollen. Aber wir haben Glück:

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Ein Leopard in freier Savanne. Es gelingt Rick mit ca. 10 Meter Abstand über eine lange Strecke parallel zum Leoparden zu fahren. Das verspätete Geburtstagsgeschenk.

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Flug nach Maun

Die Strecke nach Windhoek ist langweilig, immer gerade aus, Busch-Savanne zu beiden Seiten. Der Flug führt uns schon mal nach Victoria Falls, weil wir hier zwischenlanden. In der Ferne konnte man die Wasserfälle beim Anflug schäumen sehen.

Royal Tree Lodge

Maun erscheint uns als typische Kleinstadt in Afrika; wie gut, dass wir unseren Weg zum Camp nicht suchen müssen, sondern abgeholt werden. Da wir jetzt für lange Zeit in der Wüste und im Busch gewesen sind, und wir afrikanische Städte gar nicht kennen, erscheint uns alles wenig einladend. Die Lodge überrascht dann allerdings. Im Hauptgebäude ist bereit ein Tisch für ca. 16 Leute gedeckt. Alles wirkt sehr edel mit dem Charme der 50er Jahre (oder was wir uns darunter in Afrika vorstellen).

Royal Tree Lodge in Maun: Auf zum Dinner, dass sich als große Show entpuppte. Eine Trommel lud an den Tisch; ich saß neben dem Hausherren, einem etwa 60jährigen Schwarzafrikaner - den wir Onkel Tom tauften - , der die Unterhaltung über den gesamten Tisch ein wenig steuerte. Eine Dame an der Stirnseite forderte zum Gebet auf und dann kam die Vorspeise. Während der Unterhaltung ergab sich, dass wir am Tisch u. a. mit drei texanischen Paaren saßen, die eine Klinik für Frühgeborene gründen wollten. Eine farbige Priesterin, die den Tisch sehr gut mit interessanten Details und netten Geschichten unterhielt, sollte morgen die Gründungsfeierlichkeiten leiten.
Royal Tree Lodge in Maun

Unser Zelt ist dann eher einfach, mit Außendusche, aber auch wieder zum Abschließen. Dann auf zum Dinner, dass sich als große Show entpuppte. Eine Trommel lud an den Tisch; ich saß neben dem Hausherren, einem etwa 60jährigen Schwarzafrikaner – den wir Onkel Tom tauften – , der die Unterhaltung über den gesamten Tisch ein wenig steuerte. Eine Dame an der Stirnseite forderte zum Gebet auf und dann kam die Vorspeise. Während der Unterhaltung ergab sich, dass wir am Tisch u. a. mit drei texanischen Paaren saßen, die eine Klinik für Frühgeborene gründen wollten. Eine farbige Priesterin, die den Tisch sehr gut mit interessanten Details und netten Geschichten unterhielt, sollte morgen die Gründungsfeierlichkeiten leiten, zu der u. a. auch die Tochter eines der texanischen Paare anreisen würde, um dies mit ihrer Hochzeit zu kombinieren (zurück in Texas sollte dann noch einmal mit 250 Gästen gefeiert werden …).

Ongava Game Reserve + Etosha (10.-12.05.2015)

Der Flug heute ist mit 1:30 Stunden noch etwas länger als der letzte, dafür die meiste Zeit relativ ruhig. Da es an Bord sonst kein Entertainment gibt, schmeißt der Pilot aber ab und zu den Achterbahn-Simulator an …

Gnus
Gnus

Die Landschaft hat sich völlig verändert. Die gebirgige Wüstenlandschaft ist einer flachen Savanne mit üppiger Vegetation gewichen. Auf dem Weg vom Airstrip kommen wir kaum im Camp an, weil dauernd Tierherden zu bestaunen gibt: Zebras, Impalas, Warzenschweine, Gnus, Wasserböcke und Springböcke.

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Das Camp ist um ein Wasserloch gebaut. Als wir ankommen und auf die Terrasse des Hauptzeltes gebeten werden, tummeln sich unmittelbar davor ca. 40 verschieden Tiere, teilweise nur 4 Meter entfernt. Man hat das Gefühl, in einem Zoo zu sein, nur das die Verhältnisse hier umgekehrt sind.

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Vor unserem Zelt müssen erst einmal ein paar Impalas und Wasserböcke verscheucht werden, die mitten im Weg herumstehen. Es erscheint nun verständlich, dass es strikt verboten ist, vor Sonnenauf- und nach Sonnenuntergang das Zelt allein zu verlassen (nur in bewaffneter Begleitung) oder auf der Terrasse zu sitzen. Es müssen ja nicht immer Impalas sein die im Weg herumstehen …

Sundowner einmal anders

Zum Sundowner bleiben wir in der näheren Umgebung, aber an Tieren ist so ziemlich alles dabei einschl. Giraffen und Rhinos, für die ich im Rhino-Camp 13 Stunden unterwegs war.

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Hier handelt es sich allerdings um die white Rhinos (fressen Büsche), sondern um nicht ganz so scheuen Black Rhinos (eher Grasfresser). Die White Rhinos sind übrigens die einzigen Tiere, die Zweige im 45-Grad-Winkel abbeißen – wichtig zum Fährtenlesen.

Es folgt ein unvergessliches Erlebnis: Wir spüren eine etwa 18köpfige Löwengruppe auf und parken den offenen Land Rover etwa zwei Meter vor dem ersten Tier. Den Löwen gefällt das nicht, so dass sie etwas Platz machen, was aber nun bedeutet, dass wir von Löwen umringt sind.

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Aber die wollen noch nicht mal spielen, liegen nur faul und inzwischen auch wieder ganz entspannt in der Gegend herum. Den Job, uns zu beobachten, nehmen der Reihe nach unterschiedliche Löwenweibchen war. Inzwischen sind auch wir ganz entspannt. Die Sonne ist gerade hinter dem Horizont verschwunden, höchste Zeit für den Sundowner. Es war zwar nicht so geplant, aber wir bleiben dafür jetzt besser im Wagen. Gin Tonic in einer Löwengruppe. Hard to beat!

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Inzwischen ist es fast dunkel und langsam kommt Leben in die Gruppe. Die Löwen machen sich fertig zur Jagd. Drei Weibchen bleiben zurück, um auf den Nachwuchs – 4 oder 5 Löwenbabies – aufzupassen. Zusammen mit den Jägern machen auch wir uns auf den Weg; unser Dinner ist allerdings schon vorbereitet.

Da es schon dunkel ist, werden wir von einem mit Gewehr bewaffneten Guide zu unserem Zelt gebracht, schnell duschen und wieder in bewaffneter Begleitung zum Essen. Wir wissen ja, dass die Löwen auf Jagd sind …

Ausflug in den Etosha (11.05.2015)

Die Etosha-National Park ist ein riesiges, flaches Savannen-Gebiet. Bäume wechseln sich mit Büschen ab, diese mit Gras und dann wieder umgekehrt.  Das Auge verliert sich am Horizont; kein Berg zu sehen. Nach den beeindruckenden Landschaften, in denen wir gewesen sind, ist das hier eher langweilig. Aber das Gebiet ist unglaublich reich an Tieren.

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Zebra-Streifen im Etosha

Wir haben z. B. mittags das Glück, dass eine große Elefanten-Gruppe auf dem Weg zu einem Wasserloch direkt an unserem Jeep vorbeizieht.

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Alle Tiere hier aufzuführen ist schier unmöglich. Am Nachmittag auf der Rückfahrt schaut man sich nach einer Herde Giraffen gar nicht mehr um. Es muss schon ein Löwe sein …

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Abreisetag – Kurzausflug um 05:30

Zuma hat uns zu einem Ausflug noch vor dem Frühstück ermuntert.

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Irgendwann steigen wir aus, um näher an Rhinos heranzukommen, bis die Tiere sich bewegen, glücklicherweise von uns weg … Zuma hat ein Gewehr dabei und sichert ständig, denn die Löwen können noch unterwegs sein.

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Die Schatten im Vordergrund sind wir. Vorn die Rhinos und hinten die Löwen …

Bald sehen wir, dass das tatsächlich noch der Fall ist. Denn wir finden vier Löwenbabys allein mit zwei Teenagern, die aufpassen sollen.

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Die Herde ist noch unterwegs. Die Kleinen spielen unbekümmert im Morgengrauen und auch die Aufpasser haben ihren Spaß und führen Scheinkämpfe in einer großen Sandgrube aus.

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Auf geht es zurück zum Frühstück. Zuma erhält einen Funkspruch, wird nervös und wechselt die Richtung und gibt Vollgas, soweit dies in dem Gelände möglich ist. Bald haben wir sein Ziel erreicht:

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Die Löwen haben eine große Antilope erlegt und die zwei männlichen Löwen haben bereits mit der Mahlzeit begonnen. Bald sind auch die Weibchen dran und dann sehen wir auch die Löwenbabys – in Begleitung – kommen. Fast 20 Löwen machen sich gleichzeitig an ihrer Beute zu schaffen. Dabei wird ordentlich krach gemacht …

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Nach dem Frühstück geht es dann per Auto mit unserem neuen Guide Falco – einem Deutsch-Namibier- Richtung Etosha Park.